Red Bull Salzburg als Ausbildungsklub für RB Leipzig: Geht’s schon im Sommer so richtig los?
Deutschland 28.Februar.2012 Daniel Mandl 2
Was hat ein viertklassiger Fußballklub aus Garbsen-Havelse mit der österreichrelevanten UEFA-Fünfjahreswertung und der Entwicklung der heimischen Bundesliga zu tun? Ganz einfach: Der aktuelle Tabellensiebte der deutschen Regionalliga Nord knöpfte RasenBallsport Leipzig am Sonntag ein 1:1 ab und verpasste dem Red-Bull-Werksteam damit einen kleinen Dämpfer im Aufstiegskampf.
Erst letzte Woche gab Roman Wallner sein Debüt für den deutschen Viertligaklub. Als Wallner in Leipzig anheuerte, musste er nicht mal seinen Arbeitgeber wechseln. Er wurde einfach von Salzburg nach Leipzig verfrachtet und spielte damit praktisch für denselben Verein. In seinem ersten Spiel gegen Wilhelmshaven (8:2) erzielte er drei Treffer. Und das vor 4.958 Zuschauern – nicht alle zahlend. Beim Duell zwischen Red Bull Salzburg und Sturm Graz, das am selben Tag stattfand, sahen etwa 5.500 Zuschauer zu. Nur, dass es sich dabei nicht um eine Viertligapartie handelte, sondern um das Aufeinandertreffen zwischen dem österreichischen Titelfavoriten und dem amtierenden Meister. Schon diese Zuschauerzahl zeigt, in welche Richtung der Salzburger Wind weht…
…nämlich in Richtung Leipzig. Die Deutschland-Filiale von Dietrich Mateschitz befindet sich mitten in einer Schlüsselsaison. RasenBallsport Leipzig muss heuer Meister in der Regionalliga Nord werden. Nur so steigt man in die 3.Liga auf. Die Konkurrenten um den Aufstieg sind Cup-Sensationsteam Holstein Kiel, sowie der Hallesche FC. Leipzig liegt derzeit auf Platz 2, einen Punkt hinter Kiel, einen vor Halle. Experten sind der Ansicht, dass der direkte Weiteraufstieg aus der dritten Liga in die zweite Bundesliga einfacher wäre, als der Aufstieg in die dritte Liga. Schließlich würde schon der dritte Platz für die Relegation reichen. Und wenn die Leipziger nicht heuer aufsteigen wird’s erst richtig schwer, denn Deutschland ändert sein Regionalligensystem, stockt es von drei auf fünf Ligen auf. Selbst die Jahresmeister dieser Ligen müssen sich zum Aufstiegskampf zu Liga 3 ab der Saison 2012/13 in einem Playoff messen. Eine ganze Saison hängt dann womöglich von der Tagesverfassung in den Relegationsspielen ab. Österreich lässt grüßen!
Wallner erst der Anfang
Gerade deshalb möchte man in Leipzig nichts dem Zufall überlassen und holte mit Wallner, Wisio und Hoheneder drei Spieler, die in Österreich keine Unbekannten sind. Kicker, die für die heimische Bundesliga gut genug sind, sollen Leipzig von der vierten in die dritte deutsche Leistungsklasse schießen bzw. verteidigen. Das Beispiel Roman Wallner ist jedoch nur der Anfang dessen, was zwischen den Konzernteams demnächst ausbrechen wird. Sobald RasenBallsport Leipzig nämlich in der dritten Liga spielt, sieht Fan das Red-Bull-Logo auf der Brust der Kicker auch regelmäßig im Fernsehen. Zwar „nur“ auf Sendern wie MDR, WDR oder HR, aber immerhin. Und da man in den Vereinsgremien davon träumt den direkten Aufstieg in die zweite deutsche Bundesliga zu schaffen, würde man den Pacult-Kader nach dem nächsten Aufstieg ordentlich aufrüsten. Zu den Verstärkungen gehören dann wohl nicht mehr nur gelangweilte Bankdrücker, sondern auch die gestandenen Spieler des österreichischen Dauertitelfavoriten.
Salzburg als Ausbildungsverein
Oberboss Dietrich Mateschitz denkt mittlerweile laut über seine künftigen Salzburg-Pläne nach – wie es einst schon Sportdirektor Beiersdorfer machte. Salzburg sei für eine regelmäßige Champions-League-Teilnahme kein gutes Pflaster. Dies könne man nur in Leipzig schaffen und daher werde Salzburg in naher Zukunft als Ausbildungsbecken für potentielle deutsche Bundesligakicker herhalten. Mateschitz dazu in der Krone: „Wir machen ein Prozent unseres Umsatzes in Österreich – ich verkaufe durch Fußball und Eishockey in Salzburg nicht eine Dose mehr.“ – harte Worte für die Fans, deren Szene bzw. Entwicklung der Verein bewusst nicht vorantreibt. Bei einem Projekt wie Red Bull Salzburg, das einfach mal runtergedreht wird, sobald 600 Kilometer weiter nördlich aufgestiegen wird, ist es angenehmer keine aufmüpfigen Herren auf der Tribüne zu haben. Und dies hat Salzburg auch bewerkstelligt, mit geringem Aufwand. Nicht nur, dass viele Fans ihre Anfangsnaivität ablegen und raffen, was da in der Fußballabteilung des Red-Bull-Konzerns gespielt wird; auch die Mannschaft ist seit jeher dermaßen gesichtslos und arm an Identifikationsfiguren, dass sich der Otto-Normal-Fan das Heimspiel gegen den Meister lieber zu Hause vor der Flimmerkiste reinzieht.
Salzburger „Downgrade“ schlecht für Österreich
Welche Auswirkung haben nun aber die Spiele der Leipziger auf die Entwicklungen in der heimischen Bundesliga? Je besser Leipzig spielt, desto eher kommt für einige Salzburger Kicker der Standortwechsel, um nicht zu sagen „Wechselbefehl“, in Frage. Die Fans der anderen Titelanwärter wird’s freuen. Wenn der Weg nicht mehr über Red Bull Salzburg führt, ist der Weg zum Titel weniger steinig. Jedoch ist eine schwächere Red-Bull-Elf auch eine Gefahr für die Liga: Die grundsätzliche finanzielle Macht der Salzburger zwang Klubs wie Rapid oder die Austria zu handeln. Man musste sich prinzipiell größer aufstellen, um mit dem Krösus mithalten zu können. Die Liga wurde aufgrund einzelner Fußballer (die zumeist in Salzburg landeten) attraktiver und somit zu einem passablen Ziel für andere gute, internationale Kicker wie Barazite, Boskovic oder den mittlerweile gestandenen Szabics. Eine Salzburger Elf, deren Konkurrenzfähigkeit binnen kürzester Zeit deutlich nach unten geschraubt wird, ist auch für die europäischen Bewerbe und damit die Fünfjahreswertung ein Nachteil für den gesamten österreichischen Fußball. Dass Red Bull niemals Salzburg dem Leipziger Team vorziehen würde, sobald dieses beginnt in die deutschen Topligen aufzusteigen, ist klar. Für Österreichs Fußball wäre ein Salzburger „Downgrade“ somit schlecht – und sei es nur deshalb, weil Österreichs Liga aufgrund einer solchen, willkürlichen Vereinsformungsposse einmal mehr als Operettenliga abgestempelt wird…
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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