Nach zuletzt zehn Ligaspielen ohne Niederlage blieb Arsenal im Montagsspiel der englischen Premier League punktelos. Die Londoner unterlagen Swansea City vor heimischem Publikum mit... 0:1 gegen Swansea: Torlinientechnologie beendet Arsenals Erfolgsserie

Swansea City Wappen LogoNach zuletzt zehn Ligaspielen ohne Niederlage blieb Arsenal im Montagsspiel der englischen Premier League punktelos. Die Londoner unterlagen Swansea City vor heimischem Publikum mit 0:1. Ein später Kopfballtreffer von Bafetimbi Gomis – samt Einsatz der Torlinientechnologie – gab den Ausschlag zu Gunsten der Waliser. Für die Gunners ein Rückschlag im Kampf um den zweiten Tabellenplatz, der sich in dieser Form nicht unbedingt angekündigt hatte.

Arsenal agiert mit geballter Offensivpower kopflos

Coach Arsene Wenger schickte seine Mannschaft zum fünften Mal in Serie unverändert aufs Feld. Zuletzt geschah dies im Jänner 1994, also vor 21 Jahren. Mit dem bewährten 4-2-3-1 System gelang es Arsenal, das Heft von Beginn weg in die Hand zu nehmen. Die offensive Dreierreihe hinter der Speerspitze Giroud – Sanchez, Özil und Ramsey – tauschte immer wieder die Positionen. So versuchten die Gunners die Defensivakteure der Gäste aus ihrer starren Formation zu locken. Überhaupt ließ sich insbesondere im Spiel nach vorne die taktische Variabilität Arsenals bemerken: Wenn Cazorla, der als zweiter Sechser neben Coquelin spielte, sich mit in die Angriffsaktionen einschaltete, rückte meistens einer der Flügelspieler ins Zentrum, um dort abzusichern. Angreifer Giroud driftete des Öfteren zur Seite, damit Platz in der Mitte für seine Teamkollegen frei wurde. Die beiden Außenverteidiger Arsenals, Monreal auf links und Bellerin auf rechts, standen bei eigenem Ballbesitz hoch, überlagerten die Flügel und boten so zusätzliche Anspielstationen. Der Ball rollte gut im Spiel des Cupfinalisten, einzig zwingende Torchancen blieben Mangelware. Oft verkomplizierte Arsenal das Spiel im Angriffsdrittel: Ferse hier, Übersteiger da. Es hatte den Eindruck, als wollten Sanchez und Kollegen das Runde ins Eckige tragen. So versandeten viele im Ansatz gut durchdachte Aktionen im Niemandsland, da sich die Spieler wortwörtlich gegenseitig auf die Füße stiegen.

Swansea mit klarer taktischer Marschroute

Bei den Walisern war das von Trainer Garry Monk vorgegebene Konzept vor allem in der ersten Halbzeit klar ersichtlich. Monk ließ ohne gelernten Stürmer spielen, setzte dafür mit Cork, Shelvey und Ki auf drei absichernde Mittelfeldspieler, um das Zentrum zu verdichten. Davor mimte Sigurdsson eine falsche Neun. Dyer auf rechts und Montero auf links hatten die Aufgabe, bei Ballrückeroberungen blitzartig Gegenstöße vorzutragen. Das klappte ganz passabel. Wenn Swansea dann allerdings einmal den entscheidenden Zweikampf für sich entschied, haperte es am Abschluss. Wohl auch deshalb, weil Sigurdsson sich als gelernter Stratege in die Mitte zurückfallen ließ und nicht den direkten Weg in den Sechzehner suchte. Darum spielte der Tabellenachte vielversprechende Angriffe lieber „hintenrum“. Die Waliser sind ja bekannt dafür, wie Arsenal selbst auf Spielkontrolle und viel Ballbesitz zu setzen. Etwas mehr Mut zum Risiko sowie der direktere Weg zum Tor hätten in der einen oder anderen Szene jedoch nicht geschadet.

Überragender Fabianski revanchiert sich an Ex-Kollegen

Nach dem Pausentee kam Arsenal mit viel Elan aus der Kabine, wollte den schon etwas ungeduldig wirkenden Zuschauern mehr bieten. Die Gunners hielten ihr Versprechen, hatten aber Swansea-Keeper Fabianski nicht in ihre Pläne mit eingebunden. Der Pole vereitelte einige tolle Gelegenheiten des Heimteams mit wahren Glanzparaden. Vor rund einem Jahr verpflichtete Swansea den Torhüter, der sowohl bei Arsenal als auch in der polnischen Nationalmannschaft nicht an Szczesny vorbeigekommen war. In Wales genießt Fabianski das volle Vertrauen seines Coaches, ist die unumstrittene Nummer eins. Gegen Arsenal verzeichnete die Statistik insgesamt neun Paraden des Tormannes. Das lag zum Teil aber auch daran, dass die Arsenal-Offensive den Torriecher an diesem Abend nicht fand. Die besten Chancen auf die Führung hatten Sanchez und der eingewechselte Walcott binnen weniger Sekunden, beide scheiterten jedoch an Fabianski.

Referee Kevin Friend blickt auf die Uhr

Als der Druck von Arsenal stetig zunahm und Swansea kaum mehr Entlastung gelang, gaben sich die Waliser eigentlich schon mit dem einen Punkt zufrieden. Coach Monk gönnte seinem Stürmer Gomis dann doch noch ein bisschen Einsatzzeit, wechselte ihn 15 Minuten vor Spielende für Ki ein. Was dann kam, dürfte allerdings auch den Trainer erstaunt haben. Der einzig schön vorgetragene Angriff der Gäste in der zweiten Halbzeit führte zum entscheidenden Treffer: Erst segelte Barrows Hereingabe über Freund und Feind hinweg, doch Montero erwischte den Ball auf links noch. Kurzes Dribbling, Flanke zur Mitte, Kopfball Gomis – Tor. Im ersten Moment erntete der Torschütze verwunderte Blicke aller Spieler, kurz danach stand er im Mittelpunkt einer Jubeltraube. Was war passiert? Seinen wuchtig gesetzten Kopfball parierte Arsenals Tormann Ospina zwar, jedoch erst wenige Zentimeter hinter der Linie. Schiedsrichter Kevin Friend zeigte trotz der Proteste Ospinas auf seine Uhr, die Tor für Swansea signalisierte. Mit freiem Auge wäre der Treffer wohl kaum zu erkennen gewesen, dank der seit der Saison 2013/14 in England eingeführten Torlinientechnologie bestand daran jedoch kein Zweifel. Arsenal wirkte nach dem Gegentor aus dem Nichts wie versteinert, die Zeit rinn den Gunners davon. Nach 94 Minuten pfiff Friend ab, besiegelte damit die erste Heimniederlage Arsenals seit dem 22. November 2014 (1:2 gegen Manchester United).

Die Statistik lügt nicht

Obwohl Swansea in diesem Spiel lediglich drei Schüsse auf das gegnerische Tor abgab, verließ das Team um Kapitän Williams das Emirates-Stadium mit ebenso vielen Punkten im Gepäck. Noch eine Besonderheit: Zum erst zweiten Mal in der 103-jährigen Vereinsgeschichte gelang den Walisern das „Double“ über Arsenal – beide Duelle in einer Saison für sich zu entscheiden. Das Hinspiel gewann Swansea 2:1. Noch interessanter ist dieses Faktum: Swansea ist neben West Ham (2006/07) und Chelsea (2009/10) das dritte Team in der Geschichte der Premier League, das in einer Saison gegen Manchester United und Arsenal sowohl daheim als auch auswärts stets siegreich blieb.

Arsenal hingegen hat nach dem 0:0 gegen Meister Chelsea vor zwei Wochen zum ersten Mal seit über vier Jahren in aufeinanderfolgenden Heimspielen in der Liga keinen Treffer erzielt. Trösten dürfen sich alle Fans der Gunners aber mit folgender Statistik: Keinem englischen Team ist es seit dem Neujahrstag gelungen, in der ersten Halbzeit ein Tor gegen Arsenal zu schießen. Für den letzten Gegentreffer vor dem Seitenwechsel zeichnete Southamptons Sadio Mané vor 21 (!) Spieltagen verantwortlich.

Arsenal kämpft um Rang zwei, Swansea ums internationale Geschäft

Diese Niederlage dämpft die Ambitionen der Londoner im Hinblick auf den zweiten Tabellenplatz. Manchester City hat sich mit einem 6:0-Kantersieg über Absteiger QPR vorläufig auf diesen geschoben, hat jedoch ein Spiel mehr als Arsenal absolviert. Arsenal muss kommendes Wochenende zu Manchester United, trifft danach daheim auf Sunderland und West Brom. Ein Platz unter den besten vier Mannschaften in der Tabelle ist den Gunners sicher, bei einer Pleite im Old Trafford läuft man jedoch Gefahr, die direkte Qualifikation für die Champions League zu verpassen.

Deutlich unaufgeregter ist die Lage bei Swansea, das sich nach einer guten Saison sogar noch Hoffnungen auf einen Europacup-Platz machen darf. Die direkten Konkurrenten um den sechsten Rang, der zur Teilnahme an der Europa-League-Qualifikation berechtigt, heißen Tottenham und Liverpool. Allerdings strauchelten sowohl die Spurs als auch die Reds in den letzten Wochen, hinken momentan ihrer Form hinter. Swansea steht jedoch selbst vor schwierigen Prüfungen: Im nächsten Spiel stattet die Torfabrik der Liga (Manchester City) den Walisern einen Besuch ab, zum Abschluss wartet auswärts Crystal Palace.

Martin Roithner, abseits.at

Martin Roithner

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