Sensationsmeister der deutschen Bundesliga (2): 1.FC Kaiserslautern 1998
Deutschland 12.April.2020 Ral
Während der Ball aufgrund der Corona-Krise weiterhin ruht, schauen wir auf die Zeiten, als der FC Bayern München noch kein Abonnement auf die deutsche Meisterschaft abgeschlossen hatte. Denn man mag es kaum glauben – auch in der Bundesliga holten einst Mannschaften den Titel, mit denen vor der Saison niemand rechnete. Im zweiten Teil behandeln wir den 1. FC Kaiserslautern, der unter Trainer Otto Rehhagel in der Saison 1997/98 das Kunststück schaffte, sich als Aufsteiger zum Meister zu krönen.
Es gehört zu den ikonischen Bildern der Bundesliga-Geschichte – der weinende Andreas Brehme, der in den Armen seines Freundes Rudi Völler Trost sucht. Völlers Bayer Leverkusen hatte in diesem Frühling von 1996 ganz knapp die Klasse gehalten – zum Leidwesen von Brehme und seinem 1. FC Kaiserslautern. Die mussten zum ersten Mal in ihrer Geschichte den bitteren Gang von der ersten in die zweite Liga antreten.
Knapp zwei Jahre später sorgte wieder ein Akteur des FCK für ein ikonisches Bild – als Trainer Otto Rehhagel mit einer Wasserflasche ausgelassen im Rund des Münchner Olympiastadions jubelte. Kaiserslautern hatte gerade als Aufsteiger am ersten Spieltag beim Titelverteidiger und großen Favoriten auf die Meisterschaft, dem FC Bayern München mit 1:0 gewonnen. Verteidiger Michael Schjönberg hatte in der 80. Minute per Kopf das Tor des Tages erzielt. Pikantes Detail: Rehhagel wurde beim deutschen Rekordmeister ebenfalls zwei Jahre zuvor noch vom Hof gejagt, bevor er Lautern zum direkten Wiederaufstieg führte.
Während die meisten bei den Pfälzern sicher davon ausgegangen sind, mit dem überraschenden Sieg bei den Bayern nicht eingeplante Punkte gegen den Abstieg geholt zu haben, war es in Wahrheit der Auftakt einer Saison für die Ewigkeit. „Dieser Auftaktsieg war wie ein Sechser im Lotto für uns“, erinnerte sich Andy Brehme im Magazin 11Freunde. Es folgte ein weiteres 1:0 gegen Hertha BSC, bis die Roten Teufel beim 0:0 gegen den 1. FC Köln zum ersten Mal Punkte lassen mussten.
Mit einem souveränen 3:0 schlug der FCK am vierten Spieltag den FC Schalke 04 und erklomm somit die Tabellenspitze. Was damals wohl noch niemand für möglich hielt: die Mannschaft würde diese Position bis zum Ende der Saison nicht mehr abgeben.
Kapitän und Weltmeister Brehme war während der Saison zwar nur noch als Stand-by-Profi aktiv, mit seiner Erfahrung aber dennoch enorm wichtig für das Mannschaftsgefüge und so etwas wie der verlängerte Arm von Trainer Rehhagel innerhalb des Teams. Über dessen Arbeitsweise sagte Brehme: „Rehhagel zeichnete vor allem seine ehrliche Art aus. Er hat uns an der langen Leine gelassen, hat uns nicht kontrolliert. Zu mir hat er ab und zu gesagt, ich solle mir mal ein, zwei Tage freinehmen. Wenn jemand aufmuckte, regelte er das sofort. Er sagte dann immer: ‚Was hast du erreicht, was hat Andy erreicht? Ende der Diskussion.‘“
Rehhagel setzte in dieser besonderen Saison auf dem Feld vor allem auf die Achse bestehend aus Libero Miroslav Kadlec, Mittelfeldstratege Ciriaco Sforza sowie im Angriff Olaf Marschall. Der Stürmer mit dem charakteristischen Lockenkopf spielte laut Brehme „die Saison seines Lebens. Wirklich phänomenal in welcher Verfassung er damals war. Er traf aus allen Lagen, außerhalb und innerhalb des Sechzehners, natürlich oft per Kopf, aber auch im Fallen, sogar im Liegen.“ Marschall erzielte in der Bundesliga insgesamt 21 Tore, nur ein Tor weniger als Torschützenkönig Ulf Kirsten von Bayer Leverkusen.
Doch selbst eine Verletzung von Marschall zum Ende der Hinserie konnte Lautern nicht aufhalten. Für ihn sprangen dann eben Spieler wie Jürgen Rische oder Pavel Kuka ein. Am 18. Spieltag schlug man den FC Bayern auch ohne Marschall mit 2:0. Insgesamt lebte der FCK von seiner mannschaftlichen Geschlossenheit und der richtigen Mischung aus Eisenfüßen à la Harry Koch oder Michael Schjönberg, sowie erstklassigen Fußballern wie eben Sforza oder der Brasilianer Ratinho. Auf der Bank der Lauterer saß zudem mit Michael Ballack ein Spieler, bei dem bereits sichtbar wurde, welch große Karriere er einmal hinlegen könnte.
Hinzu kam in der Persona Rehhagel ein erfahrener und mit allen Wassern gewaschener Trainer. „Otto versuchte auch nach den Anfangserfolgen stets, den Druck von uns fernzuhalten. Seine Erfahrung und sein Ansehen ermöglichten es ihm, sich in dieser Form vor die Mannschaft zu stellen. Fragen nach Titelambitionen lächelte er nur weg“, sagte Brehme.
Nach dem 3:2 gegen Borussia Mönchengladbach am 32. Spieltag, vermochte es aber selbst Rehhagel nicht mehr die Ambitionen auf den Titel wegzulächeln. Marschall erzielte den Siegtreffer in der 90. Minute. Bei einem Unentschieden hätten die Bayern nach Punkten gleichziehen können. Da die Münchner am folgenden Spieltag nicht über ein 0:0 beim MSV Duisburg hinaus kamen und der FCK sein Spiel gegen den VfL Wolfsburg mit 4:0 gewann, sicherte sich der Aufsteiger vorzeitig den Titel.
Brehme: „Als das 0:0 in Duisburg bekanntgegeben wurde, brachen in der Stadt alle Dämme. Ich feierte zusammen mit dieser fantastischen Mannschaft die größte Sensation, die ich in meiner Karriere erlebt habe.“
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