Bereits zum 27.Mal wurde am 6. und 7. Jänner der Mercedes-Benz Junior Cup im Glaspalast in Sindelfingen ausgetragen. Auch weil Rapid dieses Mal als... Mercedes-Benz Junior Cup: Was Österreich nicht schafft, schafft Sindelfingen!

Deutschland - Flagge_abseits.at

Bereits zum 27.Mal wurde am 6. und 7. Jänner der Mercedes-Benz Junior Cup im Glaspalast in Sindelfingen ausgetragen. Auch weil Rapid dieses Mal als Titelverteidiger ins Turnier ging, waren wir von abseits.at eingeladen, uns das Turnier vor Ort anzusehen. Chefredakteur Daniel Mandl, respektive: ich, setzte mich in den Flieger.

Das hatte schon Stil, gar keine Frage. Ein Telefonat, eine Anmeldemaske, eine Bestätigungsmail und schon war der Flug Wien-Stuttgart gebucht. Business Class natürlich, man lässt sich ja nicht lumpen. Am Flughafen wartete bereits der Abholservice – ein netter Herr mittleren Alters, dem Akzent nach zu urteilen Schwabe durch und durch.

Und schon saß ich in einem Mercedes-Benz S400 Hybrid, der mich nach Sindelfingen ins Hotel bringen sollte. Selbst als absoluter Anti-Auto-Mensch, der sich kein bisschen um dieses Männerthema schert, war ich von der Aufmachung und den Features beeindruckt und ertappte mich beim Nachfragen, weil ich mehr über die Kiste wissen wollte. Ganz selten!

Vormittags schließlich Check-In im Marriott Hotel Sindelfingen und eine Stunde Pause zum Akklimatisieren. Um 12 Uhr wäre Abfahrt in Richtung Glaspalast, hatte mir der nette Fahrer/Betreuer, mitgeteilt. Ob er mich führe oder wir uns noch einmal sehen würden, fragte ich – vorsorglich das Trinkgeld vorausplanend. Wenn die Deutschen schon so gründlich sind, dann darf ich als einziger Österreicher hier ja wohl um nichts nachstehen. Er oder einer seiner beiden Kollegen würden kommen, sie wären aber eh allesamt im Einsatz. Drei Chauffeure also, allesamt mit einem dieser schmucken S400-Kutschen.

Wieso eigentlich der ganze Aufwand? Also, die Sache war die: Mercedes-Benz lud Blogger zum zwei Tage dauernden Junior Cup ein. Seit Jahren schon. Diesmal war eben auch ein Rapid-affiner Blogger erwünscht und auch wenn mein Selbstverständnis nicht „Blogger“ ist, dachte ich mir: „Das wird ein Spaß, da bin ich dabei“. Auch mit dabei einige wirklich coole Kollegen aus Deutschland. Schalke-Fans, Stuttgart-Fans, Bayern-Fans – allesamt mit der Gemeinsamkeit, dass sie bloggen, twittern, snappen oder podcasten. Und ich war eben der Österreicher in dieser polyvalenten Runde, plauderte mit einigen Kollegen über Fußball und die Welt, trank das eine oder andere Bier in der Hotelbar und zeigte mich als Neuankömmling in der Runde verblüfft über die Professionalität der Einladung. Die anderen kannten dies bereits aus den letzten Jahren

Im Glaspalast selbst bekam ich ein VIP-Band umgeschnallt und wurde fortan alle zehn Minuten im VIP-Bereich gefragt, ob ich noch etwas essen oder trinken möchte. Tatsächlich aber sah ich mir fast jedes Spiel des Junior Cups an. Nur für die eine oder andere Rauchpause wurde meine Fußball-Überdosis immer wieder unterbrochen. Geraucht wird natürlich nur draußen, vor der Halle. Ich bekam jedes Mal einen Ausgangsschein, den ich bei meiner Rückkehr wieder zurückgeben musste. Nach jeder Tschicklänge wurde ich allerdings nochmal beim Eingang auf verbotene Gegenstände durchsucht. Nach jeder! So kam es, dass der mit Fortdauer des Abends nicht mehr hundertprozentig nette Herr beim Einlass gut zehnmal an mir herumfummeln durfte. Ich nehme ihm seinen Grant gegen Abend hin in absolut keiner Weise übel. Im Gegenteil: Da alle anderen Leute dermaßen nett und freundlich waren, war es für mich als Ur-Wiener fast schon wichtig, ein wenig Grant zu spüren.

Aber zurück zum Turnier. Was der Sport1-Fernsehzuseher vielleicht nicht weiß: Der Junior Cup ist an diesen beiden Tagen im Sindelfingener Glaspalast „nur“ der Hauptevent. Zusätzlich organisiert Mercedes-Benz auch noch Turniere für ihre Azubis und die verschiedenen Werke. Und für die zahlreichen Mitarbeiter ist dies natürlich ein tolles Happening, noch dazu in einer knapp 5.000 Zuschauer fassenden Halle, die gut gefüllt ist und echten Hallenfußball-Flair vermittelt. Rund um das Hauptturnier war das Programm minutiös durchgeplant und die zwei Tage sind in ihrer Gesamtheit zwar eine ordentliche Kick-Dröhnung, aber auch extrem kurzweilig und abwechslungsreich.

Während ich, immer noch mit VIP-Bändchen am Arm, den ungefähr zwanzigsten Halloumi-Happen am Zahnstocher und immer noch drüber nachdenkend ob ich nicht den S400 Hybrid irgendwie klauen könnte, über diese blitzblanke Organisation eines Nachwuchsturniers (!) nachdachte, machten sich die unkonventionellen Südkoreaner zum Publikumsliebling. Taktieren war nicht so ihres und sie spielten munter drauf los, wodurch sie völlig naiv ins offene Messer liefen, aber trotzdem immer wieder zurückkämpften. Die Wutausbrüche des jungen Torhüters erinnerten an Gameshows.

Sie waren richtig herzig, die Südkoreaner. Bereits im Laufe des ersten Tages hatten sich einige Kinder in der Nähe des Kabineneingangs (direkt unter meinem Platz) versammelt und waren auf Autogrammjagd gegangen. Klar, sonderlich wertvoll werden die Kritzeleien der jungen Talente nicht sein, aber schließlich haben auch schon Mesut Özil, Manuel Neuer, Sami Khedira und Co. bei diesem Turnier gespielt – was noch ist kann also noch werden! Aber Autogramme schreiben, das können die potentiellen Stars von Morgen schon heute wie die Großen. Ein bisschen demotiviert, mit cooler Miene, fast schon demonstrativ „nebenbei“. Gleichzeitig war trotzdem auffällig, dass die Jungstars die kleinen Autogrammjäger fast schon selbst suchten, um einen Edding in die Hand gedrückt zu bekommen und sich in weiterer Folge wie einer der Großen zu fühlen. Anders aber die Südkoreaner: Am ersten Tag schrieben auch sie ihre Autogramme, allerdings ehrfürchtig und mit anschließender Verbeugung, zum Beispiel vor dem völlig verdutzten, etwa achtjährigen Mädchen. Und am nächsten Tag wurde ebendiesem Mädchen gleich zu Beginn des Spieltags von einem der südkoreanischen Spieler aus dem Innenraum der Halle beim Vorbeigehen zugewinkt. Es waren wohl die Kleinigkeiten, die dieses Erlebnis für die südkoreanische Auswahl besonders machten.

Auch Rapid schien gut anzukommen. Wenngleich sich die Begeisterung bei einer erfolgreichen Titelverteidigung sicher ein wenig in Grenzen gehalten hätte. Dafür waren zu viele Stuttgart- oder Schalke-Fans in der Halle. Außerdem hoffte man ja insgeheim kollektiv auf die Südkoreaner, die am Ende aber trotz einiger beherzter Leistungen nur Vorletzter wurden.

Mit der Zeit etwas irritierend war der dauerhafte Kommentar der Spiele. Der Kommentator schmetterte seine Weisheiten, Statistiken und klassischen Match-Kommentar durch die Hallenlautsprecher. Bei nahezu jeder knappen Entscheidung eine Minute vor der Schlusssirene wurde uns das legendäre Champions-League-Finale zwischen Bayern München und Manchester United in Erinnerung gerufen. „Da ist noch nichts vorbei“. Und mittlerweile wissen wir auch mit Sicherheit und mehrfach bestätigt, dass Julian Küssler letztes Jahr bester Torschütze und „Spieler des Turniers“ wurde, der wegen seines Namens für die Deutschen interessante Oliver Strunz ein 2000er-Baujahr ist und Nando Nöstlinger aus Belgien kommt. Der Hallenkommentator wurde mit der Zeit ein wenig zur Geduldsprobe, aber andererseits wäre die eher geringe Mentalitá der Zuschauer alleine dann doch etwas zu wenig gewesen.

Für mich war’s ein tolles Zwei-Tage-Turnier mit einigen interessanten Erkenntnissen, netten Leuten und da und dort ein bisschen ungewohntem Luxus. Die Einser-Erkenntnis war aber eindeutig, dass etwa ein Wiener Stadthallenturnier, das in solcher Professionalität und mit einem Rundherum wie in Sindelfingen, gepaart mit dem einzigartigen Charakter, das es nun mal immer hatte, nicht nur rentabel für die Veranstalter, sondern auch ein perfekter Networking-Event und zweifelsohne europabekannt wäre. Fakt ist aber leider, dass wir in Österreich einen solchen Event scheinbar nicht auf die Beine stellen können – in Deutschland gelingt das sogar bei einem U19-Turnier, auch weil die Geschichte des Turniers, ebenso wie der künftige Wert dieser zwei Tage im Jänner, perfekt verkauft werden.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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