In Hannover ist ein Streit ausgebrochen. Es geht dabei um nicht weniger, als um die Zukunft des Vereins. Der Präsident von Hannover 96, Martin... MenschensKind – Die Situation bei Hannover 96

In Hannover ist ein Streit ausgebrochen. Es geht dabei um nicht weniger, als um die Zukunft des Vereins.

Der Präsident von Hannover 96, Martin Kind, erinnert mit seinem markanten Kinn, der Glatze und den stechenden Augen an einen Bösewicht aus dem James-Bond-Universum. Eine ähnliche Rolle nimmt er derzeit auch für die Ultras und viele andere Mitglieder des Vereins ein. Der Unternehmer – Kind verdient sein Geld mit einer Firma für Herstellung von Hörgeräten – will seit Jahren die alleinige Macht im Verein. Bislang hat ihn daran die sogenannte 50+1 – Regel gehindert, die im deutschen Fußball aktuell noch Gültigkeit besitzt. Ganz kurz gesagt soll diese garantieren, dass der Verein und die Mitglieder auch weiterhin das letzte Wort haben. Die Einflussnahme von Investoren oder andere Figuren von außen auf die Geschicke des Vereins ist dadurch begrenzt.

Genau diese Regel ist für Kind seit Langem ein echtes Ärgernis. Er sagt: „Rechtlich hat sie keine Zukunft. Sie verzerrt den Wettbewerb. Ich empfehle daher den Fortfall dieser Regel.“ Es gibt jedoch, wie überall, eine Ausnameregelung, die für Werksvereine, wie Bayer Leverkusen oder den VfL Wolfsburg gilt. Sie besagt, dass Investoren, die sich seit mehr als 20 Jahren im Verein engagieren, ihren Einflussbereich vergrößern können, ohne Schwierigkeiten bei der Lizenzierung zu erhalten. Kind zog vor ein Schiedsgericht, um diese Ausnahmeregelung auch für sich und andere geltend zu machen. Er gewann. Aufgrund dessen durfte SAP-Gründer Dietmar Hopp die Mehrheit bei der TSG Hoffenheim übernehmen.

Kind ist seit 1997 im Verein engagiert. Diese Regelung wurde es ihm also ab diesem Jahr erlauben, ebenfalls die Mehrheit der Anteile zu übernehmen. Der Aufsichtsrat hat dem Verkauf dieser an Kind bereits mit einer 3:2-Mehrheit zugestimmt. Für viele Mitglieder würde eine Übernahme von Kind jedoch einen Bruch mit der 121-jährigen Vereinsgeschichte bedeuten. Kind hingegen sieht die Profiabteilung als Wirtschaftsunternehmen. Er will bei wichtigen Entscheidungen nicht erst die Mitglieder nach ihrer Zustimmung befragen müssen, so wie es jetzt noch der Fall ist. Generell schert er sich wenig um die Ansichten der Basis. Zuletzt wurden 119 Mitgliedsanträge ohne Angabe von Gründen abgelehnt. Kind wollte wohl nicht noch mehr kritische Stimmen im Verein haben.

Kinds Denkweise hat bereits in der Vergangenheit zu heftigen Streits mit den Hannover Ultras geführt, die, wie auch aktuell, immer wieder auf einen Stimmungsboykott zurückgriffen. Der 73-Jährige sieht Fans eher als Mittel zum Zweck: Stimmung sollen sie bitte machen. Schließlich steigert ein stimmungsvolles Stadion die Attraktivität des Produkts. Bei allem anderen sollen sie sich gefälligst raushalten. „Wir brauchen die Ultras nicht!“, hatte Kind zuletzt gesagt. Diese Aussage fiel nach einem Zwischenfall in England. Beim Freundschaftsspiel in Burnley randalierten einige Anhänger auf der Tribüne. Natürlich war dies gegen Kind gerichtet. Nichtsdestotrotz ein inakzeptabler Ausdruck der Frustration.

Wie es nun in Hannover weitergeht ist noch nicht endgültig geklärt. Die DFL wird letztlich darüber entscheiden, ob Kind die Ausnahmeregelung für sich beanspruchen kann. Der „Kampf“ um die Zukunft des Vereins geht indes weiter. Ob beide Seiten noch dessen Wohl im Blick haben, ist derzeit aber zweifelhafter denn je.

Ral, abseits.at

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