Stöger-Watch: Der erste Sieg in Schwarz-Gelb
Deutschland 13.Dezember.2017 Ral 0
Peter Stöger siegt bei seinem Debüt mit 2:0 bei Mainz 05. Ein erster Schritt aus der Krise – nicht mehr.
Zugegeben, etwas ungewohnt war es schon, Peter Stöger nun in einem schwarzgelben Outfit zu sehen. Bei seiner Kleiderwahl ist er sich jedoch prinzipiell treu geblieben: eine dicke Weste in den Vereinsfarben und die für ihn typische Baseballcap. Nur war auf dieser kein Geißbock, sondern in großen Lettern das Gründungsjahr des BVB prangte – 1909.
In etwa so lange ist es für die Dortmund-Fans wohl gefühlt her, dass ihre Mannschaft einen Sieg in der Bundesliga landen konnte. Zuletzt gewann der Pokalsieger Ende September 2:1 gegen den FC Augsburg. Es folgten acht sieglose Partien, aus denen nur drei Punkte geholt wurden.
Um es gleich vorwegzunehmen: Dieser Negativlauf ist vorerst Geschichte. Überzeugend traten die Dortmunder dabei aber auch beim 2:0-Erfolg in Mainz nicht auf. Das wird jedoch Spielern, Verantwortlichen und allen, die es sonst mit dem BVB halten herzlich egal sein. Das Wichtigste: endlich wieder drei Punkte!
Wie erwartet, ließ Stöger seine Mannschaft tiefer agieren, als unter seinem Vorgänger Peter Bosz. Zudem stellte der Österreicher wieder auf eine Viererkette um, wobei Ömer Toprak neben Sokratis in der Innenverteidigung agierte. Der unter Bosz zuletzt wieder reaktivierte Neven Subotic saß somit nur auf der Bank. Auf den Außen setzte Stöger überraschend auf Jeremy Toljan. Weniger überraschend kam die Nominierung von Kapitän Marcel Schmelzer. Als alleiniger Sechser setzte Stöger auf Julian Weigl, der wohl mit die meisten Probleme hatte, sich an die Anforderungen von Bosz anzupassen. Er wurde unterstützt von den beiden Achtern Shinji Kagawa und Raphael Guerreiro. Der Portugiese kam zuletzt ausschließlich auf den Flügeln zum Einsatz. Vorne sollten Andrej Jarmolenko, Christian Pulisic und der zuletzt vielkritisierte Pierre-Emerick Aubameyang für die Tore sorgen. Viele Alternativen zu dem Trio gibt es für Stöger aktuell nicht. Maximilian Philipp fällt bis zum Saisonende aus; Marco Reus wird erst Anfang nächsten Jahres sein Comeback geben.
Trotz der defensiveren Grundordnung zeigte sich zunächst die alten Probleme: die BVB-Abwehr agierte zu Beginn sehr passiv und wirkte weiterhin enorm verunsichert. Einfach Pässe brachten die Mainzer immer wieder in gute Abschlusspositionen. So hatten Stöger und seine Mannschaft Glück, dass Suat Serdar nur die Latte traf (6.). Gute Chancen für den BVB waren in der ersten Hälfte Mangelware. Die besten Gelegenheiten vergaben Aubameyang und Guerreiro.
In der zweiten Hälfte wurde es zunächst nicht besser. Die Dortmunder fanden offensiv keine Lösungen gegen die diszipliniert verteidigenden Mainzer, was auch an der fehlenden Tiefe im Spiel lag. Zehn Minuten nach Wiederanpfiff erlöste Sokratis die Fans und den neuen Trainer: Nach einem Freistoß von Kagawa traf Toprak zunächst nur Aluminium. Aber mit Sokratis stand der zweite Innenverteidiger parat und brachte den Ball technisch wertvoll im Tor unter. Die Erleichterung war bis auf die heimische Couch zu spüren. Fun-Fact: Das letzte Tor in der Bundesliga erzielte Sokratis noch gegen den 1. FC Köln unter Stöger.
Danach kehrte etwas mehr Ruhe und Sicherheit in das Spiel der Dortmunder ein. Die Mainzer wirkten aufgrund der anstrengenden Defensivarbeit nun körperlich und mental erschöpft. Beleg dafür: In der ersten Halbzeit gewannen sie noch 60 Prozent, in der zweiten nur noch 39 Prozent ihrer Zweikämpfe. Dadurch ergaben sich zwangsläufig mehr Räume für die Schwarzgelben. Kagawa hätte die Partie in der 77. Minute nach einem Pass von Jarmolenko entscheiden können, scheiterte aber freistehend am Mainzer Keeper Robin Zentner. Der Japaner war es dann aber, der den Sieg für den BVB perfekt machte.
Was für eine Art Mensch Stöger ist, zeigte sich nach dem Abpfiff. In den Interviews lobte er auch ausdrücklich die Arbeit seines Vorgängers und widmete Peter Bosz diesen Sieg. Eine große Geste.
Fazit: Auch wenn dem BVB immer noch eine gewisse Verunsicherung anzumerken war, war dieses Spiel in Sachen Kompaktheit ein kleiner Fortschritt. Allein für die psychische Verfassung dürften diese drei Punkte zudem Gold wert sein. Auch wenn dieser gegen einen Abstiegskandidaten zu Stande kam. Die nächste Partie gegen die TSG Hoffenheim wird da eine ganz andere Herausforderung. Das Hauptaugenmerk von Stöger – das wurde offensichtlich – sollte jedenfalls bis dahin auf der Defensivarbeit liegen. Denn dort offenbarten sich auch gegen Mainz große Lücken.
Weitere Stimmen:
Sandro Schwarz (Trainer FSV Mainz 05): „Wir haben in der ersten Halbzeit ein sehr ordentliches Spiel gezeigt. Wir hatten die klareren Aktionen und hatten ein wenig Pech. Am Ende war es sehr schwierig, das Spiel zu drehen. Das war sehr ärgerlich. Wir hätten durchaus einen Punkt verdient gehabt.“
Peter Stöger (Trainer Borussia Dortmund): „Ich glaube, wir haben uns alle sehr gefreut. Die Freude ist groß, die Erleichterung auch. Wir haben ein bisschen Ordnung reingebracht, in der zweiten Halbzeit war es ein bisschen besser. Es war schon schwierig, wir haben nicht so viel Zeit gehabt, um alles zu besprechen.“
Sokratis (Borussia Dortmund): „Es war sehr wichtig für uns, heute zu gewinnen. Wir haben defensiv kompakter gespielt und jetzt sind die kommenden Spiele wichtig, um aus der Situation rauszukommen.“
Ral
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