Transfers erklärt: Darum wechselte Erwin Hoffer zum Karlsruher SC
Deutschland 20.Juni.2015 Daniel Mandl 0
Der ehemalige österreichische Teamstürmer Erwin Hoffer wechselt bis Sommer 2017 zum Karlsruher SC. Hoffer geht mit den Blau-Weißen damit in seine Saisonen sechs und sieben in Deutschland. Ob er wirklich zu den Jungs aus dem Wildpark passt und wie er in das System des KSC eingebunden werden könnte, erklären wir in diesem Artikel.
Seine erfolgreichste Zeit als Profi durchlebte Hoffer beim SK Rapid, für den er 41 Bundesligatore erzielte und 2008 Meister wurde. Der SSC Napoli bezahlte im Sommer 2009 satte fünf Millionen Euro um Hoffer nach Kampanien zu holen. Ein Jahr später wechselte der heute 28-jährige Angreifer nach Deutschland. Das Überangebot an Stürmern bei den Himmelblauen (Quagliarella, Denis, Lavezzi), die sprachliche Barriere, die höheren spielerischen Anforderungen, der Clinch mit Trainer Roberto Donadoni – Hoffer war für die Serie A eine Nummer zu klein.
Guter Schnitt in Düsseldorf
Je 1 ½ Jahre verschlug es Hoffer leihweise nach Kaiserslautern und Frankfurt. Sechs Bundesligatore und zwölf Treffer in der zweiten Bundesliga blieben die passable, aber nicht beeindruckende Ausbeute. Von 2013 bis 2015 spielte Hoffer für Fortuna Düsseldorf, war alles in allem aber eher ein Edeljoker, auch wenn er gerade in seiner ersten Saison phasenweise regelmäßig in der Startelf stand. 13 Tore in 45 Zweitligaspielen, dazu fünf Assists war die recht gute Ausbeute. Gut deshalb, weil Hoffer einen Torschnitt von nur 182 Minuten aufwies. Durchschnittlich alle 132 Minuten war er an einem Tor beteiligt.
Glück des Tüchtigen
Was Hoffer unverändert auszeichnet, ist die Fähigkeit aus wenig viel zu machen. Er geht in Bälle, die nicht gerade vielversprechend wirken, wuselt sich durch, erarbeitet sich – oft auch mit dem nötigen Glück des Tüchtigen – Torchancen. Dies war schon beim SK Rapid charakteristisch für den Badener. Zudem hat Hoffer vor dem Tor ein gutes Gespür dafür, das Richtige zu tun. Nicht von ungefähr kommen die beachtlichen Assiststatistiken zustande. Der flinke Angreifer mit den unverkennbaren O-Beinen war schon in Rapid-Zeiten nicht nur eiskalter Vollstrecker, sondern auch guter Zuarbeiter. Neben 82 Toren auf Profilevel bereitete Hoffer 41 vor.
Nur als Stürmer
Natürlich hat Hoffers Spiel auch Nachteile, wobei es sich um Dinge handelt, die man auch schon erkannte, als er 20 Jahre alt war. Technisch hat der sympathische Flitzer seine Limits und er ist ein Spieler, der sich seine Chancen nicht erspielt, sondern erarbeitet – böse Zungen würden sagen „erwurschtelt“. Diese technischen Limits erlauben es Hoffer nicht, erfolgreich eine Position am Flügel zu bekleiden. Der 177cm große Stürmer ist einer, der die Lücken in der Viererkette sucht und den direkten Weg zum Tor geht. Auch in der Luft ist der Österreicher für seine Größe kein Schlechter.
Zweistürmersystem notwendig
Dass Hoffers Spiel aber auf nur eine Position beschränkt ist, was heutzutage bei Offensivspielern immer mehr zur Seltenheit wird, ist der größte Nachteil für seine Ambitionen, Stammspieler beim KSC zu werden. Wenn Hoffer von Beginn an spielte, egal bei welchem Klub, dann war es zumeist in einem 4-4-2 bzw. einem anderen Zweistürmersystem. Seine besten Partien spielte er mit einem idealerweise großgewachsenen Nebenmann, der die Zweikämpfe für Hoffer „zieht“, während dieser um den Stoßstürmer herumarbeiten konnte. Das Paradebeispiel hierfür war natürlich das legendäre Duo Hoffer/Maierhofer in den Jahren 2008 und 2009 bei Rapid.
Kauczinski eher kein Freund des 4-4-2
Der KSC spielte 2014/15 eine starke Saison und scheiterte erst in der Relegation hauchdünn am Hamburger SV. Trainer Markus Kauczinskis Standardsysteme waren das 4-1-4-1 über weite Strecken des Herbsts und ein 4-2-3-1 für den Rest der Saison. Ausreißer gab es in der vergangenen Saison nur viermal: Ein 4-4-2 mit Doppelsechs und Flügelspielern im Mittelfeld bot Kauczinski nur in Spielen auf, in denen er entweder dringend angreifen musste (Darmstadt, heim) oder dies aufgrund des Klasseunterschieds zum Gegner versuchen wollte (Aalen, Union Berlin und St.Pauli, jeweils auswärts). Unterm Strich standen aber nur vier Punkte aus diesen vier Partien, während der KSC im 4-1-4-1 bzw. 4-2-3-1 nur vier von 32 Partien verlor. Dass Kauczinski in Bestbesetzung dauerhaft auf ein Zweistürmersystem umstellt, ist auch deshalb stark zu bezweifeln, weil die kommende Saison für die Karlsruher mit Sicherheit schwieriger wird, als die vorangegangene. Ein neuerlicher Anlauf auf den Aufstieg ist nicht zu erwarten.
Kein Vorbeikommen an Hennings
Wenn der KSC mit dem zu erwartenden Einstürmersystem spielt, ist der 27-jährige Rouwen Hennings als Mittelstürmer gesetzt. Der Angreifer wurde in der Saison 2014/15 mit 17 Saisontoren Schützenkönig in der zweiten deutschen Bundesliga. Dass Hoffer ihn als Solospitze ablösen könnte, steht nicht zur Debatte. Ein Zweiersturm mit Hennings und Hoffer könnte aufgrund der Eigenschaften der beiden Spieler durchaus funktionieren, allerdings ist dies eher situativ und nicht regelmäßig in der Startelf zu erwarten.
Hoffer „ersetzt“ Micanski
An Hennings gibt’s für Hoffer also kein Vorbeikommen. Eine Symbiose mit ihm wäre das Höchste der Gefühle. Dies erfordert aber wiederum ein System mit zwei Stürmern oder aber schwache Spiele des KSC, die eine Stürmereinwechslung nötig machen. Sicher dürfte aber auch sein, dass Hoffer in der Kaderhierarchie des KSC den Platz des Bulgaren Ilian Micanski einnimmt. Der 29-Jährige spielte eine schwache Saison, auch wenn er fünf Tore und vier Assists in nur 1374 Spielminuten beisteuerte. Wenn man beim KSC nicht der Meinung ist, dass Hoffer Micanski auch kurzfristig „überholen“ könnte, hätte man ihn wohl gar nicht erst verpflichtet.
Eher Einwechsler als Stammspieler
Anders als bei Fortuna Düsseldorf, wo Hoffer des Öfteren an der Seite von Charlison Benschop stürmte und recht häufig in der Startelf stand, wird er – sofern alle Beteiligten gesund und fit bleiben – beim KSC öfter eingewechselt, als von Beginn an gebracht werden. In einem 4-4-2 wäre er gesetzt, aber dieses wird es nur sehr selten zu bewundern geben. Extra für Hoffer wird Kauczinski seine grundlegende Ausrichtung nicht verändern.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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