Was einst der deutsche „Clasico“ genannt wurde, ist nur noch ein Schatten aus einer lang vergangenen Zeit: der BVB geht in München völlig verdient... Stöger-Watch: Debakel in München

Was einst der deutsche „Clasico“ genannt wurde, ist nur noch ein Schatten aus einer lang vergangenen Zeit: der BVB geht in München völlig verdient mit 0:6 unter.

In der Bundesliga noch ungeschlagen, zwei Wochen Pause, wobei etliche Nationalspieler in Dortmund blieben und der Gegner vielleicht schon in Gedanken bei der Champions League-Partie am Dienstag – alles Dinge, die den BVB-Fans so etwas wie Mut machen konnten, vor der Partie bei Branchenprimus Bayern München. Jegliche Hoffnung auf ein wie auch immer positiv geachtetes Ergebnis konnte der schwarzgelbe Anhang aber bereits nach 23 Minute fahren lassen. Denn da stand es nach Toren von Robert Lewandowski, Thomas Müller und James Rodriguez bereits 3:0 für die Bayern. Ein Tor von Franck Ribery wurde fälschlicherweise wegen Abseits aberkannt

Dortmunder Gegenwehr war bis dato nicht einmal in Ansätzen zu sehen. Sportdirektor Michael sprach nach dem Spiel im Aktuellen Sportstudio davon, der Mannschaft habe es an „fußballerischen Grundtugenden gefehlt.“ Zweikämpfe wurden nicht geführt, gar vermieden, wie Zorc sich ausdrückte. Bezeichnet war, wie stümperhaft Gonzalo Castro vor dem 0:3 den Ball verlor. Castro wurde daraufhin bereits in 29. Minute von dem auf der Bank komplett teilnahmslos wirkenden Peter Stöger erlöst. Für ihn kam Julian Weigl in Spiel, der wiederum vor dem 0:5 den Ball im gefährlichen Mittelfeldbereich der eigenen Hälfte verlor. Ribery spielte sich per Doppelpass mit James in den Dortmunder Strafraum und vollendete in der Nachspielzeit. Aber nicht in der Nachspielzeit nach 90. Minuten; sondern noch in der ersten Halbzeit. Richtig gelesen: der Tabellen-Dritte aus Dortmund lag zur Pause mit 0:5 in München zurück. Kurz zuvor hatte erneut Lewandowski zum 4:0 aus Bayern-Sicht getroffen.

Ob Dortmund in dieser Verfassung eine Chance auf die neuerliche Qualifikation für die Champions League hat, daran herrscht starker Zweifel. Der BVB agierte wie im gesamten Spiel wie eine Amateurmannschaft, welche die Hosen gewaltig voll hatte. Von einem Klassenunterschied zu sprechen, ist vielleicht noch zu schwach ausgedrückt. Jedenfalls war es eine echte Machtdemonstration des FC Bayern.

Dass diese nicht noch viel höher ausfiel, lag einzig und allein an den Bayern selbst. Die nahmen nach der Pause mindestens zwei Gänge raus, schalteten das Tempo für die Dortmunder Profis damit endlich auf Normalgeschwindigkeit. Einen Treffer hatten die Bayern aber dann doch noch im Petto: Lewandowski erzielte kurz vor Schluss sein 26. Saisontor. Und sein drittes an diesem denkwürdigen Abend.

Thomas Müller gab nach dem Spiel unumwunden zu, den Fuß auch aus Gründen des Respekts und Mitleid gegenüber dem Gegners vom Gaspedal genommen zu haben. Mitleid aus München – soweit es nun schon gekommen mit einem Verein, der vor fünf Jahren das Finale der Champions League gegen die Bayern bestritt und dies unglücklich verlor. Lang, lang ist es her.

Und Peter Stöger? Der stellte in der Mixed Zone nach Spiel lakonisch fest, dass dieses Spiel seine Position sicherlich nicht gestärkt habe. Er mache aber sein Lebensglück nicht von einem weiteren Engagement beim BVB abhängig. Dass sein Ende nach Saisonschluss immer wahrscheinlicher wird, liegt aber auch an Spielern, die ihren Trainern erneut im Stich ließen. Inwieweit noch der Anschlag auf den Mannschaftbus psychisch eine Rolle spielt, ist schwer zu eruieren.

Ral, abseits.at

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