Viele Fans regen sich über die Anstoßzeiten ihres Lieblingsteams auf, ohne wirklich einen Vergleich zu allen anderen Klubs zu haben. Diese Serie untersucht die Anstoßzeiten in verschiedenen europäischen Ligen. Zum Abschluss wird die englische Premier League unter die Lupe genommen.
Der Regelspieltag in der Premier League sieht folgendermaßen aus:
- Samstag: 1 Spiel um 13:45; 6 Spiele um 16:00; 1 Spiel um 18:30
- Sonntag: je ein Spiel um 14:30 und 17:00
Bevor weitere Ausnahmen angesprochen werden, muss grundsätzlich etwas zur Ansetzungsthematik gesagt werden. Anders als in allen anderen bisherigen analysierten Ligen werden in der Premier League nicht alle Spiele eines Spieltags im heimischen Pay-TV gezeigt. Es gibt die beiden Pay-TV-Anbieter Sky und BT (British Telecom), die zusammengenommen 154 der insgesamt 380 Spiele zeigen durften. Dies darf auch nur außerhalb des Zeitraums zwischen 15:45 und 18:15 Uhr geschehen. Der Grund dafür ist, dass in den 1960er-Jahren der Präsident des FC Burnley die Football League, die später in die Premier League aufging, überzeugte, ein übertragenes Spiel würde den anderen hinsichtlich der Zuschauereinnahmen schaden. Dies ging der Annahme zugrunde, ein Fan von einem kleinen Verein würde lieber ein Topspiel im Fernsehen sehen anstatt zu seinem kleinen lokalen Klub ins Stadion zu gehen. Dies war besonders gravierend, da Zuschauereinnahmen damals noch einen erheblichen Teil der Klubeinnahmen ausmachten. Des Weiteren ist es so, dass viele unterklassige Ligen im selben Zeitraum heute viele Spiele haben und diese mit der Regelung heute noch geschützt werden. Unter die Regelung fallen übrigens auch Übertragungen von ausländischen Ligen. Sky war in Besitz der folgenden 116 Spiele, die in verschiedenen Paketen enthalten waren und sich wie folgt zusammensetzten:
B: 16-18 Spiele samstags um 18:30; 6-7 Spiele sonntags um 13:00 oder 14:30/15:05; 2-3 Spiele an Feiertagen
– 22x 3. Pick
– 4x 5. Pick
– Max.: 5; Min.: 1
C: 26 Spiele sonntags um 14:30/15:05
– 13x 2. Pick
– 13x 3. Pick
– Max.: 5; Min.: 1
D: 26 Spiele sonntags um 17:00/17:15
– 20x 1. Pick
– 6x 4. Pick
– Max.: 5; Min.: 1
E: 18-22 Spiele montags um 21:00; 4-8 Spiele sonntags um 17:00/17:15 oder samstags 13:45
– 12x 2. Pick
– 10x 4. Pick
– 4x 5. Pick
– Max.: 4; Min.: 1
F: 12 Spiele samstags 18:30
– 8x 2. Pick
– 4x 4. Pick
– Max.: 2; Min.: 0
BT hatte folgende Pakete:
A: 26 Spiele samstags 13:45
– 13x 1. Pick
– 13x 4. Pick
– Max.: 5; Min.: 1
G: 10 Spiele in englischen Wochen und an Feiertagen (z.B. Weihnachten); 2 Spiele samstags um 13:45
– 5x 1. Pick
– 5x 2. Pick
– 2x 5. Pick
– Max.: 2; Min.: 0
In jedem Paket war eine bestimme Anzahl an Picks unterschiedlicher Stufen enthalten, die die Reihenfolgen bestimmten, in der die beiden Anbieter auswählen durften, welche Spiele sie zeigen möchten. Um zu verhindern, dass bestimme Klubs immer ausgewählt werden oder andere gar nicht, gab es eine Mindest- und Maximalquote für jede Anstoßzeit. Insgesamt könnte ein Klub 28 Spiele haben, mindestens sind jedoch fünf Spiele für jeden Klub garantiert. Die Gesamtanzahl der gezeigten Spiele im heimischen TV-Markt beeinflusst zu 25% das TV-Geld jedes Klubs, 25% werden anhand der Tabellenplatzierung vergeben und 50% gleichmäßig an alle Klubs verteilt. Die Verteilung samt Gesamtanzahl der TV-Spiele im Heimatmarkt der letzten Saison kann hier eingesehen werden. Da für diesen Artikel nur die Verteilung der Klubs zu den verschiedenen Anstoßzeiten betrachtet werden soll, vorab die Übersicht der Gesamtanzahl der gezeigten TV-Spiele in UK absteigend geordnet:
Wenig überraschend führen die Top- bzw. Großklubs die Wertung an. Der niedrige Wert von Meister Leicester ist damit zu erklären, dass erst langsam in der Rückrunde ein Bewusstsein bei den TV-Stationen geweckt wurde, dass Leicester tatsächlich Meister werden kann und dann deren Spiele ausgewählt wurden. Des Weiteren fällt der hohe Wert von Absteiger Newcastle auf. Das ist gar nicht mal so unerwartet, denn trotz des schlechten Fußballs ist Newcastle ein großer Klub mit großem Fananhang und besitzt auch ein Stadion mit 52.338 Plätzen. Beim knapp geretteten Sunderland sind Wert und Umstände ähnlich. Die Mindestanzahl von fünf Spielen wurde von allen deutlich übertroffen, wohingegen die Maximalanzahl von 28 Spielen von Arsenal und Manchester United fast erreicht wurde.
Bevor ein Blick auf die einzelnen Anstoßzeiten geworfen wird, muss noch erwähnt werden, dass die Teilnehmer an der Europa League, Liverpool und Tottenham, wenn sie nicht für ein TV-Livespiel ausgewählt worden sind, nach den Spielen am Donnerstag in der Europa League parallel zu einem der beiden Sonntagstermine spielen durften. Außerdem kam es aufgrund des FA Cups zu Spielverschiebungen von Wochenendterminen zu Spielen dienstags und mittwochs. Zudem wurden die drei englischen Wochen nicht miteinberechnet.
Diese Anstoßzeit gehört wie oben angesprochen fast ausschließlich BT und so ist es nur logisch, dass die Großklubs fast alle die Maximalanzahl von fünf Spielen erreichen. Wenn BT an Regelspieltagen nur ein Spiel zeigen kann, dann will man den Zuschauern auch möglichst oft die Großen anbieten.
Die Übersicht für den Termin, an dem die Parallel- und Nicht-TV-Spiele sind, ist fast die genaue Umkehrung der TV-Livespiele-Wertung. Erwartungsgemäß liegen hier die kleinen Klubs vorne. Für einen der drei Großen der Primera División, der häufig um 16 Uhr spielt, ist somit keine allzu starke Konkurrenz vorhanden.
Für Chelsea wurde hier das Maximum von sieben Spiele vollständig und für Manchester City fast ausgeschöpft. Ansonsten folgen die üblichen Großklubs, wobei die Verteilung relativ gleichmäßig ist. Die deutsche Bundesliga, die zur exakt selben Anstoßzeiten ihr Topspiel der Woche austrägt, hat hier also starke Konkurrenz, denn die Premier League findet weltweit natürlich mehr Beachtung.
Für die Anstoßzeiten an Sonntagen ist es schwierig festzustellen, welche Maximalquoten erreicht wurden, denn eine Anstoßzeit war in mehreren Paketen mit keiner klar festgelegten Anzahl an Spielen zu bestimmten Anstoßzeiten enthalten.
Da hier nicht nur die TV-Livespiele betrachtet werden, sondern generell die Spiele zu den Anstoßzeiten, muss Liverpool wegen ihres Vorstoßens bis in das Finale der Europa League vorne liegen und tut es auch. Weiterhin fällt auf, dass sich die Topklubs bei beiden Anstoßzeiten in den vorderen Bereichen aufhalten, jedoch noch mehr am 17-Uhr-Termin. Richtige Topspiele bzw. vermehrt Beteiligungen von Topklubs sind somit eher am späteren Nachmittag vorzufinden. Auch hier ist die vergleichsweise niedrige Position von Leicester erkennbar. Ein weiterer Verweis auf das späte Aufmerksamwerden der TV-Stationen.
Durch den Erwerb entsprechender Pakete war es Sky auch möglich, eine bestimmte Anzahl von Tripleheadern an Sonntagen zu zeigen, sodass die Anstoßzeiten dann leicht variierten. Auch kam es nur zu Doubleheadern mit den beiden späteren Anstoßzeiten, denn Sky besitzt auch die Rechte an der Championship, aus welcher dann um 13 Uhr ein Spiel übertragen wurde. Wie zu den anderen TV-Liveterminen sind auch hier wieder die Großklubs vorne.
Tottenham erreichte hier u.a. deswegen das Maximum, weil sie zum Ende der Saison hin noch im Titelrennen waren und dementsprechend viele TV-Livespiele bekamen.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Verteilungen und Abweichungen der Anstoßzeiten in keiner anderen der europäischen Topligen so komplex sind wie in der Premier League.
Christoph Trompeter
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