Die Diskussionen um den Video Assistant Referee (VAR) nehmen in Deutschland kein Ende. Könnte man diesen ein Gesicht verleihen, würde es wohl in etwa... Zweite deutsche Bundesliga: Mario Gomez vs. VAR

Die Diskussionen um den Video Assistant Referee (VAR) nehmen in Deutschland kein Ende. Könnte man diesen ein Gesicht verleihen, würde es wohl in etwa so aussehen, wie das von Mario Gomez. Wie kein Zweiter stand der Stürmer des VfB Stuttgart in den letzten Wochen für die Antihaltung gegen die vermeintliche Spaßbremse aus dem Kölner Keller.

Wie es sich anfühlt, ein Tor durch den Videoassistenten aberkannt zu bekommen, darüber kann Mario Gomez ausführlich berichten. Denn dem Stürmer des deutschen Zweitligisten VfB Stuttgart  blieb in den vergangenen drei Spielen gleich fünfmal der Torschrei im Halse stecken.

Zuletzt wurde dem mittlerweile 34-Jährigen der vermeintliche Treffer zum 2:1 gegen Darmstadt 98 wegen einer Abseitsstellung aberkannt. Das Spiel endete schließlich 1:1, der VfB verharrt damit als ganz großer Aufstiegsfavorit auf Platz drei. Die Mannschaft will noch nicht Schwung kommen. Was auch für Stürmer Gomez gilt – der ehemalige Nationalspieler hat erst zwei Saisontore auf dem Konto.

Daher sprach sicher auch viel Frust über die eigene Situation aus Gomez, als er im Interview nach dem Spiel gegen Darmstadt in die Mikrofone von Sky suderte: „Vielleicht ist das jetzt die Quittung der Schiedsrichter, die da im Keller sitzen, dafür, dass ich ihnen 20 Jahre auf dem Platz auf die Eier gegangen bin.“

Das ist, bei allem Respekt, natürlich Blödsinn. Natürlich ist es ärgerlich in einem Spiel gleich drei Treffer wegen Abseits nachträglich aberkannt zu bekommen, so geschehen bei der 1:2-Niederlage von Stuttgart am 15. Spieltag in Sandhausen. Aber gleich einen Feldzug der gesamten Schiedsrichterinnung gegen die eigene Person zu vermuten, das fällt eher in den Bereich  Paranoia.

Im weiteren Verlauf des Interviews beklagt sich Gomez zudem darüber, dass ihm das alles so keinen Spaß mehr machen würde, „wenn wir jetzt immer wegen zwei Zentimetern zurückpfeifen.“ Man könnte Gomez entgegen, Abseits ist nun einmal Abseits. Ob ein Spieler sich einen oder zehn Zentimeter hinter der imaginären Linie befindet, ist dabei vollkommen irrelevant.

Doch die Frage ist nicht ganz unberechtigt, ob sich die Institution Videoschiedsrichter nicht lächerlich macht, wenn beispielsweise ein kleiner Teil der Ferse eines Spielers eine nachträgliche Abseitsentscheidung begründet. Zumal Marco Reus im besagten Falle (Bundesligaspiel Borussia Dortmund gegen Borussia Mönchengladbach im Oktober) in der Nähe der Mittellinie und mit dem Rücken zum Tor stand.

Dann wiederum stellt sich die Frage, wann auf Abseits entscheiden wird und wann nicht? Welche Kriterien würden herangezogen werden, wenn die Abseitsentscheidung keine absolute mehr ist, sondern graduell bewertet wird? Als das sind schwierige Fragen, die wiederum neue Diskussionen auslösen.

Tatsache ist, und das beweist die Statistik: der Fußball ist durch den VAR gerechter geworden. Viele falsche Entscheidungen konnten korrigiert werden. Und eine Befürchtung im Bezug auf den Einsatz des VARs hat sich nicht bewahrheitet: über Entscheidungen des Schiedsrichters wird in Zukunft nicht mehr diskutiert werden können. Eher das Gegenteil ist der Fall. Auch Fans, Spieler oder Verantwortliche der österreichischen Bundesliga werden nach Einführung über Dinge streiten, die momentan noch gar nicht absehbar sind.

Mario Gomez jedenfalls ist vom Deutschen Fußball Bund eingeladen worden, sich den berühmten Keller in Köln einmal genauer anzuschauen. „Wir laden Mario Gomez gerne ein, wenn er Interesse hat. Er kann gerne mal zu uns ins Video-Assist-Center kommen und sich das Ganze mal anschauen“, sagte der Projektleiter Videobeweis beim DFB, Jochen Drees,  gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. „Wir können ihm gerne erklären, wie der Video-Assistent und die kalibrierte Linie funktionieren. Er kann sich auch selbst mal an eine Arbeitsstation setzen und Abseitssituationen bewerten. Er ist herzlich willkommen!“

Ob Gomez dadurch doch noch zu einem Freund des Videoschiedsrichters wird, darf jedoch bezweifelt werden.

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