Nach zwei enttäuschenden Jahren beim Hamburger SV avancierte Michael Gregoritsch in der Hinrunde zu einem der besten Offensivspieler der Bundesliga-Hinrunde. Es gehört mittlerweile zu... Michael Gregoritsch: Der linke Schlegel ist angekommen

Nach zwei enttäuschenden Jahren beim Hamburger SV avancierte Michael Gregoritsch in der Hinrunde zu einem der besten Offensivspieler der Bundesliga-Hinrunde.

Es gehört mittlerweile zu den ehernen Gesetzen der deutschen Bundesliga: Wer beim Hamburger SV nicht zurechtkommt, der startet beim nächsten Verein durch. Auf dieser Liste, auf der auch Spieler wie Kerem Demirbay oder Jonathan Tah stehen, findet sich nach der Hinrunde auch der Name Michael Gregoritsch wieder.

Beim HSV nicht mehr gewollt, entwickelte sich der offensive Mittelfeldspieler zu einem der Leistungsträger beim Überraschungsteam FC Augsburg – und straft seine Kritiker in der Hansestadt damit lügen. Dort war man von Gregoritsch nicht mehr überzeugt, erzielte der 23-Jährige in 55 Bundesligaspielen doch nur zehn Treffer. Nicht besonders beeindruckend für einen Offensivspieler. Aber: Bei einem notorisch aufgeregten Verein, wie der HSV nun mal einer ist, dürfen auch die äußeren Umstände nicht unberücksichtigt bleiben. Auf auf dem Platz setzte ihn sein ehemaliger Trainer Markus Gisdol überdies vorwiegend auf dem Flügel ein, was dem Spiel von Gregoritsch nicht entgegen kam. In Augsburg kommt er bei Trainer Manuel Baum dagegen zentraler zum Zug: „Ich finde, dass er auf der Zehn am stärksten ist. Er ist gut bei zweiten Bällen, kann aus der zweiten Reihe schießen, kann in die Tiefe laufen und seine Kreativität walten lassen. Das ist die beste Position für ihn.“, so Baum im kicker.

Eben dort sekundiert Gregoritsch: „Als Verbindungsspieler zwischen Offensive und Defensive fühle ich mich sehr wohl.“ Das spiegelt sich auch den Statistiken wieder: In 16 Einsätzen gab Gregoritsch bereits fünf Vorlagen und erzielte acht Treffer. Damit ist der gebürtige Grazer der torgefährlichste Mittelfeldspieler der Bundesliga. Mit 53 Versuchen schoss er zudem am dritt-häufigsten aller Spieler im deutschen Oberhaus auf das gegnerische Tor. In der traditionellen Bestenliste des kicker belegt Gregoritsch zur Winterpause in der Kategorie „Mittelfeld offensiv“ den zweiten Platz – hinter Landsmann Marcel Sabitzer. Ein großes Kompliment für den österreichischen Fußball.

Seine Leistungsexplosion hat aber auch mit einem anderen Faktor zu tun – Vertrauen. Dieses hatte er in Hamburg zuletzt vermisst, spürt es aber in Augsburg dafür nun umso mehr. Der FCA war offensichtlich von Beginn an von Gregoritsch und seinen Qualitäten überzeugt, überwies man doch stolze 5,5 Millionen Euro an Ablöse. Dieses Vertrauen zahlte er bislang zuletzt doppelt und dreifach zurück: Mit seinen Kollegen Caiuby sowie Alfred Finnbogason bildet er eines der produktivsten Offensivtrios der gesamten Bundesliga; gemeinsam erzielten sie 23 der bisherigen 27 Saisontore des Tabellen-Neunten.

Laut Trainer Baum hat Gregoritsch den größten Leistungssprung aber nicht in der Offensive gemacht, sondern im Spiel gegen den Ball. Gregoritsch bestätigt: „Am meisten überhaupt habe ich meine Defensivarbeit verbessert. Das kommt zurück. Wenn man Zweikämpfe gewinnt und der Mannschaft hilft, dann kommt man auch zu Chancen.“ Bei einer Körpergröße von 193cm liegt eine weitere Stärke von Gregoritsch im Luftzweikampf. Im Schnitt gewinnt er 3,4 Kopfballduelle im Spiel – immerhin Platz 25 der Bundesliga. Hinzu kommt sein „brutaler linker Schlegel“, wie Gregoritsch selbst sagt. Diesen konnte man auch schon während seiner Zeit beim HSV in Form von einigen direkt verwandelten Freistößen bewundern.

Mit einem Spiel gegen den ehemaligen Arbeitgeber startet für Gregoritsch und seine Mannschaft am 13. Jänner die Rückrunde. Im Hinspiel hab es damals eine bittere 0:1-Niederlage in Hamburg. Gregoritsch freut sich auf das Spiel und will seine Leistungen aus der Hinserie dabei insgesamt mindestens bestätigen. Trotz seiner beeindruckenden Statistiken sieht er dabei noch Luft nach oben. Vor allem in der Chancenverwertung gäbe es bei der gesamten Mannschaft noch Potenzial: „Wir hatten sehr viele Möglichkeiten, das ist positiv. Wir müssen sie aber auch verwerten. Ich schaue als Erstes auf mich: Meine beiden Dinger gegen Hertha und Freiburg waren bezeichnend für die ganze Geschichte.“ Sollte dies gelingen, ist mit Gregoritsch und dem FCA auch in der Rückrunde zu rechnen.

Ral, abseits.at

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