Die größten Nachwuchstalente der Welt (3) – Verratti, Stöger, Fierro
Fußball international 31.Oktober.2012 Rene Maric 0
In einer mehrteiligen Serie bringen wir euch einige (noch) unbekannte Namen aus der europäischen Fußballwelt näher, welche in Zukunft für viel Furore sorgen werden.
Marco Verratti – der neue Pirlo?
Es war einer der Überraschungstransfers des Sommers, als der neureiche Paris St. Germain den italienischen U21-Nationalspieler Marco Verratti verpflichtete. Wirkliche Chancen wurden ihm aber nicht gegeben, zu groß sei die Konkurrenz und er zu unerfahren. Verratti ist erst zwanzig Jahre alt geworden, spielt aber als Spielgestalter auf der Sechs, also einer Position, die viel Routine benötigt und auch eine enorme Verantwortungslast mit sich bringt. Außerdem spielte der junge Italiener bislang erst in der zweiten italienischen Liga bei Pescara, wo er schon 2008 mit 16 Jahren erste Einsatzminuten auf Profiniveau erhielt.
Damals spielte er aber noch vorrangig hinter den Spitzen, ab 2010 war er sogar einer der besten Akteure auf dieser Position und wurde unter italienischen Experten als kommender Topspieler gehandelt. Seine wahre Berufung fand er aber erst, als ihn Trainerlegende Zdenek Zeman, der nun beim AS Rom angeheuert hat, als tiefer spielmachender Sechser á la Andrea Pirlo aufstellte. Pirlo ist nicht nur ein passender Vergleich, sondern auch Verrattis Vorbild und ihr Fähigkeitenprofil überschneidet sich in zahlreichen Aspekten.
Wie sein Idol besticht Verratti durch hervorragende Pässe, konstantes Freilaufen und dem Beibehalten der Ballzirkulation in der Mitte. Im direkten Dribbling ist er Andrea Pirlo womöglich sogar überlegen, was ihn in gewisser Weise auch pressingresistenter macht und ihm darum vielleicht mehr Potenzial attestiert werden kann, als dem Spielgestalter von Juventus.
Verratti ist schlichtweg ein hervorragender Spielgestalter und dies weckte nicht nur die Aufmerksamkeit des PSG, sondern auch von Nationaltrainer Cesare Prandelli, welcher ihn vor der EM in den erweiterten Kader berief und ihm diesen August im Freundschaftsspiel gegen England die ersten Einsatzminuten bescherte.
Eine große Zukunft liegt vor dem nur 165cm großen Spielmacher, der bereits sechs Mal in der Startelf des PSG stand und von Coach Carlo Ancelotti protegiert wird. Verratti dürfte einer der großen Spieler dieser Generation werden, wenn er den Vorschusslorbeeren und seinem Talent gerecht wird.
Kevin Stöger – ein österreichisches Supertalent?
Auch Österreich besitzt das ein oder andere große Talent. Eines davon ist Kevin Stöger vom VfB Stuttgart. Vor drei Jahren wechselte er aus Oberösterreich nach Deutschland, wo er als „Supertalent“ gesehen wird. Seit 2010/11 sammelt er bereits in der dritten Liga gegen Profis Spielpraxis, wobei er nicht so dominiert, wie es noch in der Jugend der Fall war.
In der A-Jugend-Bundesliga war er einer der Ausnahmespieler der Liga. In insgesamt 30 Spielen, die er dort als 16-17jähriger bestritt, verbuchte er in 2400 Einsatzminuten beeindruckende 22 Scorerpunkte, davon 17 Vorlagen. Dies zeigt schon, was für ein Spielertyp Stöger ist: sehr gut im Passspiel mit einer tollen Übersicht und einer starken Technik. Auch im Dribbling überzeugt er, doch um im Konzert der Großen mitzuspielen, muss er sich in einigen Bereichen noch weiterentwickeln.
Einer ist der körperliche. Um als Zehner oder Achter aufzulaufen, wie er es bereits tat und was seine Lieblingsposition darstellt, benötigt er noch mehr Dynamik, Handlungsschnelligkeit und Ausdauer. Falls sich seine Defensivstärke erhöht, könnte er womöglich auch als tiefliegender Spielmacher agieren, doch aktuell kommt er wegen der genannten Stärken und Schwächen vorwiegend als offensiver Flügel zum Einsatz. Der Linksfuß spielt dabei normalerweise auf der rechten Seite, wo er invers und verstärkt spielgestalterisch agieren kann.
Seit dieser Saison gehört er zum Profikader der Stuttgarter und erhielt von Trainerstab einige Lobgesänge, zu den ersten Einsatzminuten reichte es aber noch nicht. Doch wer weiß, was in dieser Saison noch beim VfB los sein wird – und dann könnte die Stunde für Stöger schlagen. Gegen Hoffenheim war er bereits im Kader, zu einem Einsatz kam es aber nicht. Vielleicht wird ja auch auf dem linken Flügel, wo er ebenfalls öfters zum Einsatz kommt, ein Platz frei, womit er das Gegenüber von Martin Harnik wäre. Idealerweise wäre für den Chancenerzeuger Stöger aber eine Position im Zentrum.
Carlos Fierro – ein weiteres Talent aus Mexiko?
2011 gewannen die Mexikaner etwas unerwartet die U17-Weltmeisterschaft, der beste Torschütze ihrer Mannschaft war Carlos Fierro. Der schnelle Stürmer agierte als mitspielender Stürmer an vorderster Front, besticht aber auch dadurch, dass er hängend oder auf dem Flügel agieren kann. Dies kann er auch dank seiner unaufhörlichen Bewegung, enormen Schnelligkeit und guten Technik, welche ihm eine hohe Flexibilität ermöglicht.
Torgefahr ließ er bei dem Turnier dennoch nicht vermissen, er traf vier Mal und wurde zum drittbesten Spieler des Turniers gewählt, trotz zahlreicher anderer großer Talente wie dem brasilianischen Supertalent Adryan, Lucas Piazon (wechselte zu Chelsea), Emre Can und Mitchell Wieser (nun beim FC Bayern), Samed Yesil (bei Liverpool tätig), Toptorschütze Souleymane Coulibaly und dem Franzosen Yassine Benzia.
Langfristig könnte er mit einigen anderen von diesen Spielern die kommende Generation bilden – Fierro muss dafür aber den nächsten Schritt gehen, nämlich einem fixen Platz bei Guadalajara. Bislang konnte er ein paar Startelfeinsätze für sich verbuchen, nimmt aber noch oft auf der Bank Platz. Der 18-Jährige benötigt alsbald einen Stammplatz, um sich für höhere Aufgaben und vielleicht schon für Europa anzubieten. Dann könnte er als torgefährlicher Halbstürmer oder moderner Stürmer in Zukunft für Furore sorgen.
Rene Maric, abseits.at
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