Die interessantesten Wintertransfers (1) – Ein freigiebiger Superstar, Tumulte in Mailand und eine große Verstärkung für die Gunners
Fußball international 3.Februar.2013 Stefan Karger 0
In dieser Serie wollen wir uns die interessantesten Wintertransfers ansehen und kurz darauf eingehen, was die jeweiligen Kicker bei ihrem neuen Verein erwartet. Wir starten diese Serie in Paris, denn die Franzosen spielten sich knapp vor Ende der Transferzeit elegant ins Rampenlicht.
David Beckham – > Paris Saint-Germain
Für diese aufsehenerregende Verpflichtung musste der französische Tabellenführer nicht einmal eine Ablöse bezahlen. Dennoch fragen sich viele Fans, ob der Transfer ein Marketing-Gag war, oder ob es sich um eine sinnvolle Verstärkung handelt? Einigen bedürftigen Pariser Kindern wird das komplett egal sein, denn gleich bei seinem ersten offiziellen Auftritt im Prinzenparkstadion stellte Beckham klar, dass es ihm bei seinem neuen Vertrag keineswegs um Geld ging. Um dies zu untermauern teilte er mit, dass sein üppiges Monatsgehalt von 800.000 Euro nicht auf seinem Konto landen, sondern direkt an wohltätige Hilfsorganisationen für bedürftige Kinder gespendet wird. Erfreulicher Weise scheint der UNICEF-Botschafter sein Engagement wirklich ernst zu nehmen, sodass man nur den Hut vor dem Engländer ziehen kann.
Beckham spielte zuletzt für Los Angeles Galaxy meist in einem flachen 4-4-2-System neben dem 24-jährigen Brasilianer Juninho im zentralen Mittelfeld, absolvierte 24 von 36 Partien und erzielte dabei sieben Treffer. Bei seinem neuen Klub, der vorzugsweise in einer 4-2-3-1-Formation beginnt, wird die Konkurrenz ungleich größer sein und viele Fans sind skeptisch, ob sich der bereits 37-Jährige gegen die zahlreichen jüngeren Klassespieler durchsetzen wird. Da er aber ablösefrei kam und sein Gehalt einem guten Zweck dient, kann es bei diesem Transfer nur Gewinner geben, denn auch seine Mitspieler werden in einigen Situationen sicherlich von der immensen Erfahrung Beckhams profitieren.
Auf den zweiten prominenten Neuzugang, Lucas Moura, für den der französische Hauptstadtklub satte 40 Millionen Euro hinlegen musste, gingen wir bereits in diesem Artikel bereits detailliert ein.
Mario Balotelli -> AC Milan
Der ebenso geniale, wie auch komplizierte Mittelstürmer Mario Balotelli landete nun endlich bei seinem Lieblingsverein. Schon als er bei Inter unter Vertrag stand, machte er keinen Hehl daraus, dass sein Herz eigentlich für den anderen Mailänder Klub schlägt, was ihm auch einige Schwierigkeiten einbrachte. Letztes Jahr gewann er unter seinem “Ziehvater“ Roberto Mancini die Premier League und schoss in 21 Einsätzen immerhin 13 Treffer. In der aktuellen Saison bekam er weniger Spielminuten und erzielte in der Meisterschaft erst ein Tor. Obwohl er von seinem Bad-Boy-Image weg wollte und Mancini ihm viele Aussetzer nachsah, sorgte er während seiner gesamten Vertragsdauer immer wieder für kuriose Geschichten, die die Reporter in England allerdings auch mehr als dankbar aufnahmen. Mit seiner Rückkehr nach Italien ist der außergewöhnliche Stürmer wieder näher bei seiner Familie, was auch ein ausschlaggebender Grund für den Wechsel war. Trotz der vielen Reibereien trauert Mancini dem italienischen Nationalspieler nicht nur aus sportlicher, sondern auch aus menschlicher Sicht nach und spricht von einem großen Verlust, den die Citizens knapp vor Ablauf der Transferperiode nicht ersetzen können. Man kann davon ausgehen, dass Balotelli bei seinem neuen Verein, der 20 Millionen Euro nach Manchester für den Stürmer überweisen musste, im Normalfall gesetzt sein sollte – zumindest wenn es mit seiner Disziplin keine Probleme gibt. Im 4-3-3-System hat Shootingstar Stephan El Shaarawy als linker Flügelstürmer einen Fixplatz, um die anderen Positionen kämpfen neben Balotelli der 28-jährige Giampaolo Pazzini, der vom AS Roma ausgeliehene Bojan Krkic, der erst 18-jährige Franzose M´Baye Niang und der Brasilianer Robinho. Ein Sturmtrio bestehend aus El Shaarawy, Balotelli und Niang erscheint am wahrscheinlichsten. Österreichs U21-Teamspieler Philipp Prosenik wird angesichts dieser Konkurrenz wohl noch länger nur in der zweiten Mannschaft zum Zug kommen.
Einige Milan-Anhänger waren so begeistert vom Transfer, dass sie sich vor dem Restaurant „Giannino“, wo meist die großen Transfers vollzogen werden, einfanden und den Neuzugang mit zahlreichen Sprechchören euphorisch feierten. Leider kam es in weiterer Folge zu Tumulten mit der Polizei. Wo Balotelli auch hingeht – große Wirbel scheinen vorprogrammiert zu sein. Diesmal kann er allerdings nicht dafür!
Nacho Monreal –> Arsenal
Kurz vor Ende der Transferzeit schlugen die Gunners noch einmal am Transfermarkt zu und verpflichteten den 26-jährigen linken Außenverteidiger Ignacio Monreal Eraso – besser bekannt als Nacho Monreal. Der neunfache spanische Nationalspieler stammt aus dem Osasuna-Nachwuchs und absolvierte für seinen Stammverein 127 Meisterschaftsspiele. Aufgrund seiner starken und konstanten Leistungen wurde der heute 26-Jährige in diverse Nachwuchs-Nationalmannschaften einberufen und absolvierte später auch neun Spiele fürs Nationalteam. Im Sommer 2011 wechselte er für sechs Millionen Euro nach Malaga, wo er einen Fünfjahresvertrag unterschrieb. Der Außenverteidiger eroberte sich sofort einen Stammplatz und absolvierte in eineinhalb Jahren 45 Meisterschaftsspiele. Nachdem Scheich Al Thani, der Gründer des Nachrichtensenders Al Jazeera, ein Jahr später beschloss kein Geld mehr in seinen Verein zu investieren, geriet Malaga CF in finanzielle Schwierigkeiten und es mussten zahlreiche Leistungsträger verkauft werden.
Die Malaga-Fans werden auf die Gunners momentan nicht gut zu sprechen sein, denn Arsenal verpflichtete nun nach Santi Cazorla den nächsten Leistungsträger des Vereins. Der Außenverteidiger ist technisch stark, sehr solide in der Defensive und steuert in der Offensive gefühlvolle Flanken bei. Der kopfballstarke Spanier wird die Rolle von Kieran Gibbs einnehmen, der sich im letzten Premier-League-Spiel gegen den FC Liverpool erneut am Oberschenkel verletzte. Sein brasilianischer Ersatzmann André Santos war stets ein großer Unsicherheitsfaktor. Mit der Verpflichtung des Spaniers beseitigte Arsenal diese Baustelle elegant – selbst wenn Kieran Gibbs wieder vollkommen genesen ist, wird er nur schwer am Neuzugang vorbeikommen.
Stefan Karger, www.abseits.at
Stefan Karger
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