Nachdem wir in den ersten beiden Teilen der vierteiligen Serie die Aufsteiger der englischen Premier League und Spaniens La Liga unter die Lupe genommen... So schlagen sich die Aufsteiger in Europas Top-Ligen (Teil 3) – Deutschland

Nachdem wir in den ersten beiden Teilen der vierteiligen Serie die Aufsteiger der englischen Premier League und Spaniens La Liga unter die Lupe genommen haben, kommen nun folgerichtig jene der deutschen Bundesliga dran. Es sind dies Hertha BSC und der FC Augsburg.

Unser Nachbarland ist die einzige Nation, in der nur zwei Aufsteiger mitspielen, denn in den Relegationsspielen setzte sich Bundesligist Borussia Mönchengladbach gegen den VfL Bochum durch. Damit bleibt der 1. FC Nürnberg vorerst der einzige Zweitligist, der sich seit der Wiedereinführung der Relegation durchgesetzt hat.

Hertha BSC

Nach dem bitteren Gang in die zweithöchste Spielklasse gelang den Hauptstädtern in der letzten Saison in beeindruckender Art und Weise der sofortige Wiederaufstieg. Am 19. Spieltag übernahm die Hertha die Tabellenführung, gab sie bis Saisonende nicht mehr her und wurde mit 74 Punkten überlegen Meister. Und auch die Bundesligasaison begann für die Berliner durchaus verheißungsvoll. Nur drei der ersten zehn Spiele verlor die Truppe vom damaligen Trainer Markus Babbel, schlug sogar den deutschen Meister Borussia Dortmund in dessen Stadion und ordnete sich genau dort ein wo man es erwartete – im Mittelfeld der Tabelle. Auf Platz 11 beendete die „alte Dame“ die Rückrunde und konnte zum Jahreswechsel noch vom Pokalfinale im heimischen Olympiastadion träumen. Man möchte ob dieser Faktenlage meinen es gab kaum Aufregung – doch dem war nicht so. Seit dem 12. Spieltag konnte man keinen Sieg mehr einfahren und brachte sich in der Folge mit dem Rauswurf von Cheftrainer Babbel selbst in Bedrängnis.
Begleitet von einer medialen Schlammschlacht zwischen dem jetzigen Hoffenheim-Coach und Manager Michael Preetz wurde für die Rückrunde Michael Skibbe als neuer Trainer vorgestellt. Ein Zug, der sich als Schuss ins eigene Bein entpuppte. Schlechte bis katastrophale Leistungen reihten sich wie die Glieder einer Kette aneinander, in der Tabelle rutschte man bis auf Platz 15 ab. Am besten präsentierten sich die Berliner noch beim knappen Ausscheiden im DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach, als man erst durch eine falsche Elfmeterentscheidung von Schiedsrichter Brych in der Verlängerung auf die Verliererstraße abkam. Die Konsequenz: Skibbe wurde nach nur fünf Pflichtspielen wieder entlassen.

Nun soll Otto Rehhagel den Karren aus dem Dreck ziehen. Der 73-Jährige ist nach den beiden oben genannten Trainern sowie Rainer Widmayer, der die Mannschaft im DFB-Pokal-Achtelfinale coachte, und René Tretschok, unter dessen Leitung man 0:1 gegen Dortmund verlor, bereits die fünfte Person an der Seitenlinie der Berliner. Nachdem man beim Auftakt des Trainer-Opas gegen Abstiegskonkurrent FC Augsburg sang- und klanglos 0:3 unterging, konnte Hertha BSC mit dem 1:0-Sieg am vergangenen Wochenende eine traurige Serie – zwölf Spiele ohne Sieg, sechs Niederlagen in Folge, vier Spiele ohne Tor – beenden.

FC Augsburg

Scheiterte der FC Augsburg 2010 in der Relegation noch klar am 1. FC Nürnberg, konnte der größte Fußballverein Bayerisch-Schwabens in der letzten Saison den ersehnten Aufstieg in die Bundesliga zum ersten Mal fixieren. In einem heißen Saisonfinish setzten sich die Augsburger nur dank des besseren Torverhältnisses gegen den VfL Bochum durch. Was sich zunächst recht glücklich anhört,
war im Endeffekt der Lohn einer konstant guten Zweitligasaison. Ab dem 15. Spieltag war die Mannschaft von Jos Luhukay nämlich nie schlechter als Zweiter.
War man im Unterhaus noch in vielen Spielen der Favorit änderte sich das über den Sommer schlagartig, denn in Deutschlands Eliteliga ist man eine kleine Nummer. Nur den drittvorletzten Platz belegt der FCA in der Etat-Rangliste und auch die heimische SGL arena liegt mit einem Fassungsvermögen von 30.660 Zuschauern nur im hinteren Drittel. All dies spiegelte sich auch von Anfang an in der Tabelle wider. Zwar blieb man während den ersten zehn Runden insgesamt sechs Mal ungeschlagen, allerdings wurde erst am neunten Spieltag voll gepunktet. Jan-Ingwer Callsen-Bracker sicherte seinen Farben mit einem verwandelten Foulelfmeter in der 88. Minute gegen Mainz 05 den ersten Bundesligasieg in der Vereinshistorie. Auf ähnliche Art wurde auch Borussia Mönchengladbach bezwungen. Gegen das Überraschungsteam war es ebenfalls Callsen-Bracker, der mit einem indirekten Freistoß kurz vorm Strafraum das Spiel entschied.

Während es beim Mitaufsteiger am Trainerposten drunter und drüber geht, setzt man beim Puppenkistenverein auf Kontinuität. Seit April 2009 ist Jos Luhukay im Amt und nur selten steht der Niederländer in der Kritik. Seine Akteure sind stets bemüht und man hat das Gefühl sie agieren vor allem gegen Spitzenteams stets am Limit. Auch die 0:4-Niederlage bei Borussia Dortmund sieht auf den ersten Blick deutlicher aus als sie war, hatten die Augsburger unmittelbar nach der Pause mit einem Elfmeter die Chance den 0:2-Halbzeitrückstand zu halbieren. Aber hier sieht man schon woran der angepeilte Klassenerhalt scheitern könnte. Der Mannschaft fehlt es an Erfahrung und Ruhe in engen Spielen. Der Kader umfasst kaum Spieler, die bereits vor dem Aufstieg nennenswerte Bundesligaerfahrungen sammeln können. Deswegen stieß die Ausbootung von Torjäger Michael Thurk auf umso mehr Unverständnis. Bisher kommt der FC Augsburg aber trotz aller Nachteile, die man ihm zuschanzen will, ganz gut zurecht und konnte mit dem Sieg gegen die Hertha erstmals seit langer Zeit die direkten Abstiegsränge verlassen.

axl, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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