Im Signal-Iduna-Park trafen die Finalisten der Champions League wieder aufeinander. Guardiola feierte seine Pflichtspielpremiere als Bayern-Trainer. Taktisch setzte die Borussia auf Bewährtes, während der... Taktikanalyse: Dortmund entscheidet die Neuauflage des CL-Finals für sich!

Jürgen Klopp (Borussia Dortmund)Im Signal-Iduna-Park trafen die Finalisten der Champions League wieder aufeinander. Guardiola feierte seine Pflichtspielpremiere als Bayern-Trainer. Taktisch setzte die Borussia auf Bewährtes, während der FCB einiges veränderte.

Der BVB formierte sich im gewohnten 4-2-3-1. Weidenfeller hütete das Tor. Die Abwehr bestand aus Schmelzer, Hummels, Subotic und Großkreutz, der den langzeitverletzten Piszczek ersetzte. Sahin und Bender stellte Klopp im zentralen Mittelfeld auf, davor sollten Reus, Gündogan und Kuba die bayrische Defensive in die Bredouille bringen. Lewandowski besetzte die Spitze.

Bayern lief im neuen 4-1-4-1 auf. Guardiola verzichtete auf die Teilnehmer des Confederations Cup und überraschte auch sonst mit seiner Aufstellung. Starke vertrat den angeschlagenen Neuer. Vor ihm agierten Boateng und Dante, flankiert wurden diese von Lahm und Alaba. Thiago besetzte das defensive Mittelfeld, die nominelle Viererreihe bestand aus Robben, Müller, Kroos und Mandzukic. Shaqiri fungierte als falsche Neun.

Die Bayern ergriffen sofort die Initiative, wodurch sie auch insgesamt die Ballbesitzhoheit verbuchten. Im Spielaufbau agierten sie ruhig und konzentriert, so dass sie leichte Ballverluste vermieden. Dortmund presste allerdings nicht so konstant hoch wie in der Anfangsphase des Champions-League-Finals, sondern zog sich zumeist etwas weiter zurück. Sie attackierten etwa zehn Meter vor der Mittelline, rückten jedoch situativ aus dieser Grundordnung weiter heraus, um Druck zu erzeugen. Der willkommenste Anlass dafür waren leichtfertige Rückgaben zum Torwart. Wenn Dortmund Druck ausüben wollte, bewegten sich die Innenverteidiger Bayerns auf die Außen, die Außenverteidiger positionierten sich höher, Thiago ließ sich weiter fallen und in Folge suchten Kroos und Shaqiri die richtige Distanz, um das Spiel weiter nach vorne zu verlagern. Anfangs verzichtete Bayern fast vollständig auf lange Bälle, nachdem Dortmund das jedoch einmal fast bestrafte, disponierten sie um.

Bayern zeigte sich enorm fluid und zelebrierte viele gute Passstafetten. Dabei organisierten sie ihr Positionsspiel auffällig asymmetrisch. Die Außenverteidiger verhielten sich sehr offensiv. Kroos sicherte Thiagos Vorstöße ab. Müller fungierte hauptsächlich als Kombinationsspieler im letzten Drittel, Abnehmer für Schnittstellenpässe und Bande für Robben. Während Robben sich breit positionierte, rückte Mandzukic weit in die Mitte und übernahm gelegentlich das Sturmzentrum. Damit zog er den Außenverteidiger aus seinem Raum, zudem offerierte er Kopfballstärke und Kompetenz im Pressing. Dementsprechend wurde Bayern in der ersten Hälfte vor allem durch Alabas Vorstöße und Kombinationen über den halblinken Raum gefährlich. Obwohl die Akteure der Bayern permanent rochierten und die Ein-Kontakt-Kombinationen suchten, verfingen sie sich irgendwann doch im feinmaschigen Pressingnetz der Dortmunder. Im Verlauf des Angriffs zogen sich diese immer weiter zusammen, bis jemand einen Fehler beging.

Bayern führte das 4-1-4-1 Pressing enorm aggressiv und offensiv aus. Aus der Viererkette rückten viele Spieler antizipativ heraus. Außerdem liefen die Außenstürmer gelegentlich direkt den nahen Innenverteidiger an.

Dadurch eroberten sie im Zweifelsfall relativ zügig den Ball, boten jedoch auch bedenkliche Räume hinter der Pressinglinie. Dortmund spielte diese konsequent und riskant an, was manchmal scheiterte, aber im Erfolgsfall große Gefahr entfachte. Die einrückenden Flügel der Dortmunder okkupierten dabei stets den Raum neben dem einzigen „Sechser“. Der BVB kreierte folglich viele gute Torchancen und scheiterte mehrmals nur knapp an der Abseitsfalle.

Auch das Gegenpressing funktionierte hervorragend, wodurch viele Konter der Bayern unterbunden wurden. Thiago ebnete außerdem in so einer Szene durch einen leichtsinnigen Pass den Weg zum 4:2.

In der Anfangsphase machte es den Eindruck, dass Bayern ein Tempo vorlegte, das sie selbst nicht durchhalten konnten. Sie spielten enorm schnell in die Spitze, verloren dadurch häufig den Ball und mussten deswegen wieder aggressiv dem Ball nachjagen. Nach 25 Minuten mäßigten sie das Tempo.

Zur Halbzeit stellte Guardiola um. Mandzukic rückte ins Zentrum, Robben nach links und Shaqiri auf die rechte Seite. Später verschob er noch Müller auf den Flügel und wechselte Schweinsteiger ein. Denn Müller hatte durch seine hohe Position immer wieder Konterräume hinter sich gewährt und verursachte die Vakanz eines Spielgestalters im halbrechten Raum. Durch einen klassischen Mittelstürmer und dribbelstarke Außen konnte Bayern nun besser über die Flügel angreifen, was durch zwei Tore von Robben nach Flanken von Lahm belohnt wurde. Doch Dortmund antwortete ihrerseits mit einem Doppelschlag.

Aubameyang betrat in der Schlussphase das Feld, um seine Schnelligkeit für Konter zu nutzen, was funktionierte. Guardiola beorderte als letzten Verzweiflungsakt Dante in den Sturm.

Individuell beeindruckte bei den Dortmundern vor allem Gündogan, der viele Pressingsituationen auflöste, sich geschickt bewegte und seine Leistung durch ein Tor krönte. Bei Bayern stach Lahm hervor, der zwei Tore vorbereitete und ansonsten kaum zu überwinden war. Thiago hingegen absolvierte ein wechselhaftes Spiel. Er demonstrierte seine Klasse mit vielen schönen Pässen und Körpertäuschungen, insbesondere sein Heber auf Müller war überragend. Allerdings verlor er viele Bälle und leitete somit viele Konter ein.

Fazit: Der BVB behielt das Spiel bei, was sie ins Finale der Champions-League und zu zwei Meisterschaften führte. Sie pressten enorm kompakt und schalteten blitzschnell um. Dabei bewiesen sie jedoch die spielerische Klasse, das Pressing der Bayern zu überwinden. Bayern änderte im Verlauf der Vorbereitung einiges, weshalb mit Umstellungsproblemen zu rechnen war. Sie zeigten sich offensiv gut, erzielten aber erst Tore, als sie sich nicht mehr komplett durch die Zentrale kombinieren wollten, sondern stattdessen die einfache Verlagerung auf den ballfernen Flügel suchten. Defensiv offenbarte das Pressing viel zu viele Räume, die eine absolute Topmannschaft ausnutzt.

Leonard Dung, abseits.at

Leonard Dung

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