TSG Hoffenheim vs. 1. FC Kaiserslautern: Regelationsduell in Deutschland
Deutschland 21.Mai.2013 Martin Sein 2
Die Saison 2012/13 in Deutschland ist seit letztem Wochenende Geschichte. Die TSG Hoffenheim schaffte in letzter Minute den Sprung auf den Relegationsplatz und versetzte dadurch Fortuna Düsseldorf ins Tal der Tränen. Doch wie kam es überhaupt dazu und wie sieht nun die Ausgangslage für die beiden Relegationsduelle aus? Gibt es einen Favoriten?
Der 34. Spieltag – dramatisches Finale
Zunächst nochmals zum dramatischen Finale in der letzten Runde. Die Ausgangslage war klar: Gewinnt Fortuna Düsseldorf in Hannover bzw. Augsburg gegen Greuther Fürth, dann ist Hoffenheim, das beim Champions-League-Finalisten Borussia Dortmund gastierte, fix abgestiegen. Hoffenheim benötigte für den Klassenerhalt unbedingt einen Sieg und musste gleichzeitig auf einen Punkteverlust der Konkurrenz hoffen. Bald schienen die Fronten geklärt: Augsburg ging gegen Fürth in Führung, Fortuna lag schnell bei Hannover 96 zurück und auch die TSG geriet bereits in der Anfangsphase in Rückstand. Dies hätte bedeutet, dass Augsburg in der Liga geblieben wäre, die Fortuna erneut in die Relegation gemusst hätte und die TSG direkt abgestiegen wäre. Doch gegen Ende der Partie sollte sich das Blatt wenden: Augsburg war schon klar mit 3-1 gegen den Fixabsteiger aus Fürth in Front, Düsseldorf ebenso klar mit 3-0 in Hannover in Rückstand. Dortmund vergab im Laufe der Partie Chance um Chance und so kam es, wie es so oft im Fußball kommt, wenn man seine Chancen nicht verwertet. Wie aus dem Nichts kam die TSG Hoffenheim zum Ausgleich: Der Ball kam in den Strafraum und Mats Hummels beging ein völlig überflüssiges Foul im Strafraum. Dabei verletzte er sich und ist für das Champions-League Finale kommenden Samstag mehr als fraglich. Salihovic verwandelte den Elfer souverän und die Hoffenheimer schöpften wieder Hoffnung. Wenige Minuten später eine ähnliche Szene: Pass ins Loch, der Hoffenheimer Stürmer rennt alleine aufs Tor, umkurvt Goalie Weidenfeller und wird von ihm gelegt. Erneut Elfmeter und rot für Weidenfeller. Da die Dortmunder bereits dreimal gewechselt hatten übernahm Kevin Großkreutz die Verantwortung und stellte sich ins Tor. Salihovic trat erneut an und verwandelte sicher zum 2:1 – sollte es bei diesem Spielstand bleiben, hat sich Hoffenheim auf den nicht mehr für möglich gehaltenen Relegationsplatz gerettet. Doch es war noch immer nicht Schluss, die letzte Aktion des Spiels: Hoher Ball in den Hoffenheimer Strafraum, über Umwege kommt der Ball zu Schmelzer am Sechzehner, dieser zieht ab und trifft zum vermeintlichen 2:2 mit der letzten Spielaktion, was wiederum den direkten Abstieg für Hoffenheim bedeutet hätte. Der Schiedsrichter gab zunächst das Tor, in Düsseldorf wurde schon gefeiert, doch nach langen Diskussionen mit dem Linienrichter entschied er auf passives Abseits von Stürmer Lewandowski und annullierte den Treffer. Schlussendlich blieb es beim 2:1-Sieg für Hoffenheim und dadurch verbesserten sie sich in der letzten Runde noch auf den möglicherweise rettenden 16. Platz.
Unangebrachte Verschwörungstheorien
Eines muss an dieser Stelle gesagt werden: Obwohl es für die Dortmunder in dieser Partie um nichts mehr ging, ließen sie sich absolut nicht hängen und traten in der Bestbesetzung an. Etwaige Verschwörungstheorien sind also absolut unangebracht, jedes Team hatte 34 Spieltage Zeit, um ihre Ziele zu erreichen. Trotz des guten Saisonstarts von Fortuna Düsseldorf, holten sie in der Rückrunde nur neun Punkte, was schlussendlich für den Abstieg verantwortlich war.
Ein Sinnbild für das Engagement der Dortmunder war Jürgen Klopp, der sich fürchterlich über das nicht gegebene Tor von Schmelzer aufregte und anschließend noch ein Wortgefecht mit dem Hoffenheimer Trainer Markus Gisdol hatte. Dieser sagte zu Klopp: „Wieso regst du dich so auf, der Punkt bringt euch soundso nichts mehr!“, Klopp antwortete keck „Uns nicht – aber Fortuna Düsseldorf!“. Nach der Partie stellte er aber in der Pressekonferenz auf die Frage, ob ihm Fortuna Düsseldorf lieber sei, klar, dass das nicht so sei. Er ist ein fairer Sportsmann und will am liebsten jede Partie gewinnen und nicht, aufgrund mangelnden Einsatzes seiner Truppe, den Abstiegskampf beeinflussen. Eine vorbildliche Einstellung!
Relegationsduell vs. Kaiserslautern
Die beiden Relegationsduelle, die am Donnerstag den 23. Mai (Heimspiel für Hoffenheim) und dem darauffolgenden Dienstag, dem 28. Mai, über die Bühne gehen, bestreiten die Mannen aus Sinsheim gegen den Drittplatzierten der 2. deutschen Liga, dem 1. FC Kaiserslautern. Die Lauterer, bei denen die beiden ÖFB-Legionäre und Ex-Rapidler Jimmy Hoffer und Christopher Drazan unter Vertrag stehen, setzten sich ihrerseits im Kampf um Platz 3 im Fernduell gegen den 1. FC Köln durch.
Ausgangslage
Die Ausgangslage ist klar: Es gibt 2 direkte Duelle und wer in diesen Partien das bessere Team ist (Auswärtstorregel zählt), nimmt den verbleibenden Platz in der Bundesliga ein. Wie fast immer in solchen Partien stehen die Chancen bei 50:50, einen wirklichen Favoriten kann man nicht ausmachen, wenngleich auch der Zweitligist in solch Spielen oft einen kleinen Vorteil besitzt. Einerseits haben sie eine wesentlich erfolgreichere Saison als ihr Gegner gespielt und andererseits können sie ihre erste Partie auswärts bestreiten, und so erstmals ihren Gegner das Spiel machen lassen und diesen dann auskontern. Ein Auswärtstor in solchen Spielen kann entscheidend sein.
Trainer die Erfolgsgaranten der jeweiligen Teams
Bei Hoffenheim war der Trainerwechsel unter der Saison von Marco Kurz zu Markus Gisdol wohl der hauptausschlaggebende Punkt für die Rettung auf Platz 16. Die Hoffenheimer, die schon länger als Fixabsteiger gehandelt wurden, profitierten natürlich einerseits von der eklatanten Frühjahrsschwäche der Fortuna, doch auch ihrerseits fuhren sie Punkt um Punkt ein und gaben nie auf. So erkämpften sie sich in Bremen nach 2-0 Rückstand in den letzten Minuten noch ein Remis, bevor ihnen der Kraftakt in Dortmund gelang. Gisdol schaffte es aus den einzelnen Spielern, die allesamt Qualität besitzen, wie sie gegen Ende der Saison gezeigt haben, wieder ein Team zu formen. Nach dem Motto „Einer für alle – alle für einen“ warfen sie nicht frühzeitig die Flinte ins Korn.
Das Pendant zu Gisdol ist Franco Foda auf Lauterer Seite. Auch er ist einer der Haupterfolgsgaranten und schaffte es in nur einem Jahr auf dem Betzenberg nach dem Abstieg letzte Saison, wieder eine erfolgreiche Mannschaft zu formen und eine Euphorie in Lautern auszulösen. Die Mannschaft wurde punktuell verstärkt mit erfahrenen Ex-Bundesliga Spielern wie Mohamadou Idrissiou und jungen Spunden, wie u.a. bereits erwähnt die beiden ÖFB-Legionäre Jimmy Hoffer und Christopher Drazan. Der ganze Betzenberg steht hinter dem Team und wird versuchen in diesen zwei Begegnungen die Mannschaft in Liga 1 zu tragen..
Man darf also gespannt sein auf diese beiden Duelle, die an Spannung nicht zu überbieten sein werden. Eines ist klar – jedes Team wird in diesen mindestens 180 Minuten versuchen alles aus sich herauszuholen, um kommende Saison in der Bundesliga spielen zu dürfen.
Martin Sein, www.abseits.at
Martin Sein
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