Nachdem bereits eine Analyse des kompletten Spiels vom Sonntag erschienen ist, wollen wir uns jetzt noch einmal konkret dem Liverpooler Defensivkonzept und in Folge... Analyse: Manchester Uniteds Probleme im Spielaufbau gegen Liverpool

Manchester United FCNachdem bereits eine Analyse des kompletten Spiels vom Sonntag erschienen ist, wollen wir uns jetzt noch einmal konkret dem Liverpooler Defensivkonzept und in Folge mit den Problemen des Spielaufbaus von Manchester United befassen. Die in der Analyse angesprochenen Punkte waren vor allem zu Beginn des Spiels besonders stark zu erkennen.

Das Aufbauspiel der beiden Teams und Probleme

Sowohl der FC Liverpool, als auch Manchester United wählten als Defensivkonzept das 4-4-2 als Grundordnung, wobei es dabei unterschiedliche Interpretationen gab. Während der FC das 4-4-2 als klares 4-4-2 interpretierte, wobei die Mittelfeldkette weit zur Seite verschob, war das 4-4-2 von Manchester eher ein 4-4-1-1.

Das 4-4-1-1 der Mannen von Moyes bespielte der FC Liverpool im Aufbau so, dass Steven Gerrard als tiefster Mittelfeldspieler agierte und sich situativ zwischen die beiden Innenverteidiger Agger und Skrtel fallen ließ, meistens aber eine Position im linken Halbraum oder sogar an der Außenlinie einnahm, wo er in den Raum neben den beiden Spitzen kippte und sich dort größtenteils dem Zugriff der Mittelfeldkette von Manchester entzog. Um eine Unterzahl in zentralen Bereichen zu vermeiden fiel Sterling im Aufbau oft weit zurück, sodass er durch die Schnittstellen der Kette angespielt werden konnte. Ansonsten interpretierte er seine Rolle im 4-4-2 leicht nach vorne gezogen und relativ frei.

Im Gegensatz zu Manchester United erhielt der FC Liverpool deutlich mehr Zugriff auf das gegnerische Aufbauspiel, was vor allem an der vorher beschriebenen Interpretation des 4-4-2 lag. Weil die defensiven Mittelfeldspieler von United, Carrick und Fellaini, viel in die Halbräume herauskippten, um dort in der formativen Lücke Bälle zu erhalten, die sie dann weiter nach vorne spielen konnten, wies Rodgers seine Mannen an, diese Läufe zugriffsorientiert zu verfolgen. Am Anfang der Partie kam es so zu einigen Ballverlusten, weil Liverpool im Moment des Passes vom Innenverteidiger auf den Passempfänger schieben konnte.

Weil zudem das Aufrücken der Außenverteidiger Evra und Rafael geschickt von den Flügelspielern Alan und Henderson verteidigt wurde, indem diese etwas nach vorne und zur Mitte schoben, wodurch sie die gegnerischen Außenverteidiger in ihren Deckungsschatten nahmen, hatte Manchester United zu Beginn arge Probleme. Dementsprechend oft kam United anfangs nur selten konstruktiv nach vorne und musste viele lange Bälle schlagen.

Ein möglicher Lösungsansatz, mit dem dieses Dilemma hätte gelöst werden können und den Moyes später auch kurzzeitig spielen lies, hätte sein können, einen der beiden Sechser abkippen zu lassen und den anderen, gemeinsam mit einem zurückfallenden Mittelfeldakteur zwischen den Linien, durch Flachpässe von den Innenverteidigern anzuspielen. Dabei hätte Fellaini sich so auf der gegnerischen Mittelfeldkette positionieren müssen, dass er mit einer balloffenen Annahme seinen direkten Gegenspieler im Rücken gehabt hätte, um dann in den Zwischenlinienraum dribbeln bzw. den Ball dorthin spielen zu können. Diese Positionierung im Spielaufbau wird oftmals von Thiago beim FC Bayern verwendet, wenn es darum geht, gegen Mannschaften, die im 4-4-2 agieren, den Zwischenlinienraum zu öffnen. Die enorme horizontale Kompaktheit der Liverpooler und das etwas unpassende Spielerprofil von Fellaini verhinderten aber auch diese Variante.

Van Persies Zurückfallen und Matas Einrücken als weitere Lösungsansätze

Als Reaktion darauf zeigte Manchester United eine leicht asymmetrische Spielweise, die dadurch zustande kam, dass sich Mata vom rechten Flügel immer wieder in den Halbraum fallen ließ und dort sehr vertikal agierte. Die Idee dahinter war wohl, die Spielmacherqualitäten des Spaniers in der Mitte des Feldes einzubinden und den Flügel zu öffnen. In die von Mata geöffneten Räume hätte dann Außenverteidiger Rafael stoßen können. Letztlich zeigte sich aber das weite ballseitige Verschieben Liverpools und das Herausrücken der Achter als effektiv und wirkungsvoll gegen diese Ideen: Weder das Überladen der Mitte klappte, noch das Blankspielen des Außenverteidigers. Wenn überhaupt, kam Rafael im letzten Drittel und damit in der Endphase von Angriffen am Flügel frei.

Auf der anderen Seite schob Evra zwar auch weit nach vorne, diesen Raum nutze jedoch van Persie um dorthin aus der Spitze auszuweichen. In selbige schob dann Rooney nach vorne, was wiederum Platz in der Mitte für Matas Einrücken öffnete. Aber auch diese eigentlich gute Dynamik konnte nicht effektiv bespielt werden. Wieder lag es am guten Herausrücken der Achter.

Besser funktionierte der Aufbau als Rooney auf den linken Flügel geschoben wurde und sich von dort weit nach hinten fallen ließ. Er war es, der von dieser Position mehrere Spielverlagerungen auf Rafael zustande brachte, der wegen Liverpools weitem Einrücken wiederum Platz auf seiner Seite vorfand. Diese konnten dann teilweise auch effektiv ausgespielt werden, weil Januzaj, der auf rechts geschoben wurde, in einer breiten Rolle agierte.

Fazit

Als Fazit bleibt am Ende des Spiels stehen, dass neben dem fehlenden Zugriff auf Liverpools Spielaufbau, vor allem Liverpools Defensivkonzept der Hauptgrund für den klaren Sieg in der Meisterschaft war. Die enorme horizontale Kompaktheit, gepaart mit gezieltem situativem Herausrücken einzelner Spieler aus dem Verbund bereiteten Manchester während der ganzen Spielzeit Probleme. Spielverlagerungen, mit denen das weite Einrücken der Liverpooler hätte bespielt werden können, waren Mangelware und wurden nicht konsequent genutzt. Besser wurde es erst als Rooney konsequent auf den linken Flügel rückte.

Tobias Robl, abseits.at

Tobias Robl

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