Schürrle als Star, Kießling als Knipser, der Rest als kompaktes Kollektiv – das ist die Offensive von Bayer 04 Leverkusen!
Deutschland 25.Oktober.2012 Daniel Mandl 0
Im dritten Teil unserer Reihe über Rapid-Gegner Bayer 04 Leverkusen kümmern wir uns um die Mittelfeld-Dreierreihe, die beiden asymmetrischen Flügel und den brandgefährlichen Knipser der Werkself. Und natürlich kommt auch der Star des Teams, Andre Schürrle, in unserer ausführlichen Teaminfo nicht zu kurz!
Der defensivste Part in der Mittelfeld-Dreierreihe
Einen defensiven Part im Leverkusener Mittelfeld nimmt für gewöhnlich Simon Rolfes (30) ein. Der 26-fache deutsche Teamspieler ist ein sehr robuster, kompakter Mittelfeldspieler, der den großen Vorteil seiner positionstechnischen Flexibilität mitbringt. Somit kann Rolfes im 4-3-2-1 auf allen Positionen der defensiven Dreierreihe eingesetzt werden. Er macht technisch keine Wunderdinge, ist defensiv sicher und kommt vor allem über konsequente Laufarbeit ins Spiel. Als eine der möglichen Absicherungen für Carvajals Rückraum wurde er in letzter Zeit stärker nach rechts gezogen, als er es zuvor gewöhnt war – allerdings nicht positionstechnisch, sondern aufgrund der hohen Fluidität im Leverkusen-Mittelfeld. Rolfes verlor im letzten Jahr ein bisschen an Agilität, ist aber aufgrund seines Spielverständnisses immer noch ein sehr wichtiger Spieler für Bayer 04. Bei offensiven Standardsituationen ist er zudem ein gefährlicher Faktor und er gilt als sicherer Elfmeterschütze.
Allerdings ist Eigenbauspieler Stefan Reinartz (23) beinahe auf einem Level mit dem routinierteren Rolfes. Reinartz ist der defensive Typ, ist ein klassischer Vertikalabräumer in einem 4-1-4-1-System. Wenn er spielt bleibt Rolfes entweder draußen oder rückt eine Position weiter nach „vorne“, spielt also leicht versetzt auf einer Halbposition im 4-3-2-1. Reinartz ist ein intelligenter defensiver Mittelfeldspieler, der ebenfalls keine großen technischen Gustostückerl zu bieten hat, dafür aber sehr diszipliniert zu Werke geht. Allerdings war er in letzter Zeit nicht immer vor Fehlern gefeit und blieb nach einem kometenhaften Aufstieg 2010, inklusive Debüt für die deutsche Nationalmannschaft, ein wenig in seiner Entwicklung stehen.
Die anderen Spieler der Mittelfeld-Dreierreihe
Lars Bender (23) ist nach Rolfes der Ersatzkapitän im Team und ist als typischer Box-to-Box-Mittelfeldspieler gesetzt. Bender spielt seit 2009 bei Leverkusen und gilt ebenso wie sein Bruder Sven als riesiges Talent, das sich nun langsam aber sicher stabilisiert und damit einen weiteren großen Karriereschritt schaffen wird. Bender glänzt vor allem durch seine Passgenauigkeit und seinen großen Aktionsradius von Strafraum zu Strafraum. Aufgrund seiner taktischen Disziplin ist er ebenfalls ein wichtiger Spieler für die Absicherung der aktiven Flügelspieler. Bender wurde zudem sicherer in seinen Abläufen und wirkte im Jahr 2012 deutlich reifer als zuvor.
Leverkusen hat nun die Möglichkeit die drei beschriebenen Mittelfeldspieler gemeinsam aufzubieten. In diesem Fall nimmt zumeist Reinartz die zentrale Position ein, Bender spielt etwas rechtslastiger, Rolfes eher linksgerichtet. Allerdings verschwimmen diese Positionen im Laufe des Spiels sehr stark, wodurch es schwer ist, fixe Positionen für die Spieler dieser Dreierreihe fest zu machen.
Und dann wäre da noch Gonzalo Castro (25) –dem gebürtigen Wuppertaler eine Position zuzuordnen ist sogar noch schwerer. Eigentlich ist Castro ein gelernter rechter Außenverteidiger – eine Position, die er lange Zeit im U21-Team Deutschlands bekleidete. Doch bei Bayer Leverkusen der Saison 2012/13 kommt er immer wieder auf völlig unterschiedlichen Positionen zum Einsatz. Halbrechts in der Dreierreihe im Mittelfeld, aber auch halblinks oder als noch offensiverer Flügel. Dies ist deshalb möglich, weil Castro einer der komplettesten und zugleich laufstärksten Spieler im Team von Bayer 04 ist. Bis auf kleinere Schwierigkeiten in defensiven Zweikämpfen hat der 25-Jährige keine Schwächen und ist zudem noch torgefährlich. Castro ist vor allem dribbelstark, spielt zumeist sehr zielgerichtet und deckt große Aktionsbereiche ab.
Es läuft alles darauf hinaus, dass drei dieser vier Spieler die Dreierreihe im Mittelfeld bilden. Andere Möglichkeiten gibt es im Grunde nicht. Einzig Jens Hegeler (24) könnte eine Alternative sein, die den defensiven Ansprüchen dieser Dreierreihe gerecht werden kann. Der robuste Sechser kam vor der Saison vom 1.FC Nürnberg, konnte aber bisher noch nicht in Leverkusen Fuß fassen. Da Bender und Reinartz zuletzt jeweils mit kleineren Wehwehchen zu kämpfen hatten, ist anzunehmen, dass einer von ihnen auf der Bank Platz nehmen wird. Die Aufstellung Castros und Rolfes‘ in der Dreierreihe ist daher sehr wahrscheinlich.
Die Diva für alle Positionen
Sowohl im zentral-offensiven Mittelfeld als auch auf beiden Flügelpositionen kann der Brasilianer Renato Augusto (24) aufgeboten werden. Das Jahr 2012 war für ihn jedoch ein Seuchenjahr und er war mehrfach verletzt – so auch jetzt. Im Spiel gegen den VfB Stuttgart zog er sich einen Muskelfaserriss zu und fällt etwa bis Mitte November aus, wodurch er in den Spielen gegen den SK Rapid wohl nicht zum Einsatz kommen kann.
Die Nachwuchshoffnung am rechten Flügel
Die größten Chancen auf einen Einsatz am rechten Flügel hat der Deutsch-Marokkaner Karim Bellarabi (22), der vor allem als trickreicher, unbekümmerter Flügel gilt. Bellarabi ist ein guter Passer, ein angenehmer Mitspieler im Dreieck und zudem derzeit bei den Trainern sehr beliebt, weil er gut nach hinten arbeitet und somit zusätzlichen Druck von seinem Hintermann Daniel Carvajal nimmt. Das Zusammenspiel zwischen Bellarabi und Carvajal funktionierte zuletzt sehr gut und die beiden präsentieren sich ausgewogen und kaum fehleranfällig, auch weil Bellarabi selbst ein sehr dynamischer Typ ist.
Momentan nur Ersatzmann für den rechten Flügel ist Sidney Sam (24), der nicht wirklich in Tritt kommt und zuletzt immer wieder mit Muskelproblemen zu kämpfen hatte. Da Bellarabi seine Sache gut macht, kommt der pfeilschnelle, dribbelstarke Sam derzeit nicht zum Zug. Die Spiele gegen Rapid wären zwar typische Partien, in denen man den torgefährlichen Ex-Lauterer bringen kann – aber da Sam praktisch nur am rechten Flügel spielt und Bellarabi auf dieser Position forciert werden soll, ist er auch aktuell nur zweite Wahl.
Der Star am linken Flügel
Während Bellarabi ein typischer Flügelspieler ist, dem die Grundlinie mehr zusagt als der Strafraum, ist Andre Schürrle (21) in Vorwärtsbewegung schon fast so etwas wie ein Stürmer. Auf dem Papier spielt Schürrle als Linksaußen, aber die Wahrheit sieht anders aus. Der aktuelle deutsche Teamspieler zieht stets stark zur Mitte, sucht Tempodribblings, Pässe in Schnittstellen und Abschlüsse. Er ist von allen Spielern von Bayer 04 Leverkusen am unberechenbarsten. Auch wenn ihm in der laufenden Saison noch nicht der Knopf aufging (erst ein Tor in elf Pflichtspielen), ist der flinke Dribbler ein enorm gefährlicher Offensivmann, der allerdings noch Schwächen im Defensivspiel hat und nicht immer so gut nach hinten arbeitet, wie etwa Bellarabi auf rechts.
Der Knipser an vorderster Front
Über 100 Pflichtspieltore in knapp sechs Jahren sprechen eine deutliche Sprache: Stefan Kießling (28) ist der gefährlichste Spieler der Leverkusener. Kießling ist einerseits ein Knipser, andererseits ein sehr unangenehmer Spieler, was sein Laufspiel betrifft. Er bewegt sich sehr gut, erkennt frei werdende Räume sehr früh und auch wenn er nicht enorm weit nach hinten arbeitet, ist er stets in Bewegung und ist selbst ein wichtiger Faktor im Kombinationsspiel der Leverkusener. Sein wuchtiger Körper macht es zudem sehr schwer gegen ihn zu verteidigen und man muss als Verteidiger selbst andauernd konzentriert und vor allem in Bewegung sein, um einen Spieler wie Kießling dauerhaft abzumontieren. Ansonsten wird man vom langen Angreifer nicht nur körperlich enorm gefordert werden, sondern auch früher oder später überholt. Seine Schnelligkeit ist eine Facette, die man bei ihm gerne unterschätzt. Anders als seine offensichtliche Gefährlichkeit bei Standardsituationen.
Sein Ersatzmann ist der Chilene Júnior Fernandes (24), der vor der Saison von Universidad de Chile kam und gegen Rosenborg erstmals von Beginn an ran durfte. Auch Fernandes gilt als Knipser und wird in seiner Heimat, wo er entweder als rechter Flügelstürmer in einem 4-3-3 oder als Mittelstürmer eingesetzt wurde, „der Panther“ genannt. Der dritte Ersatzmann für die Stürmerposition ist der junge Okan Aydin (18), der in der letzten Bundesligarunde gegen Mainz erstmals für elf Minuten in die erste Elf schnuppern durfte.
Im vierten und letzten Teil, den ihr in Kürze hier lesen könnt, gehen wir auf taktische Details ein und spielen ein bisschen Aufstellungsroulette!
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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