Rückrundenstart der 2. Deutschen Bundesliga (3): Plätze 6 bis 1
Deutschland 27.Januar.2017 Thomas Schützenhöfer 0
Die vorderen Plätze der Liga sollen im letzten Teil der Serie genau unter die Lupe genommen werden. Hierbei sind aber nicht nur Mannschaften anzutreffen, die bereits vor der Saison als Aufstiegsfavoriten gehandelt wurden – es finden sich auch zwei Überraschungsmannschaften im vordersten Drittel der Tabelle wieder.
6. Würzburger Kickers
Der Aufsteiger aus Würzburg sorgte bereits letzte Saison für Furore, als das Team von Trainer Bernd Hollerbach sensationell den Aufstieg in Liga Zwei bewerkstelligen konnte. Die Mannschaft wurde im Sommer punktuell verstärkt und ist die Sensation der Hinrunde. Mit 27 Punkten stehen die Kickers auf dem ausgezeichneten sechsten Platz und haben sich somit schon im Herbst von allen Abstiegssorgen befreit. Im Winter kam der junge Lukas Fröde von Werder Bremen neu nach Würzburg. Der defensive Mittelfeldspieler konnte fest verpflichtet werden und wird versuchen sich einen der Startplätze auf der Doppelsechs zu sichern. Ihr Wintertrainingslager hielten die Kickers in Andalusien ab. Dort bestritten sie mehrere Trainingsspiele, bei denen Trainer Hollerbach bestimmt auch die eine oder andere Variante im Spielsystem versuchen ließ. Die Würzburger gingen nämlich mit sechs unterschiedlichen taktischen Ausrichtungen in ihre 17 Hinrunden-Spiele. Die taktische Variabilität könnte auch wieder der Schlüssel zum Erfolg werden, wenn die Kickers am Samstag den Tabellenführer aus Braunschweig im heimischen Stadion empfangen.
5. Union Berlin
Als geheimer Aufstiegskandidat gehandelt, benötigten die Berliner vier Spiele, bis sie in die Spur fanden und ihren ersten Saisonsieg feiern konnten. Sie festigten ihren Platz im oberen Tabellendrittel und liegen zur Winterpause in Schlagdistanz zu den Aufstiegsrängen. In der Transferperiode blieben die Verantwortlichen der Berliner nicht untätig. Topscorer Collin Quaner verließ die Hauptstadt in Richtung Huddersfield und Offensivmann Sören Brandy schnürt in Zukunft seine Stiefel in Bielefeld. Auf der Suche nach einem Stürmer wurden die Eisernen in England fündig. Mit Sebastian Polter konnte ein mehr als adäquater Ersatz verpflichtet werden. Der Deutsche stürmte bereits in der Saison 2014/15 leihweise für die Hauptstädter und konnte dabei starke 14 Tore erzielen. Wenn Polter an seine alte Form anknüpfen kann, haben die Berliner einen brandgefährlichen Stürmer, welcher im System von Trainer Jens Keller die zentrale Rolle im Sturm im 4-3-3 System einnehmen wird. Im Vorbereitungscamp in Spanien haben sich die Eisernen auf die lange Frühjahrssaison gut vorbereitet. Im letzten Test gegen Dukla Prag gab es ein beachtliches Remis. Am Freitag empfangen die Berliner die Jungs aus Bochum an der Alten Försterei. Dabei brennen die Unioner auf Revanche, haben sie doch das Hinspiel knapp verloren.
4. 1. FC Heidenheim
Die Heidenheimer gingen bereits in ihre dritte Zweitligasaison und gehören neben den Männern aus Würzburg zu den Überraschungen der heurigen Spielzeit. Die konstanten Mannen von Trainer Frank Schmidt standen seit dem vierten Spieltag immer unter den ersten sechs Mannschaften und haben nur drei Punkte Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz. Aufgrund der starken Leistungen bestand wenig Handlungsbedarf im Mannschaftssektor, aber der FCH betätigte sich dennoch am Transfermarkt. Mit Vitus Eicher konnte ein guter Torhüter verpflichtet werden, der sich mit Kevin Müller um das Einser-Leiberl streiten wird. Außerdem wurde mit Hauke Wahl ein junger Innenverteidiger mit an Bord geholt. Das einstige Toptalent aus Kiel kommt leihweise aus Ingolstadt. Morabit und Atanga, der jetzt in Mattersburg kickt, mussten den Verein im Winter verlassen. Ein weiteres Indiz für die Konstanz der Heidenheimer ist auch ihr Spielsystem. In der Offensive lässt Schmidt variabel spielen; er hat sich auf keine fixe taktische Ausrichtung festgelegt. Im Gegensatz dazu steht die Viererkette nicht zur Debatte und wurde in jedem Spiel auch so umgesetzt. Mit 14 Gegentoren haben die Heidenheimer die beste Abwehr der Liga. In der spanischen Sonne versuchte Trainer Schmidt seine Mannen optimal auf das erste Punktspiel auswärts in Aue einzustellen. Der Sieg im letzten Testspiel gegen Sonnenhof-Großaspach ist wohl ein gutes Omen für das Match im Erzgebirge.
3. VfB Stuttgart
Nach 39 Saisonen in der Bundesliga mussten die Stuttgarter heuer den bitteren Gang in die zweite Liga antreten. Im Sommer wurde Jos Luhukay als Trainer verpflichtet. Im September musste er auch schon wieder seinen Hut nehmen, da es Unstimmigkeiten bezüglich der Kaderplanung zwischen ihm und Sportvorstand Schindelmeiser gab. Hannes Wolf wurde der neue starke Mann an der Seitenlinie und mit ihm kehrte etwas Ruhe in Stuttgart ein. Sportlich gesehen etablierte sich der VfB relativ schnell im vorderen Tabellendrittel und steht, trotz zweier Niederlagen zum Abschluss der Herbstsaison, mit 32 Punkten auf dem dritten Tabellenrang. Mit dem Trainerwechsel änderte sich auch das Spielsystem. Luhukay spielte permanent ein 4-2-3-1, wohingegen das Spiel der Schwaben unter Wolf variabler wurde. Sogar Formationen mit einer Dreierabwehrreihe wurden gespielt. Im Winter konnte sich Stuttgart die Dienste von Bayern-Juwel Julian Green sichern. Der US-Boy ist in der Offensive auf mehreren Positionen einsetzbar und kann dem Stuttgarter Spiel vielleicht den entscheidenden Touch zum Aufstieg verleihen. Abgegeben wurden Sunjic, Heise und Sama. Der VfB startet am Sonntag mit einem Auswärtsspiel in Hamburg gegen St. Pauli. Im Trainingslager in Portugal sollte die Grundlage für einen Sieg gegen die Kiezkicker gelegt werden.
2. Hannover 96
Seit der Saison 2002/03 gehörten die Hannoveraner zum Stamminventar der deutschen Bundesliga. Nach einer völlig verpatzten Saison stiegen die Niedersachsen im letzten Jahr in die zweite Liga ab. Mit Daniel Stendel steht ein junger Mann an der Seitenlinie, welcher selbst langjähriger Spieler von 96 war und den Verein entsprechend gut kennt. Nach einem Umbruch im Sommer, bei dem viele Stammspieler den Verein verließen, musste Stendel in kurzer Zeit aus den Neuzugängen eine konkurrenzfähige Mannschaft formen. Dies gelang ihm bravurös und so steht Hannover mit 32 Punkten auf einem direkten Aufstiegsplatz. Im Winter wurde auf neue Spieler verzichtet, einzig Hoffmann und Gueye wurden vom Verein leihweise abgegeben. Die Hannoveraner bereiteten sich in Spanien auf den Rückrundenstart am Montag zuhause gegen Kaiserslautern vor. Auch dort wird Stendel vermutlich wieder mit einem 4-4-2 beginnen, da die Niedersachsen mit dieser Formation in den letzten sieben Spielen keine Niederlage einstecken mussten. Außerdem wird der treffsicherste Sturm der Liga bestimmt wieder offensiv agieren, um die Lauterer von Beginn an unter Druck setzen zu können. Aufpassen müssen die Pfälzer auf den Toptorschützen der 96er, auf den Österreicher Martin Harnik, der im Laufe der Hinrunde wieder zu alter Stärke gefunden hat.
1. Eintracht Braunschweig
Der Tabellenführer der Liga kommt aus Braunschweig und hat in der Hinrunde starke 34 Punkte geholt. Der Erfolgslauf der Eintracht kam für viele Experten doch etwas überraschend und es wurden bereits Parallelen mit der Aufstiegssaison 2012/13 gezogen. Die Mannen von Trainer Torsten Lieberknecht hielten sich über alle 17 Spieltage hinweg in der Region der Aufstiegsplätze auf und haben in der Rückrunde nicht vor daran etwas zu ändern. Um dies zu schaffen bereiteten sich die Braunschweiger in Spanien auf das Frühjahr vor. Am Transfermarkt wurden die Löwen nicht tätig. Die Eintracht kassierte im Herbst nur drei Niederlagen. Interessant dabei ist, dass bei zwei der drei Niederlagen Lieberknecht die ansonsten fixe Formation der Viererkette aufgelöst hatte und einmal mit drei bzw. einmal mit fünf Abwehrspielern agieren ließ. Am Samstag beim Auswärtsspiel in Würzburg wird sich zeigen, ob Lieberknecht erneut experimentierfreudig ist, oder ob er auf die altbewährte Viererkette zurückgreifen wird. Gewiss ist nur, dass die Löwen darum kämpfen werden, dass sie den Platz an der Tabellenspitze nicht mehr aus der Hand geben.
Thomas Schützenhöfer, abseits.at
Thomas Schützenhöfer
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