Spitzenspiel in Deutschland: Bayern zeigt BVB erneut die Grenzen auf
Deutschland 8.November.2020 Ral
Es war eine recht bizarre Szene, die dieses Spitzenspiel der deutschen Bundesliga zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München einläutete. Als wäre die Dortmunder Südtribüne voll besetzt und bereit mit ihrem Gesang aus 25.000 Mündern für einen Gänsehautmoment zu sorgen, ließ der übertragende Fernsehsender Sky die Zuschauer daheim zu Beginn mit der Hymne You`ll never walk alone“ alleine.
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Der sich in einem leeren Stadion entfaltende Klang hatte etwas Tristes und fast schon Melancholisches an sich. Trist sind auch die Aussichten für diejenigen, die wider besseres Wissen auf einen spannenden Meisterschaftskampf in dieser Saison gehofft haben. Die sportliche Gemengelage in der deutschen Bundesliga, sie lässt einen ebenfalls etwas melancholisch zurück.
Denn nach dem 3:2-Erfolg der Bayern in Dortmund, hat der amtierende Meister nach sieben Spieltagen wieder drei Punkte Vorsprung auf den vermeintlich ärgsten Verfolger. Und dass die Bayern sich in der nächsten Zeit einmal einen Moment der Schwäche erlauben werden, davon ist Stand jetzt einfach nicht auszugehen.
Der BVB machte es den Bayern in diesem wirklich guten Spiel so schwer wie möglich, hatte am Ende u.a. bei den Expected Goals sogar die Nase vorne (2.31:1.34). Allein, die Mannschaft von Trainer Hansi Flick holte letztlich verdient die drei Punkte.
„Es war insgesamt ein gutes Spiel, sehr gut für die Zuschauer am Fernseher. Wir hatten viele, viele Torchancen, auch schon in der ersten Halbzeit. Aber wir haben drei Tore kassiert und verloren“, sagte BVB-Trainer Lucien Favre nach dem Spiel.
Die Taktik, die der Schweizer Übungsleiter seinem Team mit auf den Weg gegeben hatte, wurde recht schnell klar. Immer wieder versuchten die Dortmunder mit langen Bällen hinter die meist sehr hochstehende Abwehr der Münchner zu kommen. So versuchte man die Schnelligkeitsvorteile der eigenen Angriffsreihe gegenüber dem gegnerischen Abwehrverbund auszunutzen, und dem Pressing der Bayern möglichst aus dem Weg zu gehen. Die größte Chance vergab dabei Erling Haaland in der 21. Minute.
Die Bayern hatten aber zunächst die zwingenderen Aktionen; ein Treffer von Robert Lewandowski wurde in der elften Minuten wegen Abseits aberkannt. Der Dortmunder Führungstreffer durch Kapitän Marco Reus kurz vor der Halbzeit, kam dabei aber auch nicht vollkommen aus dem Nichts. Die Vorlage gab Raphael Guerreiro, der in diesem Spiel vielleicht beste Dortmunder. Nominell Außenverteidiger, lenkte er das Geschehen seiner Mannschaft mit vielen guten Pässen. Das 1:0 von Reus war der erste Treffer des BVB gegen den Triple-Sieger seit rund zwei Jahren. Zumindest in der Bundesliga.
Schon rund zehn Minuten vor dem Tor, mussten die Bayern einen personellen Wirkungstreffer einstecken, der für sie in den nächsten Wochen noch Folgen haben könnte. Nach einem Foulspiel von Joshua Kimmich an Haaland (34.), blieb der Münchner lange liegen und musste anschließend vom Platz gebracht werden. Dass Kimmich das Spielfeld weinend und gestützt von den Betreuern verließ, deutet wohl auf eine schwerere Verletzung hin.
Doch es lief nicht alles schlecht für die Bayern in diesem ersten Durchgang. BVB-Spieler Thomas Delaney brachte in der Nachspielzeit Serge Gnabry in guter Position zu Fall. Nach einer offensichtlich einstudierten Variante, war es David Alaba, der den Ball ins Netz bugsierte.
Der späte Ausgleich zeigte auch zu Beginn der zweiten Hälfte noch Wirkung bei den Dortmundern. Denn bereits drei Minuten nach Wiederanpfiff war es Lewandowski, der zum 2:1 für die Bayern einköpfte (48.). Kingsley Coman hatte kurz darauf zwei gute Gelegenheiten, wobei er einmal den Pfosten traf, die Führung schnell auszubauen.
Als Zuschauer kam spätestens jetzt zum ersten Mal der Gedanke auf, dass dieses Spiel gelaufen sein könnte. Dortmund hielt sich aber weiter im Spiel und kam durch Giovanni Reyna und Reus zu Chancen. Große Gefahr strahlte die BVB-Offensive dabei aber nicht immer aus. Dennoch blieb es bis zum Schluss ein Duell auf Augenhöhe.
„Das Spiel war sensationell gut, es war enorm viel Qualität auf dem Platz. Wir waren letztlich etwas entschlossener“, so Bayern-Trainer Flick nach dem Abpfiff. So kann man es natürlich auch sehen. Ausschlaggebend ist und bleibt aber, dass die Bayern eben einfach über die besseren Spieler verfügen.
Denn wer einen Leroy Sane von der Bank bringen kann, dem muss man, zumindest in der Offensive, eine recht gute Ausstattung attestieren. Der deutsche Nationalspieler sorgte dann auch nach seiner Einwechslung für die Entscheidung (80.). Lewandowski hatte für ihn aufgelegt.
Während Lewandowski in diesem Spiel der beste Münchner Akteur war, gilt dies auf Dortmunder Seite für Guerreiro, der das 2:3 durch Haaland mit einem Traumpass vorbereitete (83.). Nur wenige Minuten später war es wieder Guerreiro, der Reus in Szene setzte, der aber nicht verwandeln konnte. Große Spannung kam aber nicht mehr auf. In der Nachspielzeit wurde zudem erneut ein Treffer von Lewandowski wegen Abseits aberkannt.
Für die Bayern war damit der achte Pflichtspielsieg in Folge perfekt. Die Dortmunder hingegen mussten zum wiederholten Male feststellen, dass der Gegner aus dem Freistaat eben doch mindestens eine Stufe über ihnen einzuordnen ist. Hoffentlich sehen das auch endlich die notorischen Favre-Kritiker ein. Der stets umstrittene Übungsleiter führte die Dortmunder in seiner bisherigen Amtszeit immer in die Champions League. Auch wenn für viele frustrierend sein mag: Mehr ist für den BVB eben einfach nicht drin.
Einen leicht bitteren Beigeschmack hatte das Spiel aber, wenn auch nicht exklusiv. Denn so gut ein Fußballspiel auf dem Platz auch sein mag – ohne Zuschauer springt der Funke eben nicht wirklich über. Das fiel nicht nur beim dieses Mal so stillen „You`ll never walk alone“ auf.
Ral, abseits.at
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