Wie die Bild-Zeitung vergangene Woche berichtete, wird Uli Hoeneß sich bei der kommenden Jahreshauptversammlung des FC Bayern München im November nicht zur Wiederwahl stellen.... Möglicher Rücktritt von Uli Hoeneß: Bye Bye Uli?

Wie die Bild-Zeitung vergangene Woche berichtete, wird Uli Hoeneß sich bei der kommenden Jahreshauptversammlung des FC Bayern München im November nicht zur Wiederwahl stellen. Die Floskel „eine Ära geht zu Ende“ hat wohl nie so gut gepasst wie hier. Dennoch: für den Verein hätte das auch positive Seiten. Ein Kommentar.

Ich möchte gleich zu Beginn etwas klarstellen: Ich habe großen Respekt vor der Lebensleistung von Uli Hoeneß. Zumindest was den Fußball und den FC Bayern angeht. Hoeneß hat als Manager und Präsident aus einem damals finanziell angeschlagenen  Verein (ja, das war bei seinem Amtsantritt 1979 wirklich so) ein erfolgreiches Unternehmen gemacht. 56 Titel unter seiner Leitung sprechen für sich.

Er hat die Bayern, und vielleicht auch die gesamte Bundesliga, geprägt wie kein anderer. Nun will er sich angeblich zu Ruhe setzen. Das berichtete die Bild-Zeitung diese Woche. Das Boulevardblatt gilt gemeinhin als gut unterrichtet, was das Innenleben des FC Bayern angeht. Hoeneß selbst wollte sich noch nicht definitiv dazu äußern. „Am 29. August werde ich dem Aufsichtsrat meine Entscheidung mitteilen, vorher gibt es von mir keine offizielle Erklärung“, sagte Hoeneß dem Kicker.

Die Nachricht über den möglichen Rücktritt als Präsident des deutschen Rekordmeisters kam für viele überrascht. Anzeichen gab es aber schon vorher. So hat ihm die massive Kritik an seiner Person und seinem Führungsstil seitens einer Gruppe von Mitgliedern bei der letzten Jahreshauptversammlung wohl schwer zugesetzt.

Seit seiner Rückkehr auf den Präsidenten-Sessel 2016 gibt er in der Öffentlichkeit meist keine gute Figur ab, wirkt wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten. Die „Abteilung Attacke“, sie scheint überholt, aus der Zeit gefallen.

Da war zum einen die groteske Medienschelte im Herbst 2018 gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge während einer Presskonferenz, bei der sogar das Grundgesetz bemüht wurde. Auch die verbalen Angriffe auf Ex-Spieler Juan Bernat oder jüngst gegen Jerome Boateng schossen klar über das Ziel hinaus.

Hoeneß schien nie wirklich begriffen zu haben, dass sich die Medienwelt gewandelt hat. Unüberlegte Aussagen – und von denen hat er in seiner Karriere einige fabriziert – sind keine Randnotizen mehr, sondern werden in den sozialen Medien schnell zu Fäkalienstürmen. Damit schien Hoeneß nie wirklich klar zu kommen. Angeblich versendet er nicht einmal E-Mails.

Auch aktuell wird er immer wieder zur Zielscheibe von Spott und Hohn. Anfang des Jahres äußerte sich der 68-Jährige in der TV-Sendung Doppelpass zur Transferpolitik seines Vereins – „Wenn Sie wüssten, wen wir schon alles sicher haben für die neue Saison“, hieß es da.

Bis auf die Defensivspieler Benjamin Pavard und Lucas Hernandez warten die Bayern-Fans bislang noch vergeblich auf die dringend benötigten Verstärkungen in der Offensive. Dafür ist qua Amt nicht Hoeneß verantwortlich – jedoch der Sportdirektor Hasan Salihamidzic, einer seiner Protegés.

Was nicht ist, kann aber ja noch werden. Definitiv festzuhalten gilt: dem FC Bayern fehlt im sportlichen Bereich eine übergeordnete Strategie. Die besten Spieler aus der Bundesliga zu kaufen hilft im europäischen Wettstreit mit den großen Vereinen aus England und Spanien nicht mehr weiter. Der FC Bayern droht international in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.

Das schien in der Ära Pep Guardiola von 2014-2016 noch undenkbar. Besser war der FC Bayern sportlich wohl nie, auch wenn die Krönung in der Champions League versagt blieb. Ironischerweise saß Hoeneß zu diesem Zeitpunkt seine Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung ab. Hier Verbindungen aufzumachen wäre aber unfair – denn immerhin war es Hoeneß, der Guardiola verpflichtete und auch Matthias Sammer in den Verein holte.

Als Nachfolger von Hoeneß steht angeblich der ehemalige Adidas-Chef Herbert Hainer bereit. Oliver Kahn wird ab Jänner 2020 in den Aufsichtsrat aufgenommen; er soll in Zukunft eine gewichtige Rolle beim FC Bayern spielen.

Sich die Bayern ohne Hoeneß vorzustellen ist schwer. Er wird definitiv eine große Lücke hinterlassen. Dennoch wäre sein Abgang für den Verein auch eine Chance: sich in Zukunft neu aufzustellen und so für die Herausforderungen im modernen Fußball besser gewappnet zu sein. Das dies auch mit Hoeneß gelingen würde, schien zuletzt immer schwerer vorstellbar.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal zum Anfang zurückkehren. Ja, ich habe großen Respekt vor den Leistungen von Hoeneß. Als Mensch, ohne ihn persönlich zu kennen, mochte ich ihn ehrlich gesagt nicht sonderlich.

Hoeneß war streitsüchtig, konnte keine Kritik vertragen und wurde schnell polemisch. Am schlimmsten jedoch war seine zeitweise fast unerträgliche Art, den moralischen Zeigefinger gegenüber alles und jedem zu heben.

Dennoch: Sollte Hoeneß im November tatsächlich sein Amt niederlegen, bin ich einer der Ersten, der seinen Hut vor seinem Lebenswerk ziehen wird.

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