Neben der heimischen tipico-Bundesliga und der deutschen Eliteliga ist wohl keine Spielklasse für Marcel Koller derart interessant wie die 2. deutsche Bundesliga. Schließlich tummeln... Wieder kein Heimsieg gegen Bochum: Kaiserslautern und der VfL teilen die Punkte

zoom_kaiserslauternNeben der heimischen tipico-Bundesliga und der deutschen Eliteliga ist wohl keine Spielklasse für Marcel Koller derart interessant wie die 2. deutsche Bundesliga. Schließlich tummeln sich dort in zahlreichen Klubs (potentielle) Nationalteamakteure, denen es genau auf die Beine zu schauen gilt. Auch in der 41. Saison reißt der Boom rund um die Liga nicht ab, die extrem ausgeprägte Ausgeglichenheit verleiht der 2. deutschen Bundesliga ihren Reiz.

VfL-Trainer Neururer kehrt wieder zu seinem bewährten System zurück

Nach dem zuletzt wenig erfolgreichen Experiment mit Michael Gregoritsch als zweiter Sturmspitze neben Simon Terodde vertraute der Bochumer Kult-Coach wieder auf ein 4-1-4-1. Der Österreicher bearbeitete dabei wie gewohnt die linke Außenbahn. Der zuletzt stark in die Kritik geratene Kapitän Luthe hütete das Tor, vorne sollte Simon Terodde endlich für das Ende der Torflaute sorgen. Im Vergleich zur Pleite gegen die Löwen nahm Neururer eine Veränderung vor, Timo Perthel rutschte für Fabian Holthaus in die Startelf.

Beim FCK erhielt der wieder voll fitte Srjdan Lakic den Vorzug vor Philipp Hofmann. Karim Matmour durfte sich das erste Mal seit dem sechsten Spieltag wieder von Beginn an auf dem rechten Flügel beweisen. ÖFB-Legionär Kevin Stöger bekleidete einmal mehr die zentrale Position hinter der kroatischen Solospitze. Kosta Runjaic konnte wie auch schon gegen RB Leipzig nicht auf Mittelfeldantreiber Alexander Ring zurückgreifen. Der finnische Internationale laboriert wohl noch einige Zeit an seiner Innenbandverletzung.

FCK mit mehr Elan, Bochum geht in Front

Kaiserslautern erwischte den besseren Start, agierte zu Beginn dynamischer und offensiver. Den Bochumern hingegen steckte die Verunsicherung aus den letzten Wochen sichtlich in den Knochen und sie waren bemüht darum, erst einmal Ordnung in ihr Spiel zu bringen. Der FCK versuchte das Spiel über die Außen zu forcieren, neben den im 4-2-3-1-System angestammten Flügelspielern Younes und Matmour schaltete sich vor allem Rechtsverteidiger Schulze immer wieder mit gekonnten Vorstößen in die Offensive ein. Lakic boten sich im ersten Spielabschnitt zwei gute Gelegenheiten, die er allerdings nicht in Tore ummünzen konnte. Die Gäste aus dem Ruhrpott präsentierten sich zwar nervös, verunsichert und zum Teil sehr fehleranfällig, in den entscheidenden Momenten aber auch abgezockter. Der Ex-Sturm-Kicker Perthel brachte eine Flanke in den Strafraum, Sippel unterlief diese und am zweiten Pfosten drückte Terodde das Leder zur überraschenden Führung ein. Unmittelbar vor der Pause war den Bochumern das Glück nicht hold, als Terodde nach flipperartigen Szenen im Strafraum der Hausherren das reguläre 2:0 erzielte, Schiedsrichter Kampka aber dem Treffer die Anerkennung verwehrte.

Matmour weiß seine Chance zu nutzen – FCK mit Blitzstart in Hälfte zwei

Kaiserslautern gelang der perfekte Start in die zweite Spielhälfte. Der beste Mann am Platz, Karim Matmour, reagierte gedankenschnell, nutzte den sich ihm bietenden Raum und schlug Passsstatistik Karim Matmourdie perfekte Maßflanke auf den Kopf von Lakic. Der 29-jährige Algerier bot insgesamt eine bärenstarke Leistung. Er spulte 11,3 Kilometer ab, setzte 25 Mal zum Sprint an und beackerte seine Seite mit extreHeatmap Matmour vs. Bochumm viel Dynamik. Zudem brachte er 82,8 % seiner Pässe an den Mann, was unsere Grafik gut veranschaulicht, schlug drei Flanken und bereitete vier Torschüsse seiner Teamkollegen vor. Seine Zweikampfbilanz fällt zwar bei zehn gewonnenen und 16 verlorenen Duellen negativ aus, in den entscheidenden Momenten bewies der Mittelfeldakteur aber Durchschlagskraft. Die Heatmap des Algeriers zeigt, dass er sein Spiel durchaus positionsgetreu anlegte, auch immer wieder versuchte, mit Speed in Richtung des Strafraumes zu ziehen.

Auf beiden Seiten sticht ein Joker – Jacob und Sestak stellen Endstand her

Symptomatisch für beide Thesen steht die Entstehungsgeschichte des zwischenzeitlichen 2:1. Die Bochumer Defensive kann den vorpreschenden Schulze nicht stoppen, der mit der Hacke auf Matmour zurücklegt. Dieser behält die Übersicht und bedient den eben erst eingewechselten Jacob mustergültig. Der Youngster kommt für gewöhnlich in der Regionalligamannschaft der Pfälzer zum Einsatz. Mit seinem erst zweiten Torschuss in der 2. deutschen Bundesliga markiert er sogleich seinen ersten Treffer.

Wenig später spielt Neururer seinen letzten Trumpf aus, wirft mit Sestak seinen letzten Offensiven in die Schlacht. Dieser Wechsel sollte sich ebenso wie der zuvor auf der Gegenseite getätigte, als echter Goldgriff erweisen. Unter freundlicher Mithilfe von Chris Löwe, der Tasaka völlig ohne Not von den Beinen holte, bot sich den Mannen aus dem Ruhrpott eine letzte vielversprechende Freistoßgelegenheit. Der Gefoulte führte den Standard selbst aus, fand in der Mitte Sestak, der wuchtig einköpfte. Sippel ist ohne jede Abwehrchance.

Stöger und Gregoritsch mit guter bzw. durchwachsener Leistung

Stöger zeichnete eine hohe Passgenauigkeit aus, die der statistische Wert von 81,3 % belegt. Der Rohdiamant strahlte dieses Mal keine echte Torgefahr aus und blieb ohne eigenen Abschluss. Er bereitete allerdings zwei Abschlüsse vor. Michael Gregoritsch hingegen erwischte nicht seinen besten Tag, mit 50 % gewonnen Zweikämpfen ist seine Bilanz weder positiv noch negativ. Von 30 gespielten Passes fanden jedoch nur 19 ihr gewünschtes Ziel, was einer durchaus ausbaufähigen Quote von lediglich 63,3 % entspricht.

Bochum seit sieben Spielen ohne Dreier – trotz allem moralische SiegerHeatmap defensive Ausrichtung Bochum

Das 2:2 entspricht sicher nicht den Spielanteilen, vor allem in Hälfte zwei zeigten die Roten Teufel deutlich, wer der Herr im Haus ist. Die Heimischen verabsäumten es über weite Strecken jedoch, klare Torchancen zu kreieren. Aufgrund der tollen kämpferischen Leistung und der taktischen Disziplin der Gäste ist der Punktgewinn wohl nicht gänzlich unverdient. Erst zum zweiten Mal ließen die Pfälzer am heimischen Betzenberg Punkte liegen. In Hälfte zwei weitgehend harmlose Bochumer, die sich sichtlich auf die Defensivarbeit fokussierten, kamen letztlich etwas glücklich doch noch zu einem Punktgewinn. Die eher defensive Ausrichtung verdeutlicht auch die nachstehende Heatmap, sie ist aber angesichts von zuvor sechs sieglosen durchaus verständlich. Sestaks später Kopfballtreffer verhinderte schließlich das perfekte Spiel für Joker Jacob.

Der VfL bleibt der Angstgegner des FCK vor heimischer Kulisse: Seit nunmehr 16 Jahren gelang den Lauterern schon kein Heimsieg gegen die Bochumer.

David Kühhas, abseits.at

David Kühhas

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