Zurück im Konzert der Großen (3) – FC Würzburger Kickers
Deutschland 26.Dezember.2016 Heffridge 0
Während der FSV Zwickau und der SSV Jahn Regensburg in ihrer Geschichte doch viele Gemeinsamkeiten hatten, verlief der Weg der Würzburger Kickers gänzlich anders. Profifußball gab es bei dem Verein aus Unterfranken zuvor überhaupt nur eine einzige Saison lang. 1977/78 spielte man ein Jahr lang – zusammen mit dem Lokalrivalen Würzburger FV – in der 2.Bundesliga, ehe man wieder in den Amateurbereich zurückkehren musste. Dort pendelte man jahrelang in bedeutungslosen Spielklassen umher, ehe ein Doppelaufstieg eine Erfolgsgeschichte einläutete, die sogar die Aufstiege von RB Leipzig in den Schatten stellte, denn kein anderer Verein in Deutschland schaffte es schneller von der sechsten Leistungsstufe in die zweite Bundesliga.
FC Würzburger Kickers
Bezirksliga – Bezirksoberliga – Landesliga Nord waren die Leistungsstufen im Bayerischen Fußballverband, die der FC Würzburger Kickers noch vor etwas mehr als zehn Jahren durchlaufen hat. Nach einem Intermezzo in der Bayernliga spielte man bis zur Saison 2011/12 in der sechstklassigen Bayernliga Nord. Das Stadion am Dallenberg bot mit seinem Fassungsvermögen von 13.100 auch mehr als ausreichend Platz für die Zuschauer, zumal die Zahl der Stadiongeher damals sehr weit von einer fünfstelligen Zahl entfernt war.
Da im Jahr 2012 seitens des DFB eine Regionalligareform umgesetzt wurde, bei der Bayern durch den Erhalt einer eigenen Regionalliga der große Gewinner war, waren die Würzbürger Kickers als Meister der sechstklassigen Landesliga Nord zu einer Teilnahme an einer Aufstiegsrunde zur Regionalliga Bayern berechtigt. Da man diese erfolgreich bestritt, konnte man die fünftklassige Bayernliga überspringen und war nach langer Zeit wieder die Nummer eins der Stadt. Zuvor war nämlich jahrelang der Würzbürger FV, der Heimatverein von Rapid-Legende Steffen Hofmann, der besser klassierte Verein in der am Main liegenden Hauptstadt Unterfrankens.
In der Regionalliga etablierten sich die Kickers problemlos und so wurde das Projekt 3×3 ins Leben gerufen. Es sollten die Strukturen bei den Würzburgen professionalisiert werden, sodass man in drei kommenden Jahren den Aufstieg in die 3.Liga anpeilte, um nach fast 40 Jahren wieder Profifußball am Dallenberg sehen zu können.
Die ersten Früchte dieses ehrgeizigen und von der Politik sowie einer breiten Masse der Gesellschaft unterstützen Projekts wurden mit dem Gewinn des Bayerischen Landespokals im Jahr 2014 eingefahren. Durch den Gewinn des Pokals war der Verein auch im DFB-Pokal spielberechtigt und sorgte mit dem Ausschalten des Zweitligisten Fortuna Düsseldorf erstmals bundesweit für Aufsehen.
Ein wichtiger Baustein in diesem Projekt ist die Online-Druckerei „flyeralarm“, die ihren Sitz in Würzburg hat und seither als Hauptsponsor tätig ist. Im Zuge dieser Sponsorentätigkeit sicherte sich die Firma auch die Namensrechte des Stadions am Dallenberg, das seither in den Medien als „fyleralarm-Arena“ bezeichnet wird.
Durch diese Entwicklung war man mittlerweile auch in der Regionalliga Bayern Favorit geworden und man konnte diese in der Saison 2014/15 auch als Meister abschließen. In den Relegationsspielen zur 3.Liga wartete der 1.FC Saarbrücken, den man auswärts mit 1:0 bezwang. Doch nach einer 0:1-Niederlage im Rückspiel musste das Elfmeterschießen, um einen möglichen Aufstieg entscheiden. Hierbei hatten die Kickers das glücklichere Ende für sich und da das Projekt 3×3 bereits früher als geplant erfüllt wurde, startete das Projekt „3×2 – Würzburg kann mehr!“, das den Aufstieg in die 2.Bundesliga ins Visier nahm.
Auch dieses Unterfangen lief von Beginn an besser als erwartet und so fixierte Würzburg bereits am vorletzten Spieltag die Teilnahme an der Relegation zur 2.Bundesliga, wo man auf den MSV Duisburg traf. Der Gegner aus Nordrhein-Westfalen wurde im Heimspiel 2:0 und auswärts mit 2:1 zweimal bezwungen und so wurde der Zweitligaaufstieg gleich im ersten Anlauf geschafft. Eine eindrucksvolle Leistung, die der Verein in fünf Jahren von einem sechstklassigen Landesligisten zu einem Zweitligisten – mit vier Aufstiegen in fünf Jahren – bewerkstelligte.
Dank des gemeinsamen Sponsors „flyeralarm“ kooperieren die Würzburger Kickers auch mit der Mödlinger Admira. So wechselte Keeper Jörg Siebenhandl von der Südstadt nach Unterfranken. Den umgekehrten Weg nahm der iranische Ex-Internationale Amir Shapourzadeh, der nach seinem Karriereende in Würzburg ab Jahresbeginn 2017 im Management bei der Admira tätig werden wird.
FC Würzburger Kickers – Fortuna Düsseldorf 0:0
Selbst in der zweiten Bundesliga setzten die Kickers ihren Erfolgslauf fort, doch da die Luft an der Spitze immer dünner wird, gab es auch einige kleine Rückschläge. Dennoch befindet man sich gegen Ende der Rückrunde im oberen Mittelfeld der Tabelle wieder. Der heutige Gegner, Fortuna Düsseldorf, befindet sich ebenfalls in dieser Tabellenregion. Somit war schon vor dem Spielbeginn klar, dass nur der Sieger dieser Partie die Tuchfühlung zu den Aufstiegsplätzen halten kann.
10.207 Besucher sorgten für eine gute Kulisse in der flyeralarm-Arena, die aufgrund des rasanten Aufstiegs der Klubs nur notdürftig an die 2.Bundesliga adaptiert werden konnte. Immerhin improvisierten die Kickers bei den Stehplätzen, indem sie Stahlrohrtribünen auf die Fundamente der alten Stehplatzbereiche stellten, um so die geforderte Sektorentrennung bewerkstelligen zu können. Hinter dem Sektor der Heimfans konnte auch ein VIP-Areal errichtet werden. Die Kapazitätsobergrenze wurde am Dallenberg jedenfalls erreicht. Will sich der Verein infrastrukturell weiterentwickeln, dann bleibt ihm wohl nur mehr die Option eines Neubaus.
Zu Beginn des Spiels erwärmte weder die Wintersonne noch das Geschehen auf dem Rasen die Zuschauer. Die Gäste aus Düsseldorf waren zwar etwas besser, aber auch nicht wirklich gefährlich. Erst nach 30 Minuten kamen die Kickers aus Würzburg besser ins Spiel. Ein Stangenschuss rettete die Fortuna zu diesem Zeitpunkt vor einem Rückstand. Ebenso sechs Minuten später, als ein Freistoß der Kickers aus Würzburg das Lattenkreuz streifte.
Vor der Pause wurde es noch einmal hitzig im Strafraum der Fortuna. Der Ball pendelte in gefährlicher Nähe vor dem Tor, bis er vom Würzburger Müller mit der Ferse in Richtung Tor gelenkt wurde. Torhüter Rensing bekommt den Ball wohl erst hinter der Linie zu fassen, doch das Schiedsrichtergespann entscheidet nach längerer Diskussion doch kein Tor zu geben, weil zuvor eine Abseitsstellung vorgelegen haben soll.
Nach dem Seitenwechsel drängten die Würzburger weiterhin auf den Siegestreffer. Doch aus all ihren aussichtsreichen Positionen fanden die Kickers in Fortuna-Keeper Michael Rensing ihren Meister.
Die Fortuna war in der zweiten Hälfte eigentlich nicht mehr vorhanden und kann sich bei ihrem Torhüter für diesen Punktgewinn bedanken. Das Würzburger Publikum haderte mit der Chancenauswertung ihres Teams und den zwei verlorenen Punkten. Allerdings gleichen sich weniger glückliche Spiele mit glücklichen Spielen im Laufe der Saison aus. Das weiß sogar der zuletzt so erfolgsverwöhnte Fan der Würzburger Kickers.
Die Zukunft des Vereins ist jedenfalls genauso interessant wie seine bisherige Geschichte. Wird sich der Höhenflug des Vereins noch fortsetzten und man sich in weiterer Folge wie Mainz oder Augsburg mit einem neuen Stadion sogar in der Bundesliga etablieren? Zuzutrauen ist den Kickers aus Würzburg mittlerweile auch das.
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Heffridge
Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.
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