Gegen den FC Augsburg feierte wieder einmal ein junger österreichischer Linksverteidiger sein Debüt für den FC Bayern München. In der stark rotierten Mannschaft lief... Ylli Sallahis Zukunftsaussichten beim FC Bayern München

FC Bayern München Logo 2Gegen den FC Augsburg feierte wieder einmal ein junger österreichischer Linksverteidiger sein Debüt für den FC Bayern München. In der stark rotierten Mannschaft lief erstmals Ylli Sallahi bei den Profis auf. Dabei zeigte er eine gute Leistung – und im Verbund mit seinen Vorschusslorbeeren wie seinen Leistungen in der Regionalliga und dem vermuteten Standing bei Bayerntrainer Josep Guardiola könnte er langfristig durchaus eine Option für die Profis darstellen.

Sein Werdegang

Im Winter 2011 wechselte der österreichische Jungstar vom Kapfenberger SV zu den Münchnern. Schon 2010 spielte Sallahi mit 17 Jahren in der steirischen Landesliga als Stammspieler bei den Erwachsenen, in der Folgesaison hätte er laut dem damaligen Kapfenberg-Trainer Werner Gregoritsch sogar einen Platz in der Profimannschaft erhalten und womöglich erste Minuten in der Bundesliga bekommen.

Doch Sallahi folgte dem Lockruf der Bayernscouts; für wenige kam dieser Wechsel überraschend. Sein ehemaliger Coach Milan Zurman sprach bei Sallahi schon vor dessen Volljährigkeit von einem Spieler mit einem tollen Schuss und mit super Pässen, der in der Jugend meist als Zehner in einem 4-2-3-1 oder gar als Stürmer in einem 4-4-2 agierte. Spitzname: Deco.

Vereinzelt spielte der Österreicher mit kosovarischem Migrationshintergrund auch auf dem linken offensiven Flügel, wie sein Vorbild und nunmehriger Mannschaftskollege Franck Ribéry. Diese Rolle übernahm er nach seinem Wechsel zum deutschen Branchenprimus vermehrt.

Sallahi bei der zweiten Mannschaft und in der Jugend

Wie erwartet wurde Sallahi bis zum Spiel gegen Augsburg nur bei den Amateuren beziehungsweise zuvor in der Jugend des FC Bayern eingesetzt. Dabei rückte er direkt nach seiner Ankunft zuerst auf den offensiven Flügel und spielte dann immer häufiger als Linksverteidiger; diese Rolle übernimmt er auch in der aktuellen Regionalligamannschaft der Amateure. Ein unumstrittener Stammspieler ist Sallahi dort übrigens nicht. Nachdem er zwei Mal A-Jugendmeister der Bundesliga Süd/Südwest bei den Bayern wurde, konnte er sich diese Saison in der vierthöchsten deutschen Spielklasse und seiner ersten Saison im Herrenbetrieb nicht komplett durchsetzen.

Er bestritt bislang 21 von 30 möglichen Spielen, aber wurde zehn Mal nur eingewechselt; insgesamt verbucht er nur 1183 Minuten. Allerdings ist Sallahi seit Ende November Stammspieler und läuft seinem zwei Jahre älteren Konkurrenten Dennis Chessa, der ebenfalls als großes Talent auf der Linksverteidigerposition galt, jedoch zusehendes stagniert, den Rang ab. Im März bestritt er sämtliche Spiele über die volle Spielzeit und zeigte auch gute Leistungen.

Passend dazu sagte U15-Trainer Harald Cerny im Februar auch Folgendes:

„Ylli ist für sein Alter extrem abgebrüht. Er spielt links in der Viererkette und macht seine Arbeit sehr ruhig und clever. Er löst Situationen sehr überlegt und hat einen überragenden linken Fuß. Wie Alessandro [Schöpf] marschiert er und ist präsent.“

Diese Fähigkeiten sorgten für die Eroberung des Stammplatzes in den letzten Monaten. Und sie sorgten auch, dass ihn Pep Guardiola sogar ins Wintertrainingslager nach Doha mitnahm, obwohl Sallahi bis dahin nur einige wenige Spiele (von Beginn an) bestritten hatte. Desweiteren waren sie verantwortlich, dass Sallahi gegen Augsburg überraschend in die Startaufstellung kam.

Die Leistung gegen Augsburg

Wenn man es genau nimmt, sieht man schon in der ersten Aktion des Videos die von Cerny geschilderte „Abgebrühtheit“ – ein lockeres, fast dreistes Handspiel verhindert einen Ballverlust. Viel präsenter ist diese Coolness allerdings in seinen Pässen, die technisch wie taktisch hochwertig sind. Sein Passspiel ist sehr scharf und er hält es einfach; selten versucht er riskante Pässe nach vorne, sondern kümmert sich eher um die Ballzirkulation, hält aber hierbei die Dynamik mit schnellen und gleichzeitig noch gut zu verarbeitenden Pässen aufrecht und sorgt indirekt für gute Möglichkeiten im Aufbauspiel.

Auch im Kombinationsspiel beteiligt er sich gut und stabil, dazu sind seine Flanken überaus stark – sie sind scharf und kommen präzise in den Strafraum, was bei den Münchnern ansonsten nur Alaba auf hohem Niveau kann. Besonders auffällig ist jedoch, dass Sallahi nicht nur mit links Pässe spielt oder den Ball führt. Er nutzt auch seinen rechten Fuß, rückt situativ sogar in Richtung defensiven Halbraum ein und bietet sich zentraler an, ganz nach Guardiolas Geschmack, möchte man sagen.

Im Verbund mit seinem guten Timing bei den Vorstößen ins letzte Drittel dürften dies auch die Gründe sein, wieso ihn der katalanische Erfolgstrainer mit ins Wintertrainingslager nahm und gegen Augsburg einsetzte. Alles in allem war es durchaus eine gute Leistung Sallahis. Offensiv war er nicht allzu durchschlagskräftig, aber das lag an der Spielweise Höjbjergs von ihm und generellen Problemen der Bayern in der Offensive. Defensiv wusste er zu überzeugen, kam allerdings das eine oder andere Mal mit der Dynamik der Augsburger Angriffe nicht ganz klar (z.B. bei 3:50 und 4:50). Dennoch konnte er hin und wieder sehr effektiv früh in der gegnerischen Hälfte attackieren und bereitete sogar eine Großchance damit vor (5:30).

Wieso wurde Sallahi also trotz dieser guten Leistung ausgewechselt? Der Grund dürfte taktisch gewesen sein. In meiner Analyse zu dem Spiel schrieb ich Folgendes:

„Die beiden Flügelstürmer rückten davor ein, wobei Höjbjerg dies extremer tat und Shaqiri oft auch die Breite hielt. Weiser und speziell Sallahi mussten somit entweder enorm weite Räume bearbeiten, was ihnen logischerweise kaum gelingen kann. Sallahi hätte hierbei schon die Leistung eines Alaba, physisch wie spielerisch, erbringen müssen – weswegen Alaba später auch eingewechselt wurde. (…) Alaba kann als einer von nur sehr wenigen Außenverteidigern eine Außenbahn auch zur Not alleine beackern, wenn es nötig ist.“

Alaba besitzt schlicht die größere Physis und konnte die weiten Räume besser beackern, was für die Mannschaft und auch Höjbjergs Einrücken sowie für die Effektivität dieses Einrückens wichtig war.

Fazit: Der Contento-Ersatz?

Insgesamt verspricht Ylli Sallahi also durchaus ein guter Bundesligaprofi zu werden. Im offensiven 1-gegen-1 scheint er sich noch nicht viel zuzutrauen und wirkt da eher etwas fahrig, ist insgesamt aber schnell, defensiv gut und bewegt sich taktisch ebenfalls intelligent. Seine besondere Stärke ist aber die Stabilität im Aufbau- und Kombinationsspiel, wodurch er ein passender Spielertyp für Guardiolas Fußball ist – im Gegensatz zu Diego Contento, dem anderen Linksverteidiger, der in einer auf den Umschaltmoment fokussierten Mannschaft mit seiner Spielweise wohl besser aufgehoben wäre.

Außerdem sucht der ältere Contento Gerüchten zufolge nach einer neuen Herausforderung und einem Stammplatz bei einer anderen Mannschaft, was eine große Chance für Sallahi darstellen könnte. Wenn Sallahi weiter an sich arbeitet, sich noch in puncto Bewegungsänderungen, Richtungswechsel und Drehungen mehr zutraut und offensiv präsenter agiert, dann könnte es durchaus einen weiteren Österreicher bei den Bayern mit regelmäßigen Einsätzen (wenn auch nur im Zuge der Rotation) geben.

René Maric, www.abseits.at

Rene Maric

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