Schalke schlägt konterstarke Mainzer in Spiel eins nach Draxler
Deutschland 14.September.2015 Shahin Bazani 0
In den Medien wurde Julian Draxlers letztendlich kurzfristiger Wechsel zum VfL Wolfsburg tagelang diskutiert. Die Frage war, ob die Königsblauen den Abgang des jungen Hoffnungsträgers kompensieren können. Die Antwort lieferten die Knappen am Sonntag beim Heimspiel gegen die überraschend stark gestarteten Mainzer. Dabei trafen zwei neue Systeme, die sich nicht sehr unähnlich sind, aufeinander.
4-4-2 als Mittel zum Zweck
Beide Truppen spielten mit Viererkette und Doppelsechs, Schalke im klaren 4-4-2 mit der Doppelspitze aus Huntelaar und Di Santo, Mainz in einem 4-2-3-1 (da Malli oft zwischen den Linien agierte), was gegen den Ball ebenfalls zu einem 4-4-2 wurde. Die Rheinhessen waren dadurch auf Direktspiel und Konter getrimmt, die nach Möglichkeit über die Flügel nach vorne getragen werden sollten.
Seit Breitenreiters Amtsantritt im Ruhrpott ist das 4-4-2 auch bei den Schalkern die Stammformation, welche vorwiegend durch die zweite Spitze Präsenz in der Mitte bei Flanken herstellen soll. Daher sollen in dieser Spielzeit besonders Flügelangriffe forciert werden. Dies äußerte sich auch im Aufbauspiel der Knappen.
Die Mitte ist tabu für Königsblau
In der Regel ließ sich im Aufbau Johannes Geis zwischen die beiden nominellen Innenverteidiger Matip und Neustädter fallen und war dabei sehr ballfordernd. Allerdings stellten Muto und Malli auf der Gegenseite Goretzka oft zu, sodass es außer den gelegentlich einrückend agierenden Meyer hinter der Mainzer Mittelfeldkette beinahe keine Anspielstation gab. Dies begünstigte Geis‘ durchaus diskutable Spezialität – Diagonalbälle auf die Flügel. Eben angesprochener Meyer, der für den abgewanderten Draxler auf Linksaußen begann, sorgte mit seinen ausweichenden Bewegungen dafür, dass Brosinski und Balogun ihm folgten und somit sein Hintermann Aogo mehr Platz und Zeit auf dem Flügel erhielt. Dennoch versuchte Mainz der Schalker Überlegenheit am Ball etwas entgegenzusetzen.
Die Mainzer wollen es über links machen
Auffällig oft war zu sehen, dass sich mit Malli und Muto der Offensivverbund des FSV bei Abstößen von Karius relativ weit links positionierte und die Mainzer auch ansonsten diese Spielfeldseite bei ihren Angriffen häufiger bespielten. Anscheinend hatten die Rheinhessen im Vorfeld gerade dort Schwächen ausgemacht, was angesichts der Offensivfreudigkeit Caicaras und Choupo-Motings nicht unbegründet ist. Zudem agierte der kombinationsstarke Ex-Schalker Latza ebenfalls sehr linkslastig. Ansonsten fiel auf, dass die Außenverteidiger Bengtsson und Balogun zwecks Durchschlagskraft beim Kontern nach den Ballgewinnen im Mittelfeld sofort überliefen und Breite gaben. Gegen den Ball wollte der Underdog die Mitte tunlichst zusperren, was angesichts enorm geringer Nutzungsbestrebungen seitens der Schalker phasenweise übertrieben und sogar deplatziert erschien.
Synergien beider Spielweisen? Fehlanzeige!
Durch die beiden Spielweisen wurde teilweise ein unangenehmer Rhythmus erzeugt, da sich niemand in der Hälfte des Gegners komplett festzusetzen vermochte. Es war nicht selten ein „Hin und Her“ mit wenigen Gegenpressingversuchen, die zum großen Teil von Schalker Seite kamen. So entstand auch der Elfmeter für die Schalker, den Karius in der fünften Minute brillant parieren konnte, aus einer vermeintlich ungefährlichen Situation mit vergleichsweise wenig Dynamik. Zu klaren Torchancen kamen dennoch eher die Königsblauen, allerdings selten durch Aushebeln der letzten Mainzer Kette, sondern vielmehr durch Standards und hohe Hereingaben. So fiel auch der Führungstreffer durch Matip nach einer Ecke durch Geis.
Bezeichnend für diese These ist, dass Mallis Ausgleich nach einer unglaublich intelligenten Aktion Latzas, die er mit einem Schnittstellenpass vollendete, als auch Huntelaars Siegtreffer nach Matips starkem Halbraumpass, der zwei Mainzer Linien aushebeln konnte, nach spielerischen Ausbrüchen aus dem ansonsten flügelorientierten Spiel beider Seiten erzielt wurden.
Fazit
Schalke geht letzten Endes als verdienter Sieger vom Platz, weil sie einfach mehr Spielanteile generieren konnten und in den entscheidenden Momenten individuell überlegen waren. Dennoch haben sie sich in der Saison mit ihrer Spielweise, die stark an Paderborns letztjähriger Strategie erinnert, nicht mit Ruhm bekleckert, da der Sieg erneut relativ knapp und wenig souverän über die Bühne ging. Gegen besser besetzte Mannschaften kann sich dies negativ auswirken, was Wolfsburg am vergangenen Spieltag unter Beweis stellen konnte. Die Erfolgsstabilität ist daher zu bezweifeln.
Die Mainzer hingegen leben von offeneren Spielen gegen fehleranfälligere Gegner, obwohl sie auch den Schalkern gut Paroli bieten konnten. Zudem kann man angesichts eines guten Spiels von Latza gestärkt in die Zukunft gehen, da er mehr als eine Alternative zu Fabian Frei ist. Wohin genau es tabellarisch für beide Teams hingeht, wird sich in den nächsten Wochen herausstellen.
Shahin Bazani, abseits.at
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Shahin Bazani
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