Meister 2011, Doublegewinner 2012, Champions League-Finalist 2013 – und nun Abstiegsplatz 2014. Der freie Fall der Borussia aus Dortmund in dieser Saison ist für... Nach Katastrophen-Herbst: Gelingt dem BVB der Turnaround?

Jürgen Klopp (Borussia Dortmund)Meister 2011, Doublegewinner 2012, Champions League-Finalist 2013 – und nun Abstiegsplatz 2014. Der freie Fall der Borussia aus Dortmund in dieser Saison ist für viele nicht zu erklären. Doch wo findet man die Ursachen für die bis dato katastrophale Saison der Borussen? Und noch viel wichtiger – schafft das Team von Trainer Jürgen Klopp die Trendwende im Jahr 2015?

Beim gestrigen Trainingsauftakt, wo traditionell ein Laktattest am Programm stand, gab sich Trainer Jürgen Klopp gewohnt positiv: „Meine Akkus sind voll, Wir haben ein Riesenprogramm vor uns und gedenken, die Rückrunde positiv mit Lust und Vorfreude anzugehen„. Dem Cheftrainer und seinem Team erwartet nach der ersten Saisonhälfte viel Arbeit um den Tabellenkeller der deutschen Bundesliga verlassen zu können. Während es in der Champions-League mit dem Gruppensieg durchaus nach Wunsch lief, muss man sich vor allem in der Bundesliga auf Ursachenforschung begeben. Wir haben dies getan und rückblickend folgende Gründe dafür gefunden:

Strauchelnde Stars – Nachwirkung der WM?

WM-Aus, viele Verletzungspausen und zu allem Überfluss kam die „Führerscheinaffäre“ an die Öffentlichkeit. Es war definitiv nicht das Jahr des BVB- Superstars Marco Reus. Darüber hinaus wurde der 25 jährige dauernd mit Spekulationen rund um einen Wechsel konfrontiert. Besonders Ligakonkurrent FC Bayern München äußerte des Öfteren den deutschen Nationalspieler an die Isar holen zu wollen. Dies brachte immer wieder Unruhe in das Umfeld der Mannschaft, die ohnehin häufig auf die Dienste des Leistungsträgers verzichten musste.

Einen schwarzen Herbst erwischte auch Neo-Kapitän Mats Hummels. Der Innenverteidiger erlebte mit dem WM-Titel in Brasilien seinen absoluten Karrierehöhepunkt. Danach wurde er durch Verletzungen zurückgeworfen und absolvierte nur zehn Bundesligaspiele im Herbst. In denen er der Abwehr aufgrund von ungewohnten individuellen Fehlern und Formschwankungen auch nicht die gewisse Stabilität verleihen konnte. Der Führungsspieler war dann auch nicht die dringend benötigte Stütze in der schwierigen Phase, in der er der Mannschaft nicht entscheiden weiterhelfen konnte.

Mit Roman Weidenfellner wurde ein weiterer Führungsspieler zur Nummer 2 degradiert und von Mitchell Langerak im Tor der Schwarz-Gelben zum Ende der Hinrunde abgelöst. Der Vize-Kapitän strahlte über weite Strecken nicht die gewohnte Sicherheit auf seine Vorderleute aus.

Bezüglich der „Nachwehen“ der Weltmeisterschaft kann man im Vergleich etwa zum FC Bayern München nicht unbedingt allzu großer Bedeutung geben. Bis auf Hummels (507 Einsatzminuten) absolvierten die schwarz-gelben WM Fahrer Roman Weidenfellner, Kevin Großkreutz, Erik Durm und Matthias Ginter zusammen keine einzige Spielminute im gesamten Turnierverlauf. Die Münchner Lahm, Schweinsteiger, Neuer & Co waren da einer viel größeren Belastung ausgesetzt. Abgesehen von dem verspäteten Einstieg in die Saisonvorbereitung ist dies daher eher auf ein mentales als auf ein physisches Problem zurückzuführen.

Verletzungsmisere | Transferpolitik

Ob Marco Reus, Neven Subotic, Mats Hummels, Marcel Schmelzer, Sven Bender, Ilkay Gündogan, Nuri Sahin, Jakub Blaszczykowski, Henrikh Mkhitaryan – mehr oder wenige alle wichtigen Spieler hatten entweder langwierige Verletzungen hinter sich oder fielen während der Saison immer wieder aus. Die Vielzahl von Verletzten hatte und hat massive Auswirkungen auf die Statik des Teams. Eine spezielle Hypothek war die von zahlreichen Personalproblemen überschattete Saisonvorbereitung: So rührt die nur mangelhaft vollzogene Integration der Zugänge nicht zuletzt daher, dass sie sich nie mit der Stammmannschaft einspielen konnten, da immer wieder Spieler verletzt waren oder eben die fünf Akteure aus dem Weltmeisterkader der Nationalelf erst mit mehrwöchiger Verspätung in die Vorbereitung einsteigen konnten. Auch deswegen konnten die Neuzugänge Ciro Immobile, Adrian Ramos das „System Klopp“ noch nicht zur Gänze verinnerlichen und die Lücke von Robert Lewandowski auf der Stürmerposition schließen. Rückkehrer Shinji Kagawa wurde den hohen Erwartungen noch nicht gerecht und Matthias Ginter kam nach seinem Wechsel vom SC Freiburg noch nicht zu den gewünschten Einsatzminuten und nahm meist auf der Ersatzbank platz.

Hat die Krise auch taktische Ursachen?

Schnelles, überfallsartiges Umschaltspiel, aggressives Gegenpressing und Angriffe im hohen Tempo. Attribute die das erfolgreiche BVB-Spiel in den letzten Jahren geprägt haben. Schwer zu sagen, ob sich in der Bundesliga etwa die Gegner besser auf die Spielweise der Dortmunder eingestellt haben oder ob die Abstimmungsprobleme zwischen den Mannschaftsteilen oder sogar der einzelnen Spieler aufgrund der zuvor angesprochenen Problemen den BVB-Express ins Stottern brachten.

Ob da eine Umstellung der Spielweise oder des System das „Allheilmittel“ ist, oder man weiterhin auf Altbewährtes setzen sollte, sei dahingestellt. Trainer Jürgen Klopp ist nach so vielen erfolgreichen Jahren nun auch als Krisenmanager gefragt.

BVB 2015 – Faktor Klopp

Ungewöhnlich ist sicherlich das ein Spitzenklub nach so einem Negativtrend weiterhin so bedingungslos zu seinem Trainer steht. Egal ob Dortmund Boss „Aki“ Watze, Manager Michael Zorc oder die große gelb-schwarze Fangemeinde – jeder stärkt dem Kulttrainer permanent den Rücken und es geht sogar soweit, dass sich keiner einen BVB ohne Jürgen Klopp mehr vorstellen könne. Man darf gespannt sein, wie der Weltklasse-Coach gemeinsam mit seinem Umfeld die Probleme in den Griff bekommt und den Klub wieder zu alter Stärke führt. Helfen könnte dabei auch ein Neuzugang aus der österreichischen Bundesliga. Der Slowene Kevin Kampl von Red Bull Salzburg wechselte im Winter in den Ruhrpott.

Egal ob als Fan von Borussia Dortmund oder als neutraler Fußballfan – man darf hoffen, dass so ein Traditionsklub wieder den übermächtigen Bayern Paroli bieten kann. Wichtig für die Spannung aber auch für die Qualität der aufstrebenden deutschen Bundesliga.

Stefan Zauner, www.abseits.at

Stefan Zauner

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