Mandzukic, Pizarro, Gomez – Das Überangebot im Sturm des FC Hollywood
Deutschland 11.Juli.2012 Michael Prügl 0
Der FC Bayern hat mit Mario Gomez einen der erfolgreichsten Stürmer der letzten Jahre in seinen Reihen, im gesamten Offensivbereich der Bayern findet man eigentlich nur Hochkaräter. Trotzdem hat es mit den erhofften Titeln nicht geklappt, in der Bundesliga und im Cup wurde man von siegeshungrigen Dortmundern regelrecht zerstört, darauf folgte die bittere Niederlage in der Champions League. Präsident Uli Hoeneß versprach für die kommende Saison eine „Bombe“ für die Offensive. Mit Mario Mandzukic und Claudio Pizarro verstärkten sich die Münchner mit zwei Topstürmern aus der Bundesliga, zudem kommt mit Xherdan Shaqiri ein Toptalent für die Flügel. Nun stellt sich allerdings die Frage, ob diese Spieler nur als Druckmittel für die Bank geholt wurden oder ob einer von ihnen wirklich als „Bombe“ bei den Süddeutschen einschlagen kann.
Die Frage nach dem System
Alle 55 Spiele der abgelaufenen Saison begann der FC Bayern im gewohnten 4-2-3-1 – System mit einem Solostürmer, welcher in 87 % der Spiele Mario Gomez hieß. Nun verfügt Bayern zwar über drei Topstürmer, allerdings ist es sehr unwahrscheinlich, dass man vom Grundsystem abweicht. Trotzdem bieten die neuen Gesichter auf der Bank Trainer Jupp Heynckes einiges mehr an Möglichkeiten als ihre Vorgänger. Beispielweise kann gegen defensivere Gegner auch einmal mit zwei Stürmern agiert werden, da jetzt mit Pizarro und Mandzukic zwei Stürmer von hoher Qualität vorhanden sind. Im Gegensatz zum alternden Ivica Olic und dem talentierten Nils Petersen sind die beiden Neuen echte Verstärkungen, welche auch großen Druck auf den Stammplatz von Mario Gomez ausüben werden. So ist auch eine klassische 4-4-2 – Raute mit nur einem defensiven Mittelfeldspieler, vorzugsweise Bastian Schweinsteiger, und einem offensiven Mittelfeldspieler, beziehungsweise auch einer hängenden Spitze denkbar. Es gibt sogar eine Konstellation, welche alle drei Stürmer mit einbezieht, nämlich jene mit Pizarro als hängender Spitze hinter Gomez und Mandzukic. Trotzallem ist eine solche Formation nicht als Startformation zu erwarten, sondern eher als eine Art Letzte-Chance-Variante, falls die Bayern unbedingt ein Tor benötigen. Die Grundausrichtung bleibt mit Sicherheit beim 4-2-3-1, interessant ist hierbei nur der Platz im offensiven Mittelfeld, welchen zuletzt meist Toni Kroos oder Thomas Müller innehatten. Wie schon erwähnt ist auf dieser Position auch Claudio Pizarro einsetzbar, was er in seiner letzten Saison als Alleinunterhalter des SV Werder Bremen mehrmals zeigte. Auch Mandzukic ist ein spielender Stürmer, der sich anders als Gomez auf die Position der hängenden Spitze zurückfallen lassen könnte. Da diese Überlegung mit einer hängenden Spitze deutlich offensiver ausgelegt wird als jene mit Kroos oder Müller, ist in dieser Formation hinter der Offensivreihe neben Bastian Schweinsteiger ein zweiter 6er zu erwarten, also nicht unbedingt Kroos, der öfter als zurückgezogener 8er auf dieser Position gespielt hat sondern eher ein Spielertyp wie Luiz Gustavo. Interessant wird hierbei noch das Gerücht rund um eine Verpflichtung von Javi Martinez von Athletic Bilbao, welcher Gustavo wohl aus der Aufstellung drängen würde. Allerdings liegen die Ablöseforderungen der Basken bei rund 40 Millionen Euro, man darf also gespannt sein, ob es die Bayern wagen eine solch hohe Summe zu riskieren.
Shaqiri und Dante nur Backups?
Mit Xherdan Shaqiri vom FC Basel und Dante von Borussia Mönchengladbach haben die Bayern zwei weitere Spieler geholt, welche allerdings zunächst eher als Backups gedacht sind. Vor allem bei Shaqiri wird es interessant wie er sich bei den Bayern durchsetzen kann, denn auf den Flügeln sind die Münchner mit Robben und Ribery exzellent besetzt. Allerdings zeigte Arjen Robben zuletzt immer wieder Formschwächen (wie auch bei der EURO), was natürlich für Shaqiri interessant werden könnte. Das Talent um einen formschwachen Robben längerfristig zu ersetzten hat er sicherlich, allerdings stellt sich die Frage wie sich der Youngster in München einlebt. Auf der anderen Seite wird sich auch Robben wieder erholen und in Topform, sowohl fußballerisch als auch mental, ist ihm ein Stammplatz in der Formation der Bayern sicher. Somit wird Shaqiri wohl vor allem Druck auf Robben ausüben und zunächst nur zu Kurzeinsätzen kommen. Ähnlich sieht die Situation beim Brasilianer Dante aus, welcher aus Gladbach geholt wurde. Mit Holger Badstuber und Jerome Boateng verfügt der FC Hollywood auch in der Innenverteidigung über talentierte Spieler, allerdings ist die Chance für Dante, sich gegen einen der beiden durchzusetzen wesentlich größer als jene von Shaqiri über die Flanken. Nachdem Boateng als Außenverteidiger bei der EM nicht immer zu überzeugen wusste, bleibt abzuwarten ob er sich in der Innenverteidigung wieder besser anstellt. Falls er auch hier unkonzentriert auftritt, steigen die Chancen für Dante auf einen Platz neben Holger Badstuber, welcher ebenso nicht unumstritten ist. Es wird sich auf der Position des Innenverteidigers ein interessanter Kampf entwickeln, wobei hier auch die Harmonie eine große Rolle spielen wird. Mit Dante haben die Bayern auf jeden Fall ein gutes Backup für die beiden Herren in der Innenverteidigung, trotzdem bleibt das Abwehrzentrum die vielleicht größte Schwäche der Bayern.
Fazit
Mit den Verstärkungen Pizarro und Mandzukic haben die Bayern zwei Spieler geholt, die auf Bundesliga-Ebene überzeugt haben, allerdings bleibt abzuwarten ob sich diese Spieler im Vergleich mit den europäischen Topmannschaften in der Champions League als echte „Bomben“ erweisen können. Interessant wird auch sein, ob Heynckes weiter auf Mario Gomez vertraut, sollte dieser einmal Ladehemmung haben. Auf jeden Fall hat der FC Bayern einen konkurrenzfähigen Sturm, welcher anders als in der letzten Saison, auch variabel ist. Heynckes kann mit den drei vorhandenen Stürmern taktisch einige Überraschungen zeigen und man muss nicht in jedem Spiel mit Gomez als Solospitze rechnen. Trotz der Qualitäten bleibt abschließend zu kritisieren, dass die Bayern statt mit Edin Dzeko einen echten Topstürmer europäischen Formats, zwei Bundesliga-erprobte Stürmer geholt haben, welche möglicherweise nicht die Qualitäten haben einen Mario Gomez in Trefferlaune auszustechen. Mit den restlichen Verstärkungen rund um Shaqiri, Dante & Co. hat der FC Bayern nicht seine Startformation, sondern eher seine Bank verbessert. Es gilt abzuwarten ob mit Javi Martinez noch eine echte Top-Verstärkung kommt oder ob die Bayern auf Kontinuität setzten und mit einer (fast) identen Stammformation in die neue Saison starten.
Michael Prügl, abseits.at
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