Schwer zu schlagen: Der VfL Wolfsburg unter Oliver Glasner
Deutschland 12.Oktober.2019 Ral
In der letzten Saison überraschte der VfL Wolfsburg mit der Qualifikation für die Europa League. Trotzdem musste Trainer Bruno Labbadia gehen. Für ihn verpflichtete Manager Jörg Schmadtke Oliver Glasner vom LASK. Auch unter ihm sind die Wölfe bislang erfolgreich, stehen nach sieben Spieltagen auf Platz zwei. Was zeichnet den VfL Wolfsburg unter Glasner aus? Ein Blick auf die Statistiken.
Auch in den Testspielen bleibt der VfL Wolfsburg unter dem neuen Trainer Oliver Glasner nicht zu bezwingen. Unter der Woche spielten die Wölfe gegen Zweitligist Holstein Kiel 1:1-Unentschieden. Damit baut Wolfsburg seine Serie von ungeschlagenen Spielen unter Glasner auf mittlerweile 19 aus (10 Siege, 9 Unentschieden).
In der Bundesliga ist der VfL damit nach sieben Spieltagen noch die einzige Mannschaft ohne Niederlage. Mit einem Punkt Rückstand auf Tabellenführer Borussia Mönchengladbach liegen die Niedersachsen aktuell auf Platz zwei des Tableaus. Die bisherige Bilanz: vier Siege und drei Unentschieden.
Dabei stellt das Glasner-Team mit gerade einmal vier Gegentreffern auch die beste Defensive der Liga. „Wir trainieren oft ohne Torwart. Wir wollen nämlich so verteidigen, dass wir diesen gar nicht benötigen“, sagte Glasner im Podcast Kicker meets Dazn.
Was bei der Abwehrarbeit von Wolfsburg auffällt: sie lassen sehr wenige Schüsse des Gegners zu, gerade einmal 11,1 Versuche im Schnitt. Damit liegt Wolfsburg in dieser Wertung auf dem dritten Platz. Auch laut den Expected Goals gegen sich, ist die Defensive die Beste der Bundesliga.
In der Offensive hapert es aber noch ein wenig. Hier rangiert Wolfsburg mit zehn Toren nur im Mittelfeld. Laut den Expected Goals hat man nur marginal überperformt (9,33 xG). Nach den Expected Points würde Wolfsburg derzeit mit 12,7 Punkten auf dem fünften Platz der Tabelle stehen. Die Mannschaft hat momentan „in der Realität“ 15 Punkte geholt, also insgesamt um 2,3 Punkte überperformt.
Aber auch Platz fünf würde ja für die Qualifikation zur Europa League berechtigen. Mit dem Einzug in das internationale Geschäft am Ende der Saison wären sicherlich sowohl Glasner als auch die Vereinsführung zufrieden.
Zufrieden kann Glasner bisher auch mit der Leistung seines wichtigsten Offensivspielers sein – Wout Weghorst. Der 27-jährige Stürmer aus den Niederlanden war bereits in der letzten Saison mit 17 Treffern und sieben Vorlagen der entscheidende Faktor für das gute Abschneiden des VfL. Auch heuer hat er schon wieder viermal getroffen und zusätzlich zwei Assists geliefert.
Weghorst ist ein körperlich starker Spieler, der mit seinen 197cm über ein hervorragendes Kopfballspiel verfügt. Vor dem Tor agiert Weghorst zudem eiskalt. Mit 3,1 Abschlüssen pro Spiel liegt er unter den besten zehn Spielern in der Bundesliga. „Wout hat im Strafraum unglaubliche Abschlussqualitäten“, schwärmt sein Trainer.
Generell hat der VfL Wolfsburg unter Glasner beim Erspielen von Abschlüssen aber noch Schwierigkeiten. 12,1 Schüsse pro Spiel reichen nur für Platz 13, bei den Schüssen, die auf das gegnerische Tor kommen (4,4), liegt Wolfsburg ebenfalls nur auf Platz zwölf. Obwohl Glasner vor allem Abschlüsse im Strafraum sehen will („da fallen 90 Prozent der Tore“), kommen fast die Hälfte der Schüsse (5,3) von außerhalb der Box. Hier liegt also noch Verbesserungspotenzial.
Wo die Mannschaft die Vorgaben des Trainers aber vorbildlich umsetzt, ist in Sachen Einsatz. Glasner fordert von seinen Spielern „alles raus zu hauen“. Und das macht der VfL Wolfsburg bislang – in allen wesentlichen Laufstatistiken, also Sprints, intensive Läufe, Laufdistanz, liegt Wolfsburg unter den Top fünf der Bundesliga; bei den gewonnenen Zweikämpfen sogar auf Platz zwei.
Fazit: Dank des läuferischen Aufwands, der stabilen Defensive und einem hervorragenden Abschlussspieler, ist der VfL Wolfsburg unter Oliver Glasner bis dato sehr schwer zu schlagen. Etwas relativierend kommt bei der momentan guten Bilanz aber hinzu, dass Wolfsburg in den ersten sieben Spielen vor allem gegen Mannschaften aus den unteren Tabellenregionen gespielt hat – der noch sieglose Aufsteiger und Tabellenletzte SC Paderborn 07 holte dabei gegen die Wölfe seinen bislang einzigen Punkt in der Saison. Kein sonderlich positives Signal.
Wie stark Wolfsburg wirklich ist, dass wird sich in den Wochen nach der Länderspielpause zeigen, wenn die Glasner-Elf innerhalb von fünf Wochen auf RB Leipzig, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt trifft.
Das Vorhersagemodell der Website FiveThirtyEight sieht den VfL Wolfsburg aktuell am Ende der Saison auf Platz sieben. Falls Glasner mit seinem Team bis zum Ende um die internationalen Plätze mitspielen kann, wäre die Spielzeit sicherlich auch bei einem Verpassen der Selbigen als gut zu bewerten. Dank der genannten Stärken, ist der VfL aber auch ein Kandidat für einer der positiven Überraschungen der Saison.
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