Werder Bremen schaffte es also doch noch in der Bundesliga zu bleiben, auch dank Milot Rashica. Der Angreifer nahm eine fantastische Entwicklung seit seinem... Milot Rashica – was zeichnet den Kosovaren aus?

Werder Bremen schaffte es also doch noch in der Bundesliga zu bleiben, auch dank Milot Rashica. Der Angreifer nahm eine fantastische Entwicklung seit seinem Wechsel an die Weser im Jahr 2018. Nun scheint RB Leipzig auf den Kosovaren aufmerksam geworden zu sein und ihn als Ersatz für Timo Werner einzuplanen. Aus diesem Grund soll es in diesem Beitrag darum gehen, was Milot Rashica auszeichnet.

6:1. Die Bremer haben sich am letzten Bundesligaspiel dank einer herausragenden Leistung noch in die Relegation gerettet. Gegner dort, war der 1. FC Heidenheim. Auch dank Milot Rashica hatten die Bremer überhaupt eine Chance sich über die Relegation in der Bundesliga zu halten.

Der Kosovare spielte bereits in der letzten Saison sehr stark, entschied sich nach der beinahe Europa-League-Teilnahme für einen Verbleib in Bremen. Nach einer schwierigen Saison 2019/2020 stehen nun die Zeichen auf Abschied. RB Leipzig soll besonderes Interesse am Ausnahmekönner haben – und das ist auch keine Überraschung. Rashica wäre der typische RB-Spieler und könnte sehr gut ins Konzept von Julian Nagelsmann passen.

Wir werfen einen Blick auf den Stil, die Stärken und Schwächen sowie die Möglichkeiten wie RB Milot Rashica nutzen könnte.

Das Bremer Energiebündel

Beobachtet man den Bremer Angreifer und sein Spiel, fällt schnell auf, dass er weniger der Kombinationsspieler ist. Vielmehr lebt Rashica von seiner Energie. Das passte gut zum Bremer Spiel der letzten Saison, hatte man mit Kruse, Eggestein und Klaasen doch technisch versierte Spieler, die sich wohl zwischen den Linien fühlten. Rashica profitierte davon enorm, erhielt Räume da gegnerische Defensiven sich besonders um Kruse kümmern mussten und war gleichzeitig das perfekte Gegengewicht. Ihm gelang es, die sich öffnenden Räume zu attackieren und dem Bremer Spiel Durchschlagskraft zu verleihen.

Bereits nach seiner ersten Partie im Trikot von Werder beschrieb ihn sein Mitspieler Maximilian Eggestein als ein „belebendes Element“, gerade seine Schnelligkeit und sein starkes Dribbling hob der Mittelfeldspieler hervor.

Nachdem Rashica seine kompliziertere Eingewöhnungsphase überstanden hatte, er wechselte 2018 aus Arnheim an die Weser, war er nicht mehr zu halten. Besonders in der letzten Saison gelang es Florian Kohfeldt den Kosovaren perfekt einzubinden. Das zahlte der dynamische Dribbler mit starken Vorstellungen und tollen Toren zurück.

Kein Vergleich zur aktuellen Saison. Seit dem Abgang von Max Kruse fehlt es den Bremern an Kreativität im Zentrum. Der Fokus ihrer Offensive lag im letzten Jahr noch sehr stark auf dem ehemaligen Nationalspieler, zog er doch die Fäden, sorgte für Torgefahr und setzte seine Mitspieler um ihn herum ein. Ohne Kruse schien den Bremern schlicht die Organisation und Balance in Ballbesitz abhandengekommen zu sein.

Darunter leidet auch Milot Rashica, der schlicht nicht der Spielertyp ist, der einer Offensive Balance und Struktur verleihen kann. Rashica besitzt andere Stärken.

Starker erster Kontakt und intelligente Dribblings

Gerade Milot Rashicas erster Kontakt zeichnet ihn aus und unterscheidet ihn von vielen anderen dynamischen Dribblern. Am Samstag hatte er gegen Köln eine Situation, in der sein Gegenspieler ihn bereits bei der Ballannahme versuchte zu stören. Rashica, mit dem Rücken zum Tor, ließ den Ball wenige Meter springen, weg vom Gegenspieler, um dann seine Geschwindigkeit und enge Ballführung zu nutzen, um an Kölns Verteidiger vorbei zu gehen.

Diese Aktion war typisch für Rashica. Mittels seines ersten Kontakts gelingt es ihm des Öfteren den richtigen Raum anzusteuern. Folglich gelingt es ihm seine enge Ballführung und sein Tempo perfekt zu nutzen, um vor allem in Umschaltsituationen für Gefahr zu sorgen.

Auch in direkten Duellen mit dem Verteidiger kann der ehemalige Angreifer von Vitesse Arnheim seiner Mannschaft helfen. Zwar besitzt er ein vergleichsweise kleines Repertoire an Finten, primär nutzt er einen Übersteiger, jedoch dominiert er viele Verteidiger mit seiner Kraft und Dynamik. Der niedrige Körperschwerpunkt kommt hier zu Gute. Jener sorgt dafür, dass Rashica während eines Dribblings ohne große Probleme die Richtung wechseln kann, ohne die Balance zu verlieren – ganz im Gegenteil zu den meisten Verteidigern, die ihn stoppen wollen.

Während Rashica bei Vitesse meist als rechter Flügelspieler auflief, kommt er unter Kohfeldt als Stürmer zum Einsatz. Hier hat der Angreifer die Möglichkeit immer wieder nach halblinks abzudriften oder sogar die linke Seite zu besetzen. Aufgrund der Tatsache, dass Rashicas starker Fuß der Rechte ist, sucht der Kosovare vermehrt den Abschluss.

In den Niederlanden hingegen, war sein Spiel von vielen Dribblings und vor allem Flanken geprägt. Die Tororientierung macht ihn wesentlich wertvoller für das Bremer Spiel, darüber hinaus passt dies auch besser zu seinen generellen Stärken.

Seltsame Entscheidungsfindung

Bei allen positiven Eigenschaften muss sich Rashica in einem Punkt definitiv noch verbessern – der Entscheidungsfindung. Wir haben bereits gesehen, dass das Spiel des Kosovaren relativ einfach gestrickt ist. Freilaufen, aufdrehen, andribbeln, vorbeiziehen und möglichst zum Abschluss kommen. Allerdings trifft er hier noch zu oft die falsche Entscheidung. Insbesondere im Abschluss zieht er häufiger aus der Distanz ab, statt den offenen Mitspieler anzuspielen. Gerade seine Fokussierung auf den Ball sorgt dafür, dass er nicht immer die richtige Anschlussaktion nach einem erfolgreichen Dribbling wählt, oder, dass das Dribbling bereits die falsche Entscheidung ist.

Sollte es ihn jedoch tatsächlich nach Leipzig ziehen, stehen die Chancen gut, dass er sich in diesem Punkt massiv verbessern wird. Schließlich gilt Nagelsmann als Trainer, dem es gelingt, Spieler weiterzuentwickeln. Serge Gnabry ist hier wohl das beste Beispiel.

In Leipzig könnte Rashica als zweiter Stürmer neben Poulsen oder Schick agieren. Zwar wird er Timo Werner nicht sofort ersetzen können, allerdings wird er in Leipzig oft die Gelegenheit erhalten im Umschaltmoment mit Tempo in die Tiefe zu gehen oder mit Dribblings für Gefahr zu sorgen. In diesen Aspekten ähnelt er Timo Werner. Gelingt es ihm nun auch noch seine Fähigkeiten im Kombinationsspiel sowie seine Entscheidungsfindung zu verbessern, könnte er dem Leipzig Spiel im Vergleich zu Timo Werner mehr Dynamik und Durchschlagskraft verleihen.

Es bleibt spannend zu sehen, ob es Rashica nach Leipzig zieht und wie Julian Nagelsmann ihn dann einsetzen würde. Denn auch die Fähigkeit präzise zu Flanken könnte bei einem Mitspieler wie Yussuf Poulsen relevant sein.

Tobias Hahn, abseits.at

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