Im Zuge des diesjährigen Boxing Days stieg am Mittwochnachmittag das Duell Leicester City gegen Manchester City. Schlussendlich sollte das King Power Stadium zum Tollhaus mutieren, denn der amtierende Meister wurde mit 2:1 in die Knie gezwungen.
Ausgangslage
Die Gastgeber bestritten das Spiel mit geschwollener Brust, denn erst vier Tage zuvor konnte Titelaspirant Chelsea FC mit 1:0 geschlagen werden. Ein wunderschön herausgespielter Konter sorgte für das Endresultat.
Weniger erfreulich lief der letzte Spieltag für die Citizens. Man musste sich Crystal Palace überraschend mit 2:3 geschlagen geben und verlor somit den unmittelbaren Anschluss an die Reds aus Liverpool, die derzeit unbeirrt Sieg um Sieg einfahren.
Personalsituation
Nach dem überraschenden Erfolg über Chelsea sah Leicester-Coach Claude Puel vor dem Match gegen den amtierenden Meister keinen Handlungsbedarf.
4-3-3: Schmeichel; Chilwell, Maguire, Morgan, Ricardo; N’didi, Mendy, Choudhoury; Maddison, Vardy, Albrighton
Pep Guardiola setzte auf drei neue Spieler. In der Hintermannschaft wurde Kyle Walker durch Danilo ersetzt. Im Mittelfeld rückte mit Kevin De Bruyne der Denker und Lenker wieder in die Startelf und an vorderster Front stürmte nun wieder Aguero, der den Platz von Gabriel Jesus einnahm.
4-3-3: Ederson; Delph, Laporte, Stones, Danilo; Bernardo Silva, Kevin De Bruyne, Gündogan; Sane, Aguero, Sterling
Manchester City übernimmt das Kommando
Wie es schon im Vorhinein zu erwarten war, nahm der haushohe Favorit schon von Beginn weg das Heft in die Hand und ließ die Gastgeber nicht so recht ins Spiel kommen. Wie es für Teams unter der Leitung Guardiolas üblich ist, hatte auch Manchester City einen hohen Ballbesitz-Anteil. Die beiden Flügelspieler wurden oft mit hohen Zuspielen bedient.
Schon zu Beginn war die Positionierung von Fabian Delph sehr interessant. Aufgestellt als linker Außenverteidiger, kippte er oft ins Zentrum ab. Resultat: Der Engländer (in der folgenden Graphik rot markiert) agierte nun vor den restlichen Verteidigern und bildete in der Folge mit Ilkay Gündogan eine Doppelsechs. Die drei restlichen Verteidiger rückten daraufhin nach links und „füllten“ somit seine Position auf. In der Defensive entstand also phasenweise eine Dreierkette. Die anderen beiden Mittelfeldspieler (De Bruyne, Silva) wurden somit zum größten Teil von ihren Aufgaben in der Defensive entbunden.
Aus dieser Überlegenheit schlugen die Citiziens auch schon nach kurzer Zeit Profit. In der 14. Minute nutzte Kun Aguero die Unordnung der Foxes, um den Ball auf Bernardo Silva durchzustecken. Dieser verwertete im Anschluss eiskalt. Erster Schuss – erstes Tor.
Leicester zeigt sich unbeeindruckt
Nach dem Gegentor hielten die Gäste den Druck aufrecht. Leicester schaffte es aber, sich wieder zu sortieren und bot hinten nur wenig Räume. Offensiv konnten die Gastgeber bis dahin kaum für Akzente sorgen. Wie gewohnt wartete man auf eine Gelegenheit, um das brandgefährliche Umschaltspiel an den Tag legen zu können. Und diese Chance sollten sie auch bekommen. Wir schreiben die 19. Minute. Manchester City-Außenverteidiger Danilo verliert 60 Meter vor dem eigenen Tor einen Zweikampf und schon startet die Konter-Maschinerie der Foxes. Jamie Vardy erläuft am linken Flügel einen Laufpass und zieht Richtung Strafraum. In der Mitte bricht Albrighton durch und bekommt eine präzise Flanke genau auf den Kopf serviert. Resultat? 1:1! Erster Schuss – erstes Tor. Eine Teilschuld an diesem Treffer trägt Fabian Delph, der sich vom späteren Torschützen viel zu leicht abwimmeln lässt und diesem somit den Weg für den Treffer ebnet.
Fehleranfällige Gäste
In der weiteren Folge probiert Manchester City, die Führung wiederherzustellen. Ein Grund für die mangelnde Durchschlagskraft ist die fehlende Besetzung auf den Flügeln. Weder auf der linken, noch auf der rechten Seite wurde der Flügelspieler hinterlaufen. Aufgrund der mangelnden Anspielstationen mussten Sane und Sterling das Spiel oft verschleppen und vom gegnerischen Tor wegziehen. Um das Problem zu beseitigen, beorderte Guardiola Kevin de Bruyne vom Zentrum auf die linke Seite, um dort Abhilfe zu schaffen.
Auch in der Defensive ließ man auf Seiten Manchester Citys jegliche Souveränität vermissen. Viele leichte Fehler schlichen sich ein, diese führten wiederum zu brenzligen Situationen.
Zur Pause verzichten beide Coaches auf personelle Veränderungen.
Unveränderter Wiederbeginn
Nach Wiederanpfiff waren keine gravierenden Veränderungen zu erkennen. Die Defensive der Foxes hat sich nach dem Gegentor wieder gefangen und agiert sehr souverän. Bei gegnerischem Ballbesitz eilen die beiden Flügelspieler Maddison und Albrighton zur Hilfe. Um für Verwirrung zu sorgen, tauschten die beiden Leicester-Spieler auch manchmal die Seite und nahmen die Rolle des jeweils anderen ein.
In Minute 62 nahm Foxes-Coach Claude Puel einen interessanten Wechsel vor. Choudhoury, der vor der Abwehr verlässlich seine Kilometer abspulte, musste für Gray Platz machen. Ein Spieler mit defensiver Orientierung geht, ein offensiver Mittelfeldspieler/Flügelspieler kommt. Der Coach spekulierte wohl darauf, dass die verbleibenden zwei defensiven Mittelfspieler dem Angriff der Citiziens trotzdem standhalten können. Dem war aber nicht so. Trotz der hohen Laufbereitschaft Gray’s fanden die Gäste nun deutlich größere Räume vor. Gerade in dieser Phase schafften sie es auch, sich in den Strafraum zu kombinieren und die Hintermannschaft der Foxes in arge Bedrängnis zu bringen.
Das sah auch der Trainer und deshalb wurde der Wechsel quasi „revidiert“, denn statt Maddison (Flügelspieler) kam Simpson (gelernter Verteidiger). Mit diesem Tausch kam auch wieder mehr Ruhe in die Defensivreihe der Foxes.
Matchwinner? Ricardo!
In der 81. Minute bekommt Leicester einen Freistoß in der eigenen Hälfte zugesprochen. Diesen befördert Maguire in hohem Bogen in die Gefahrenzone. Leicester-Außenverteidiger Ricardo sprintet in den Strafraum, setzt die Gegner unter Druck und holt somit einen Eckstoß heraus. Dieser wird viel zu niedrig angetragen, Manchester City kann aber nicht ausreichend klären und somit springt der Ball Ricardo, der im Rückraum lauerte, vor die Füße. Dieser fasst sich ein Herz und knallt den Ball aus 20 Metern genau ins Eck.
Das King Power Stadium gerät in Ekstase und man war natürlich darauf bedacht, das Ergebnis zu halten. Die Gäste versuchten es nun mit der Brechstange, dabei unterliefen viele Fehler und die Bälle gingen reihenweise verloren. Leicester bewahrte die Ruhe und hält den Ball wie ein routiniertes Team in den eigenen Reihen, bis der Schlusspfiff ertönte.
Fazit
Die Spieler der Gastgeber konnten die Anweisungen ihres Trainers nahezu perfekt umsetzen. In Leicester ist man nicht darauf bedacht, den Gegner minutenlang zu belagern, sondern setzt mit den wieselflinken Offensivspielern auf gezielte Nadelstiche. Die Defensive leistete sich nur einen groben Schnitzer, der führte allerdings prompt zum Gegentreffer.
Manchester City wurde der Favoritenrolle keineswegs gerecht und enttäuschte auf allen Linien. In der Defensive war man viel zu anfällig, das erste Gegentor steht sinnbildlich dafür. Auf der Linksverteidiger-Position muss sich Guardiola etwas überlegen, da kaum Impulse nach vorne gesetzt werden und somit Sane zum Teil alleine auf weiter Flur agieren muss. In der Offensive erwischte Kevin de Bruyne einen schwarzen Tag. Wenn er in Topform ist, habt er das ganze Offensivspiel der Citiziens auf eine andere Stufe.
J.G., abseits.at
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J.G.
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