Match of the Day: FC Bayern München vs. Hertha BSC
Deutschland 21.September.2016 Ral 0
Kann Hertha im Spitzenspiel auch die Bayern überraschen? Bessere Voraussetzungen dafür gab wohl schon lange nicht mehr.
FC Bayern
Die Euphorie um die Ancelotti-Bayern, die nach dem 6:0 –Auftakterfolg gegen Werder Bremen herrschte, ist schon wieder merklich abgeebbt. Nach zwei Arbeitssiegen in der Bundesliga gegen Schalke und Ingolstadt kommen vor allem seriöse deutsche Medien wie die Zeit oder Süddeutsche Zeitung zu dem Schluss, dass Bayern unter Ancelotti u.a. an taktischer Finesse eingebüßt hat.
Und wirklich: in den Spielen gegen Schalke und Ingolstadt wurden einige strukturelle Probleme im Spiel des deutschen Rekordmeisters offenbar. Immer wieder klaffen in der Defensive einige Lücken, wird das Positionsspiel nicht sauber ausgeführt und sich in der Offensive zu oft auf die individuellen Fähigkeiten der Protagonisten verlassen.
Zwar schreiben wir erst den vierten Spieltag, aber eine taktische Dominanz wie noch unter Ancelotti-Vorgänger Pep Guardiola war bisher in noch keinem Pflichtspiel zu sehen. Dass der Spanier jedoch im Trainer-Bereich als eine Ausnahmeerscheinung gilt, stellt er gerade wieder bei Manchester City unter Beweis.
Nicht falsch verstehen, das soll keine Kritik an der Arbeitsweise von Ancelotti per se sein. Für ein endgültiges Urteil über den FC Bayern unter seiner Verantwortung ist es ohnehin noch zu früh. Gewisse Auffälligkeiten bzw. Unterschiede im spielerischen Ansatz des Italieners und von Guardiola lassen sich jedoch nicht von der Hand weisen. Vielleicht tut den Bayern die Abkehr von der oft dogmatischen Herangehensweise ihres vormaligen Coachs auf lange Sicht sogar gut? Trotzdem wirken die Münchner, anders als phasenweise unter Guardiola, derzeit schlagbar.
Verzichten muss Ancelotti gegen Hertha auf Douglas Costa (Muskelverletzung im Oberschenkel) und Holger Badstuber (Aufbautraining). Arjen Robben konnte dafür wieder im Kader stehen. Auch Jerome Boateng meldete sich wieder gesund, ein Platz in der Startelf kommt aber wohl noch zu früh.
Hertha BSC
Einst pries der ehemalige Berliner Bürgermeister die stets klamme deutsche Hauptstadt unter dem Motto „arm – aber sexy an“. Ein paar Marketingleute haben nun für den größten Berliner Verein den Slogan „we try, we win, we fail“ ersonnen. Von dem ganzen PR-Quatsch einmal weg und auf das Sportliche bezogen, wäre die Abwandlung „we try… – and we score!“ passend.
Die bisherigen drei Saisonsiege beruhen nämlich auf einer beispiellosen Berliner Ergiebigkeit im Angriff. Im Ranking der Schüsse pro Spiel liegt Hertha mit im Schnitt zehn Versuchen nur auf Rang 15. Trotzdem erzielt die Mannschaft zwei Tore pro Spiel – also Effizienz pur.
Weiteres Faustpfand der Hauptstädter in der noch jungen Saison ist die Defensive. Nur ein Tor kassierte die Hertha-Abwehr in den ersten drei Spielen. Summa summarum steht nun der zweite Platz, punktgleich mit Tabellenführer und heutigem Gegner Bayern München. Nicht nur die Abwehr um die sehr stabile Viererkette Peter Pekarik, Sebastian Langkamp, John Brooks (bzw. Niklas Stark) und Marvin Plattenhardt überzeugt bisher, auch das defensive Mittelfeld – Duo Per Skjelbred und Fabian Lustenberger räumt bereits in der Zone vor dem letzten Drittel einiges ab. Vor allem der vor der Saison von Dardai heftig kritisierte Lustenberger fand offensichtlich zurück zur alter Zweikampf-und Laufstärke. Die Rolle von Torhüter Rune Jarstein, der eine unglaubliche Ruhe ausstrahlt, darf dabei auch nicht unterschätzt werden.
Der offensiv auffälligste Akteur ist der Ex-Bayer Mitchell Weiser, der nahtlos an die Form der letzten Saison anknüpft. Die Rolle des 22-Jährigen im Team verschob sich im Vergleich zur vergangenen Spielzeit jedoch weiter nach vorne, in der er vorwiegend die Position des rechten Außenverteidigers bekleidete.
Zusätzlich zu pass kommt Trainer Dardai, dass er auf eine eingespielte Mannschaft vertrauen kann. Die erste Elf erfuhr praktisch keine Veränderung, sodass die bereits vorhandenen Automatismen erneut greifen.
Falls Vladimir Darida wirklich für das Spiel gegen die Bayern ausfallen sollte, wäre das ein herber Schlag für Dardai. Der Tscheche erfüllt im Hertha-Spiel die Rolle der Lunge im Mittelfeld und ist aufgrund seines hohen läuferischen Aufwands kaum zu ersetzen. Auch Innenverteidiger Brooks fehlt wohl erneut, genau wie Neuzugang Ondrej Duda.
So könnten sie spielen:
Bayern München: Neuer – Lahm, Javi Martinez, Hummels, Alaba – Xabi Alonso – Kimmich, Thiago – Müller, Ribery – Lewandowski
Hertha BSC: Jarstein – Pekarik, Langkamp, Stark, Plattenhardt – Lustenberger, Skjelbred – Weiser, Stocker (Darida), Haraguchi – Ibisevic
Daten & Fakten zum Spiel
Bayern hat die ersten sechs Pflichtspiele gewonnen und damit einen neuen Startrekord aufgestellt. Zwar gewann man bereits unter Otto Rehhagel dieselbe Anzahl Spiele zum Start, aber mit der schlechteren Tordifferenz.
Die Berliner haben alle neun Spiele in der Allianz Arena gegen Bayern verloren.
Der letzte Auswärtssieg der Berliner in München datiert aus dem Jahre 1977. Bayern hat die letzten 21 Heimspiele gegen Hertha nicht verloren.
Bayern hat 18 der letzten 20 Heimspiele in der Bundesliga gewonnen.
Bayern gewann wettbewerbsübergreifend die letzten 10 Spiele gegen Hertha.
Ral, abseits.at
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