Profivertrag für Florian Grillitsch: Welche Chancen hat der 19-Jährige bei Werder Bremen?
Deutschland 4.April.2015 Daniel Mandl 0
Ab der Saison 2015/16 darf sich Österreich über einen weiteren Spieler in der deutschen Bundesliga freuen. Auch wenn dieser vorerst wohl nur Schnupperminuten erhalten wird. Florian Grillitsch empfahl sich mit guten Leistungen in der zweiten Mannschaft von Werder Bremen für die Kampfmannschaft und unterschrieb vorgestern einen Profivertrag bis Juni 2016.
Der Vertrag Grillitschs wäre im kommenden Sommer ausgelaufen. Dass der Vertrag nun bis 2016 verlängert wurde, ist einerseits ein gutes Zeichen für den U21-Teamspieler, andererseits aber auch eine klare Ansage, dass man im deutschen Profigeschäft nicht allzu viele Chancen erhält. Anders als viele andere Talente erhielt der Niederösterreicher keinen langfristigen Vertrag, sondern steht wohl vor einer Saison, die darüber entscheiden wird, in welche Richtung sich die Karriere des Offensivspielers entwickelt.
Von St.Pölten nach Bremen
Erst vor zwei Jahren wechselte Grillitsch aus der U19 des SKN St.Pölten nach Bremen. Für die U19-Elf der Niederösterreicher erzielte er in 37 Spielen 33 Tore und bereitete 19 weitere vor. Auch in Bremens A-Jugend etablierte sich der 187cm große Rechtsfuß schnell: Zehn Tore und acht Assists in nur 16 Spielen zeugten erneut von Effizienz. Erste Einsätze in der zweiten Mannschaft Werders in der Saison 2013/14 waren die logische Folge.
Der Umstieg in die Regionalliga
Der Umstieg vom Nachwuchsbereich in die deutsche Regionalliga – die vierte Spielklasse – war jedoch kein einfacher. Diejenigen, die erwarteten, dass der junge Österreicher die Liga zerschießen würde, wurden vorerst enttäuscht. Grillitsch gehörte zwar alles in allem von Saisonbeginn an zum Stammpersonal, musste sich seine Etappenziele aber hart erarbeiten. In seinem elften Spiel für die Regionalligatruppe erzielte er seinen ersten Treffer. Bis heute hält Grillitsch nach 26 Regionalligapartien bei sieben Toren und fünf Assists.
Trotz guter Statistiken: Nicht torgefährlich genug?
Nationale und internationale Scouts erzählen weitgehend dasselbe über den 19-Jährigen: Ein guter Bursch, tolle Einstellung, aus ihm kann etwas werden. Aber neben der alten Geschichte mit den vier bis fünf Kilogramm Muskelmasse, die sich bei entsprechender Einstellung und höheren Anforderungen ohnehin von selbst löst, ist sein fehlender Killerinstinkt oftmals ein Minuspunkt – und das obwohl er im Nachwuchs immer der Topscorer seiner Teams war, auch als starker Vorbereiter in Erscheinung trat und selbst in den Juniorennationalteams einer der torgefährlichsten Spieler war.
Starker Frühjahrsauftakt
Der Wechsel von der U19 in die Regionalliga relativierte dies ein wenig. Die körperlichen Anforderungen waren plötzlich andere, Konzentrationsvermögen weitaus mehr gefragt, als in der B- oder der A-Jugend. Der Herbst war okay, aber das bisherige Frühjahr hievte ihn auf ein neues Level, wodurch auch Werder-Coach Viktor Skripnik nicht mehr am Österreicher vorbeischauen konnte. In fünf Spielen traf Grillitsch viermal, bereitete zwei Treffer vor, war gleich in zwei Spielen der unumstrittene Matchwinner für sein Team.
Auf allen Offensivpositionen einsetzbar
Was den gelernten Stürmer hauptsächlich auszeichnet ist seine Flexibilität. Die zweite Mannschaft Werders spielt in einem 4-4-2 mit der traditionellen Mittelfeldraute. In den meisten Fällen kommt Grillitsch als linker oder rechter Mittelfeldspieler zum Einsatz. Er ist kein Außenspieler, keiner, der seine Gegner müdeläuft. Viel mehr agiert Grillitsch technisch beschlagen und intelligent, zieht häufig zur Mitte, rückt bei Angriffen über die gegenüberliegende Seite als zusätzlicher Angreifer ins Zentrum. Darüber hinaus kam er auch immer wieder als „Zehner“, als Speerspitze oder als Halbspitze zum Einsatz. Auch seine Freistöße bzw. vor allem Freistoßflanken können sich sehen lassen. In der laufenden Saison kam Grillitsch auf allen offensiven Positionen zum Einsatz!
Selke geht – Kader wird breiter gemacht
Einer, dessen Statistik sich schlechter liest als die von Grillitsch, wurde von Werder-Sportchef Thomas Eichin soeben vergoldet: Davie Selke wechselt im Sommer um acht Millionen Euro zu RB Leipzig. Mit dem Transfererlös wird Werder voraussichtlich Franco di Santo fix verpflichten und einen weiteren Stürmer holen. Grillitsch wird somit zur Offensivalternative, die den Kader dichter macht und auch taktisch neue Optionen bietet.
Viele Positionsoptionen und der richtige Trainer
Ein für Florian Grillitsch spannendes Jahr beginnt im Sommer 2015. Bis dahin hat der SV Werder Bremen II und der Meistertitel in der Regionalliga Nord Priorität. Wenn Grillitsch dann aber in der ersten Mannschaft der Bremer ankommt, wird es erst recht interessant. Es lässt sich noch nicht voraussagen, auf welchen Offensivpositionen in der nächsten Saison die Bremer Schwachstellen zu suchen sind. Die interne Konkurrenz für den Österreicher ist gleich auf fünf verschiedene Positionen verstreut, zumindest sporadische Einsätze somit vorprogrammiert. Und auch Trainer Viktor Skripnik bietet für Grillitsch voraussichtlich eine große Chance: Der Ukrainer führte heuer mit Levent Aycicek, Janek Sternberg, Melwyn Lorenzen und dem schon etwas etablierteren Davie Selke einige einstige Werder-Amateure an die erste Elf heran.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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