Der vehemente Rundumschlag der Bayern-Bosse gegen die Medien kam überraschend.  Die überzogene Kritik an der Berichterstattung der letzten Wochen sagt jedoch mehr über den... Pressekonferenz der Bayern-Bosse: Die Glashaussitzer

Der vehemente Rundumschlag der Bayern-Bosse gegen die Medien kam überraschend.  Die überzogene Kritik an der Berichterstattung der letzten Wochen sagt jedoch mehr über den aktuellen Zustand des Vereins aus, als den Verantwortlichen lieb sein dürfte. Ein Kommentar.

Da war sie wieder, die berühmt-berüchtigte Abteilung Attacke des FC Bayern. Am letzten Freitag erschienen Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge sowie Hasan Salihamidzic gemeinsam zur Pressekonferenz. Den anwesenden Journalisten dürfte aufgrund dieser Besetzung schon im Vorhinein bewusst gewesen sein: hier wird etwas Denkwürdiges passieren.

Sie wurden nicht enttäuscht. Die drei Granden holten zum Rundumschlag gegen die in ihren Augen zu kritische Berichterstattung der letzten Wochen aus. Die traf die Bayern-Bosse scheinbar so heftig, dass sich Rummenigge sogar genötigt sah, auf den Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes zu verweisen: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Rumms.

„Wer im Glashaus sitzt soll nicht mit Steinen schmeißen“ – so lautet ein allseits bekanntes Sprichwort, welches einem hier zu erst in den Sinn kommt. Es bedeutet so viel wie, dass man andere nicht für etwas anklagen soll, was man selbst in schöner Regelmäßigkeit tut. Und gerade FCB – Präsident Uli Hoeneß sitzt in einem Glashaus der Größe des Taj Mahals, dessen Auswände er immer wieder mit Felsbrocken malträtiert.

Den Hoeneß, der in der Pressekonferenz noch über Respekt schwadronierte und mit dem moralischen Zeigefinger wedelte, hält sich selbst nicht an die von ihm als so wichtig erachteten Werte, wie u.a. Faktentreue. Im Sommer sagte er über Mesut Özil, er habe über die letzten Jahre „nur Scheißdreck gespielt“ (die Statistiken widersprechen Hoeneß dabei klar); den Leverkusener Karim Bellarabi bezeichnete er nach einem Foul als „geistesgestört“ (über eine mentale Beeinträchtigung von Bellarabi ist – zumindest offiziell – nichts bekannt).

Und das sind nur die verbalen Verfehlungen der letzten Monate von Hoeneß. Selbst während der Pressekonferenz schaffte er es nicht, sich an die eigenen Grundsätze zu halten, als er über Ex-Spieler Juan Bernat herzog. Respekt? – Fehlanzeige. Rummenigge musste sich im Nachgang für die Wortwahl von Hoeneß entschuldigen.

Doch das war nicht der einzige Grund, warum diese Pressekonferenz, freundlich gesagt, etwas skurril anmutete. Denn der FC Bayern hatte in den letzten Wochen alles andere als sportlich überzeugt, Spieler wie Arjen Robben und Franck Ribery sind nun einmal so alt wie sie sind und Manuel Neuer wirkte eben nicht sonderlich souverän. Als das anzusprechen, Kritik zu üben – dafür sind die Medien da.

Es überschreitet schon die Grenze zur Arroganz, zu glauben, als Rekordmeister müsste man sich alle dem nicht stellen. Rummenigge sagte zwar, die Aussagen hätten den Sinn gehabt, der Mannschaft zu signalisieren: Wir stehen zu euch. Das hätte aber sicherlich auch anders gelöst werden können.

Denn nach dieser Pressekonferenz wirken die Macher erst recht nervös und angespannt. Außerdem wirkt dieses sinnfreie Gepoltere wie eine Methode aus einer längst vergangenen Zeit. Das passt zum Zustand des FC Bayern seit dem Comeback von Uli Hoeneß  als allmächtiger Vereinspräsident: denn der Verein wirkt, als hätte er den Anschluss an die Moderne verloren.

Nur mit Nostalgie – Verpflichtung ehemaliger Spieler als Trainer und Sportdirektor (Niko Kovac und Salihamidzic), Hermann Gerland als Leiter des Nachwuchsleistungszentrum, oder das Festhalten an der Generation 2013 – lässt sich eben kein Verein mehr auf lange Sicht führen.

Hoeneß und Rummenigge könnten dies bald feststellen. Nervös sind sie scheinbar jetzt schon.

Ral, abseits.at

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