In den internationalen Top-Ligen tummeln sich einige höchstinteressante Fußballer, die allerdings von den absoluten Superstars in den Schatten gestellt werden und deshalb oft nicht... Nicht im Rampenlicht aber trotzdem interessant (3) – Bundesliga

BundesligaIn den internationalen Top-Ligen tummeln sich einige höchstinteressante Fußballer, die allerdings von den absoluten Superstars in den Schatten gestellt werden und deshalb oft nicht genug Beachtung finden. In einer vierteiligen Serie schenken wir diesen Spielern die mehr als verdiente Aufmerksamkeit.

Nachdem im ersten Teil interessante, aber hierzulande eher unbekannte Spieler der englischen Premier League und im zweiten Teil jene der spanischen Primera Division unter die Lupe genommen wurden, konzentriert sich dieser Artikel auf jene in der deutschen Bundesliga. Obwohl in unserem Nachbarland alles auf ein Solo des FC Bayern München hindeutet, gibt es auch abseits des Rekordmeisters überaus interessante Kicker.

Roman Neustädter

Mittelfeld | 24 Jahre | Schalke 04

Roman Neustädter spielt zwar schon bei einem der besten und anerkanntesten deutschen Klubs, dennoch bekommt er meist nicht die ihm gebührende Aufmerksamkeit. Letztes Jahr war er ein wichtiger Baustein von Borussia Mönchengladbach und wechselte im Sommer ablösefrei zum FC Schalke 04. „Roman ist einer unserer konstantesten Spieler in dieser Saison“, sagte Ex-Trainer Huub Stevens. „Er ist physisch sehr stark, hat wahnsinnig gute Ausdauerwerte und kann schnell regenerieren.“ Es sind die unauffälligen Dinge, die Neustädter zu einem großen Mysterium für Fußballlaien machen und ihm im Herbst die erste Einberufung ins deutsche Nationalteam brachten.

Der gebürtige Ukrainer „weiß schon vorher, wo der Ball hingeht und kann jede Situation bestens einschätzen“, so sein Teamkollege Christoph Moritz. Neustädter hat ein einzigartiges Gespür dafür am richtigen Platz zu stehen und so Löcher zu stopfen, ist aber trotz seiner starken Laufarbeit kein klassischer Arbeiter. Er glänzt in der Offensive weniger mit spektakulären Dribblings oder Vorlagen, sondern überzeugt mit einer einzigartigen Sachlichkeit. Aufgrund seiner zentralen Position bestimmt er schon frühzeitig die Entwicklung des Angriffs. Lewis Holtby bezeichnet den 24-Jährigen als „modernen Beckenbauer“, was aufgrund der Autorität und Leichtfüßigkeit des „Kaisers“ aber nicht in jeder Hinsicht korrekt ist.

Neustädter ist jedoch nicht eines der zahlreichen deutschen Supertalenten, die schon in frühester Jugend die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zogen, sondern stand bis vor gar nicht allzu langer Zeit sogar auf der Kippe zum Profitgeschäft. Bis 2010 absolvierte er noch Einsätze für Gladbachs zweite Mannschaft, erst die Ernennung von Lucien Favre zum Cheftrainer der Fohlen sicherte ihm den Durchbruch. Der Schweizer erkannte die herausragenden ordnenden Fähigkeiten seines Schützlings und baute ihn gezielt auf. Eine ausführliche Spieleranalyse findet sich auf spielverlagerung.de.

Max Kruse

Angriff | 24 Jahre | SC Freiburg

Dass der SC Freiburg die große Überraschung der Hinrunde war muss nicht näher erläutert werden. Unter Christian Streich entwickelten die Breisgauer einen herzfrischenden Spielstil und beendeten die Herbstsaison auf einem Europacupstartplatz. Dabei stehen im Kader keine großen oder überaus bekannten Namen. So spielte Max Kruse beispielsweise letzte Saison noch in der zweiten Liga, gehörte aber in den Reihen des FC St. Pauli zu den auffälligsten Akteuren. Davor kickte er unter anderem gemeinsam mit Martin Harnik beim SC Vier-und Marschlande und wechselte gemeinsam mit dem ÖFB-Teamspieler zu Werder Bremen, wo beiden der große Durchbruch verwehrt blieb.

Während Harnik über Düsseldorf zum VfB Stuttgart kam, wechselte Kruse nach Hamburg zum Kiezklub. Im braunen Trikot entwickelte er sich zum Leistungsträger und bestach durch seine Willensstärke. Er organisierte und finanzierte sich zum Beispiel ein eigenes Trainingslager, noch bevor er die Vorbereitung mit der Mannschaft begann. Beim FC St. Pauli gab er wahlweise einen Zehner oder Achter, zog dabei aber immer wieder mit Tempo in die Spitze und war somit für einen Mittelfeldspieler extrem torgefährlich.

Mit dem Wechsel zum SC Freiburg änderten sich auch Kruses Aufgaben auf dem Platz, Streich setzt ihn nämlich in erster Linie als Stürmer in einem 4-4-2 ein. Es ist dies aber eine sehr freie Rolle, denn die Freiburger agieren im Offensivbereich sehr flexibel. Kruse ist kein Stoßstümer, der vorne auf Zuspiele seiner Mitspieler wartet, sondern leitet die Angriffe seiner Truppe auch selbst ein. So bereitet er zum Beispiel mehr Chancen als jeder andere Freiburger vor und ist aufgrund seiner Leidenschaft ein unverzichtbarer Teil des Pressings. Allerdings fehlt dem 24-Jährigen die Durchschlagskraft und Abschlussstärke um ein herausragender Bundesligastürmer zu sein.

Milan Badelj

Mittelfeld | 23 Jahre | Hamburger SV

Letzte Saison wäre der Hamburger SV beinahe abgestiegen, in der aktuellen Spielzeit kratzen die Norddeutschen an einem Europacupstartplatz. Im Sommer verstärkte man sich gezielt mit qualitativ hochwertigen Akteuren. Neben Superstar Rafael van der Vaart wechselte so unter anderem auch Milan Badelj zum Bundesliga-Dino. Für vier Millionen Euro kam der 23-jährige Kroate von Dinamo Zagreb nachdem er dieses als Kapitän in die Champions League führte. In seiner Heimat wurde Badelj aufgrund dieser Gemeinsamkeit ständig mit Luka Modric verglichen, konnte diese Erwartungen jedoch nicht immer erfüllen.

Im Gegensatz zum Neo-Madrilenen ist das Spiel von Badelj aber weniger spektakulär und auffällig. Die große Stärke des Mittelfeldspielers ist seine Antizipation. „Der Junge ist nicht der Schnellste. Aber er ist der Schnellste im Kopf, er kann drei bis vier Pässe vorausahnen“, lobt Kroatiens Ex-Teamchef Slaven Bilic die Fähigkeiten des Strategen. Die Vereinigung der hohen individuellen Fähigkeiten mit dem kollektiven Denken macht ihm zu einem erstklassigen Teamplayer. Dadurch ist er nicht der klassische Sechser im Zentrum von Hamburgs Mittelfeldraute, sondern ermöglicht seiner Mannschaft aufgrund seiner vorausschauenden Spielweise ein schnelles Umschaltspiel. „Milan hat eine tolle Übersicht, er kann großartige Pässe spielen und frühzeitig erahnen“, so Hamburgs Technischer Direktor Lee Congerton.

Der Wechsel zum HSV lief aber nicht ohne Probleme ab. HSV-Sportchef Frank Arnsesen schaltete nämlich den serbischen Spielervermittler Dejan Mitrovic ein, um Badelj schon Anfang August in die Hansestadt zu lotsen. Daraufhin behauptete Badeljs Berater Dejan Joksimovic, dass der HSV zu viel Ablöse bezahlt habe. Der Spieler selbst beharrte darauf die Champions League Qualifikation mit Dinamo zu Ende zu spielen, da er dem Verein viel zu verdanken hatte und sich nicht „mit leeren Händen verabschieden“ wollte. Da man ihm dies erlaubte, bekam Mitrovic schließlich auch nicht die avisierte Sonderzahlung.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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