Rückrundenstart in Deutschland: Bayern bereits Meister, Darmstadt bereits abgestiegen?
Deutschland 20.Januar.2017 Stefan Karger 0
Dieses Wochenende erwacht die deutsche Bundesliga aus dem Winterschlaf! Will man den Buchmachern Glauben schenken, dann sind in Deutschland noch vor dem Start der Rückrunde die wichtigsten Entscheidungen gefallen: Bayern ist bereits Meister und Darmstadt hat keine Chancen mehr auf den Klassenerhalt.
Rückblick auf das Gipfeltreffen vor Weihnachten
In der letzten Runde vor der Winterpause stellte der FC Bayern München mit einem eindrucksvollen 3:0-Sieg gegen den Aufsteiger aus Leipzig seine alleinige Vormachtstellung in der deutschen Bundesliga wieder her. Die Fans des deutschen Rekordmeisters konnten in der Allianz-Arena bereits zur Halbzeit den Entspannungsmodus einschalten, denn die drei Treffer von Thiago, Xabi Alonso und Lewandowski sorgten bereits in den ersten 45 Minuten für klare Verhältnisse. Da die Gastgeber ab der 30. Minute nach einer glatten roten Karte von Forsberg zudem in Überzahl agierten, konnte der Fokus auf ein kontrolliertes und abwartendes Spiel gelegt werden, zumal die Gäste im zweiten Durchgang auf Schadensbegrenzung aus waren.
Interessanter war deshalb naturgemäß die erste Halbzeit, in der die Bayern das starke Pressing der Gäste souverän umspielten und alle brenzligen Situationen spielerisch lösten. RB Leipzig verblüffte in der Hinrunde durch ein unheimlich intensives Pressing und ein dynamisches Umschaltspiel, das viele Gegner vor unlösbare Aufgaben stellte. Carlo Ancelottis Mannschaft erwies sich an diesem Abend jedoch als eine Nummer zu groß, auch weil die Leipziger Spieler mental dieser schwierigen Aufgabe nicht gewachsen schienen. Die Gäste agierten passiver als sonst, trauten sich oftmals keine spielerischen Lösungen zu, sondern schlugen blind weite Bälle nach vorne. Ausschlaggebend war zudem, dass das Leipziger Pressing nicht kollektiv ausgeführt wurde und so die ohnehin spielstarken Bayern keine großen Schwierigkeiten hatten, den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren zu lassen zu und sich Chancen herauszuarbeiten.
Was tat sich am Transfermarkt?
Anfang Dezember führte Aufsteiger RB Leipzig noch die Tabelle mit drei Punkten Vorsprung auf den FC Bayern München an, nach den beiden Auswärtsniederlagen gegen den FC Ingolstadt und den FC Bayern München hat Hasenhüttls Mannschaft nun selbst einen Rückstand von drei Punkten. Am Transfermarkt hielten sich die beiden Teams in der Winterpause bislang recht vornehm zurück. RB Leipzig lotste das 18-jährige Juwel Dayot Upamecano von Salzburg nach Sachsen und setzte sich damit gegen zahlreiche hochkarätige Interessenten durch. Premier-League-Vereine wie Manchester City und Arsenal, der große FC Barcelona, Juventus Turin und der FC Bayern hätten den jungen Innenverteidiger auch liebend gerne in ihren Reihen gesehen. Upamecano hat alle Anlagen, um bei passender Entwicklung ein Weltklassespieler zu werden und strahlt schon jetzt für sein junges Alter große Sicherheit und Ruhe aus. Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass er im Meisterschaftsrennen einen sehr großen Unterschied ausmachen wird. Auch Upamecano muss sich zunächst einen Stammplatz erkämpfen und sich an das Tempo der deutschen Bundesliga gewöhnen. Der FC Bayern agierte vorausschauend und tätigte zwei Transfers, die jedoch erst im Sommer vollzogen werden. Die beiden Hoffenheim-Spieler Sebastian Rudy und Niklas Süle werden in der kommenden Saison das Bayern-Trikot tragen.
Meistertitel schon vergeben?
Dafür dass der FC Bayern München nur drei Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger aufweist, sind die Quoten der Buchmacher auf einen Bayern-Meistertitel extrem niedrig. Bei einem Einsatz von 100€ würde man gerade einmal 2,50€ Gewinn einstreifen. Dies liegt in erster Linie an der Tabellenkonstellation. Borussia Dortmund, die einzige Mannschaft, die den Bayern in den letzten Jahren halbwegs Paroli bieten konnte, liegt mit zwölf Punkten Rückstand auf Platz 6. Hertha BSC Berlin, Eintracht Frankfurt und die TSG Hoffenheim, also jene Teams, die in der Tabelle zwischen Leipzig und Dortmund liegen, agierten in der Hinrunde wohl am absoluten Leistungslimit und eine nochmalige Steigerung ist unwahrscheinlich. Es bleiben also nur noch die Leipziger als Konkurrenten, die in der letzten Runde vor der Winterpause deutlich besiegt wurden. Den Bayern wird die Hinrundenmeisterschaft nicht mehr zu nehmen sein, denn vor dem 17. Spieltag haben David Alaba und Co. nicht nur drei Punkte Vorsprung, sondern auch die deutlich bessere Tordifferenz. In den bisherigen 51 Bundesliga-Saisonen führten die Bayern 21 Mal die Tabelle nach der Hälfte der absolvierten Partien an. In 18 Fällen gewannen sie anschließend auch den Meistertitel.
Das letzte Mal verspielte der FC Bayern in der Saison 2011/12 als Wintermeister den Titel, als Borussia Dortmund dank einer starken Rückrunde die achte Meisterschaft in der Vereinsgeschichte holte. Seitdem schmückten sich die Bayern in jeder weiteren Spielzeit mit dem Titel des Wintermeisters und ließen auch in der Rückrunde nichts mehr anbrennen. Für Leipzig spricht eigentlich nur, dass die Bayern nach wie vor in der Champions League vertreten sind und dass das zweite Aufeinandertreffen am vorletzten Spieltag vor eigenem Publikum stattfindet. Es scheint aber unwahrscheinlich, dass zu diesem Zeitpunkt die Meisterschaft noch nicht fix an die Bayern vergeben ist.
Gibt es noch Hoffnung für den SV Darmstadt?
Mit einem Tipp auf den Bayern-Meistertitel wird man also keine großen Wettgewinne einstreifen können. Blickt man auf das andere Ende der Tabelle, dann ist bei den Buchmachern der SV Darmstadt der haushohe Favorit auf den Abstieg. Dass der FC Bayern Meister wird und, dass Darmstadt absteigt ist für die Quotenleger ähnlich wahrscheinlich – für 100€ Einsatz sichert man sich lediglich vier Euro Gewinn, wenn man darauf setzt, dass im Jonathan-Heimes-Stadion am Böllenfalltor in der nächsten Saison Zweitligaspiele ausgetragen werden.
Die Lilien verloren die letzten acht Meisterschaftsspiele in Folge und warten zudem seit vier Partien auf einen Torerfolg. Besonders katastrophal gestalteten sich die Leistungen auf fremden Plätzen, denn in den bisherigen acht Auswärtsspielen setzte es stets Niederlagen. Nun schwingt mit Trainer Torsten Frings ein neuer Mann das Zepter, der durchaus als „Wundertüte“ bezeichnet werden kann, da er zuvor nur als Co-Trainer beim SV Werder Bremen tätig war. Auf den Neo-Coach wartet eine extrem schwierige Aufgabe, denn die Darmstädter haben wohl den qualitativ schwächsten Kader aller Bundesligisten. Sidney Sam kam als Leihspieler von Schalke 04, ansonsten gab es keine Ab- oder Zugänge.
Der Rückstand auf den Relegationsplatz beträgt fünf Punkte und die Konkurrenten um den Klassenerhalt präsentierten sich in der Schlussphase der Hinrunde äußerst formstark. Der FC Ingolstadt überraschte, als er RB Leipzig am 14. Spieltag die erste Saisonniederlage zufügte und anschließend auch noch auswärts gegen Bayer Leverkusen gewann. Der Hamburger SV gewann gar drei der letzten vier Meisterschaftsspiele und auch der SV Werder Bremen ist seit fünf Spieltagen ungeschlagen. Dass auf den Plätzen 13 und 14 zudem mit dem VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach zwei Mannschaften liegen, die in der Rückrunde eher Plätze gutmachen, als verlieren werden, spielt dem SV Darmstadt auch nicht in die Karten. Torsten Frings würde sich jedenfalls ein Denkmal in Darmstadt verdienen, wenn er unter diesen Voraussetzungen den Klassenerhalt mit seiner Mannschaft bewerkstelligt.
Stefan Karger, abseits.at
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