Die erste Runde des deutschen Pokals – jedes Jahr ein Volksfest. Dorfvereine treffen Bundesligaclubs und der ganze Ort steht Kopf. Überraschungen, Kuriositäten und vieles... Start in den DFB-Pokal: 32 Spiele und viele Kuriositäten

Die erste Runde des deutschen Pokals – jedes Jahr ein Volksfest. Dorfvereine treffen Bundesligaclubs und der ganze Ort steht Kopf. Überraschungen, Kuriositäten und vieles mehr gab es am vergangenen Wochenende in den deutschen Stadien zu bestaunen.

Freitag – das erste Vorgeplänkel für den anstehenden Super-Samstag

Freitagabend setzte sich Kiel, wo Hoheneder wie gewohnt auf der Bank saß, zu Hause gegen Braunschweig mit 2:1 durch. Auch auf der Bank der Leverkusener wurde österreichisches Deutsch gesprochen, denn bei deren Auswärtssieg in Karlsruhe kam es dazu, dass bis auf Özcan, Baumgartlinger und Dragovic alle Wechselspieler in die Partie kamen. Ob dabei versucht wurde Özcan wieder für das Nationalteam zu begeistern, ist nicht überliefert.

Besser lief es für die Dresden-Legionäre. Horvath durfte von Beginn an ran und bereitete beim knappen Auswärtstriumph in Koblenz einen Treffer vor. Auch Möschl startete und durfte das gesamte Spiel über mitwirken. Im Traditionsduell zwischen Essen und Gladbach ging der Bundesligist in einer engen Kiste als Sieger vom Platz. Der Kapitän und Torschütze des Underdogs, Benjamin Baier, musste nun auf seinen Bruder Daniel Baier (Anm. Kapitän in Augsburg) hoffen, um die Familienehre im Pokal hoch zu halten.

Samstag – ein Frechdachs in Chemnitz und ein Hauch von Modeste in Bremerhaven

„So ein Fußballspiel kann schon mal ganz schön laut sein“, dachten sich die Anrainer des Würzburger Stadions und so reichten sie bei der Stadt Klage gegen die Ausrichtung der Partie am Samstagabend ein – mit Erfolg! Also ab nach Offenbach, aber auch dort unterlag der Drittligist Werder Bremen mit 0:3.

Bereits am frühen Nachmittag wurde auch schon in Chemnitz gekickt. Daniel Frahn, der Stürmer der Ostdeutschen, spuckte vor dem Spiel große Töne, da er meinte, wenn sein Team den Erstrundengegner (Anm. Bayern München) besiegt, er nackt durchs Stadion laufen werde. Frahns Kleidung blieb aber an seinem angestammten Platz; ganz im Gegensatz zu den Schuhbändern der Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus! Franck Ribery, in München ein stadtbekannter Schelm, knöpfte ihr während einer Freistoßunterbrechung mit seinen flinken Fingern unbemerkt die Schnürsenkel auf. Frau Steinhaus nahm das Ganze mit Humor, Ribery donnerte den fälligen Freistoß in den Winkel und alle waren glücklich. Endstand übrigens 0:5.

Am Samstag musste Dortmund in Freiburg gegen Rielasingen ran und gewann dabei souverän mit 4:0. Hübsches Detail am Rande: Der Unparteiische der Partie dehnte dem Torhüter der zweiten Sieger die Krämpfe aus der Wade. Schönes Bild. Außerdem musste Köln nach Bremerhaven zum Leher TS. Dort gewann die Truppe von Stöger ungefährdet gegen eine Mannschaft, bei der kein Spieler auch nur einen Cent verdient, sondern stattdessen monatlich 10€ Mitgliedsbeitrag bezahlt. Das letzte Highlight der Partie war das Interview mit Peter Stöger, bei dem im Hintergrund der unter Amateurkickern äußerst bekannte „Modeste-Song“ lief.

In Halberstadt gab es ein Familienduell zu bestaunen, denn Papa Petersen, Trainer von Germania Halberstadt, durfte gegen Sohnemann Nils Petersen antreten, der für den Freiburger Sportclub aktiv ist. Der Sohn gewann eindeutig, schoss ein Tor, der Papa war stolz auf seine Mannschaft und irgendwie waren alle glücklich in Halberstadt. Der SV Eichede ließ sich wiederrum eine ganz besondere Werbung für die erste Pokalrunde einfallen: mit einem Traktorkorso fuhren die Amateurkicker zum Spiel um damit ihren Status als Dorftruppe zu unterstreichen. Geholfen hat es leider nichts – 0:4 gegen Kaiserslautern.

Und sonst? Kerschbaumer patzte bei der Niederlage seiner Bielefelder gegen das Team des Cup-Spezialisten Funkel aus Düsseldorf und dadurch verlor die Arminia. Regensburg besiegte im Zweitliga-Duell zuhause die Darmstädter und Hoffenheim kam auch ohne ihre drei Österreicher zu einem 1:0-Sieg in Erfurt. Weiters setzte sich Mainz (mit Onisiwo) in Lüneburg durch, die Frankfurter Eintracht gewann beim TuS Erndtebrück und Heidenheim besiegte mit Dovedan die Unterhachinger.

Sonntag – Knaller und die Bundesligisten

Kurz und knapp: Fürth souverän gegen Morlautern, Wehen überraschend gegen Aue und Stuttgart nach Elfmeterschießen gegen Cottbus steigen in die nächste Runde auf. Auch Leipzig gewann aufgrund zweier Sabitzer-Tore gegen Dorfmerkingen mit 5:0. Konrad Laimer gab sein Pflichtspieldebüt für die Truppe von Hasenhüttl, wurde aber von eben jenem nach gut 40 Minuten aus dem Spiel genommen, da er gegen den Sechstligisten stark gelb-rot-gefährdet war. Immerhin steckten die Burschen aus Dorfmerkingen die Laimer´schen Tritte nicht umsonst ein, denn mit den Einnahmen durch das Cup-Spiel bekommen sie neue Kabinen.

In Osnabrück blieb ebenfalls die Überraschung aus. Obwohl der Favorit bereits ab Minute 18 in Unterzahl agierte, konnte der Hamburger SV mit 3:1 geschlagen werden (/Ironie aus). Ein neuer Tiefpunkt für den HSV, welcher einfach nur eine ruhige Saison verleben wollte. Jetzt brennt aufgrund der skandalösen Abwehrleistung schon vor dem Ligastart der Hut beim Bundesliga-Dino. Gott sei Dank musste sich Uwe Seeler, die HSV-Legende schlechthin, nicht den Grottenkick seiner Raute ansehen, da er stattdessen in Norderstedt verweilte. Dort sah er ambitionierte Gastgeber, die aber schlussendlich dem VfL Wolfsburg mit 0:1 unterlagen. Mario Gomez, Stürmerstar der Wolfsburger, meinte nach dem Match, dass es ein sehr gutes Spiel seiner Mannschaft war. 1:0 gegen einen Viertligisten – eine etwas ungewöhnliche Sichtweise des Nationalstürmers. Im Karlsruher Wildpark traf die Mannschaft aus Nöttingen auf den VfL Bochum. Obwohl der Kapitän des Fünftligisten eine äußerst motivierende Kabinenansprache vom Stapel ließ, stand es nach nicht einmal drei Minuten schon 0:2. Am Ende wurde ein 2:5 daraus, bei dem sich Hinterseer dreimal in die Schützenliste eintrug und Stöger eine Bude vorbereitete.

Im Bayern-Derby setzte sich Ingolstadt knapp gegen 1860 München durch, wobei der Viertligist aus Giesing wacker dagegenhielt. Gegen Ende waren sie aber nur noch zu zehnt, da Mauersperger vom Platz flog. Dieser bekam seine zweite Gelbe, da er die Sekunden mitzählte, in denen der Gästetorhüter den Ball in den Händen hielt. Nicht gerade eine zwingende Karte, aber ausgemacht hat es im Endeffekt sowieso nichts. In Bonn schenkte Harnik dem SC zwei Buden ein und am Ende des Tages stand ein 6:2 aus Hannoveraner Sicht auf der Anzeigetafel. Interessant ist jedoch, dass die letzten drei Treffer des Bundesligisten allesamt erst ab Minute 90 fielen. Da konnte einem der Torhüter der Bonner schon leidtun. Marco Knaller durfte im Cup von Beginn an ran und erwischte einen rabenschwarzen Tag, bei dem er vor allem in der Strafraumbeherrschung Probleme hatte. Beim Stand von 1:1 fischte er einen Rückpass, ein Schweinfurter kam an den Ball, dieser legte die Pille auf seinen Mitspieler namens Krautschneider und der ließ die Schweinfurter jubeln. Schweinfurt, Knaller, Krautschneider – das passte an diesem Tag einfach nicht. Endergebnis: Schweinfurt 2, Sandhausen 1.

Union Berlin gewann in der Verlängerung in Saarbrücken, wobei Schösswendter im Dress der Eisernen nicht seinen besten Tag erwischte. Und zu guter Letzt konnte Daniel Baier die Ehre der Baier-Brüder nicht hochhalten, denn die Augsburger erlebten in Magdeburg ein Déjà-vu. Bereits vor drei Jahren verlor der Bundesligist im Osten Deutschlands. Weitere Parallelen gefällig? Bitte: Stammtorhüter bei Magdeburg verletzt, Torentstehung durch einen Standard und Torschütze Christian Beck. Einziger Unterschied: Diesmal gewann der Underdog mit einem Tor höher, nämlich mit 2:0.

Montag – unrühmlicher Abschluss eines schönen Wochenendes

Der FC St. Pauli verliert am Montagabend verdient mit 1:2 gegen den Fast-Viertligisten aus Paderborn und so schwebt die Elf von Trainer Steffen Baumgart weiterhin auf der Erfolgswelle. Nürnberg gewinnt im Zweitligaduell gegen Duisburg mit 2:1 und auch der FC Schalke 04 ist eine Runde weiter. Die Knappen taten sich dabei aber über lange Strecken schwer, denn sie mussten beim selbsternannten „König der DDR“ antreten, nämlich in Berlin beim BFC Dynamo. Bis auf ein bisschen Pyro-Technik verlief das Spiel recht ruhig ab, da bereits im Vorfeld knapp 100 Berliner Chaoten in Gewahrsam genommen wurden.

Diese Maßnahmen wurden zum Abschluss in Rostock leider nicht gesetzt. Während des gesamten Spieles provozierten sich die beiden Fanlager (Anm. Hansa Rostock gegen Hertha BSC Berlin) und es war nur eine Frage der Zeit, bis die Situation eskalierte. Die Rostocker Ultras drangen in die Sicherheitszone vor und entzündeten ein gestohlenes Transparent der Berliner. Dies ließen sich die Herrschaften aus Berlin nicht gefallen und begannen damit, den „Fansektor“ der Hanseaten mit Bengalen und Raketen zu beschießen. Der Schiri unterbrach darauf die Partie, pfiff sie aber nach 18 Minuten wieder an und die Hertha gewann am Ende des Tages, an dem der Fußball leider zweitrangig war, mit 2:0. Ein trauriger Ausklang eines tollen Fußballwochenendes, welches sich über ganz Deutschland erstreckte und an dem sich viele Amateurkicker ihren Traum vom Fernsehspiel erfüllen konnten.

Thomas Schützenhöfer, abseits.at

Thomas Schützenhöfer

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