In den sozialen Netzwerken ist der Arsenal Football Club seit Tagen ohne Pause aktiv. Nicht ohne Grund, steht doch das mögliche Ende einer langen... Arsenal London vor dem FA-Cup Finale – Ende einer titellosen Ära?

Arsene Wenger (FC Arsenal)In den sozialen Netzwerken ist der Arsenal Football Club seit Tagen ohne Pause aktiv. Nicht ohne Grund, steht doch das mögliche Ende einer langen Leidenszeit bevor. Neun Jahre sind vergangen seitdem Patrick Vieira, bis 2005 die Konstante im Mittelfeld der Gunners, den letzten entscheidenden Elfmeter gegen Edwin van der Saar verwandelte und Arsenal den Cup holte, um den es heute geht. Der FA-Cup scheint die Rettung einer in der zweiten Hälfte verhunzten, grandios begonnenen Saison zu sein. Gegen Hull City kann Arsène Wenger endlich wieder einen Titel holen. Und es scheint vieles zu seinen Gunsten zu laufen. Wir blicken für euch auf die Saison und die letzte Partie der Roten Londons.

Horror-Spiel zum Saisonauftakt, dann der Wendepunkt

Nachdem Arsenal ein Trainingslager im fernen Osten absolviert hatte und zuhause vor der entscheidenden CL-Quali gegen die graue Maus Aston Villa 1:3 verlor, erlebte Wenger erstmals bei seinem Verein heftigen Gegenwind. Er wurde dafür kritisiert, zu sehr auf dem Hort an Geld, welches der Klub in Wahrheit wohl nie gehabt hat, sitzen zu bleiben und lieber in Schönheit titellos sterben wolle. Doch dann die Reaktion: Nachdem die Champions League erreicht wurde, griff er tief in die Tasche und holte den erfolgreichsten Vorbereiter Europas der letzten Jahre: Mesut Özil.

Arsenal dominiert die „beste Liga der Welt“

Der Deutsche erlebte eine wunderbare erste Saisonhälfte, spielte mithilfe seiner Mitstreiter, nicht zuletzt Wilshere und dem formidabel aufspielenden Ramsey, fast jeden Gegner an die Wand und eroberte für weite Teile der Saison die Position „top of the league“, wie es Stürmer Olivier Giroud immer liebte zu betiteln. Immer wieder mit vielen nominellen Zentrumsspielern im Mittelfeld antretend, wusste es die Mannschaft den Ball in den eigenen Reihen zu halten, war aber auch zu messerscharfen Konterattacken fähig. Nicht zuletzt war auch mit Mathieu Flamini, dem Grätscher unter den Ballverliebten, eine weitere Alternative für das extrem gut besetzte Mittelfeld dabei, die dem Team merklich gut tat. Höhepunkt war wohl der Sieg gegen den letztendlichen Fast-Meister Liverpool mit anschließendem, trotz schlechtem Auftritts, Gewinn beim letztjährigen Champions-League-Finalisten Borussia Dortmund.

Abrutschen in bekannte Muster

Doch alsbald ging die Formkurve nach unten. In der Champions League verlor man den ersten Tabellenplatz bei der dennoch knapp zum Weiterkommen reichenden Niederlage in Neapel. Zugelost wurde den Nordlondonern der Titelverteidiger aus München. Ein altbekanntes Phänomen: Schon früher schied Arsenal gegen Mannschaften, die später mindestens bis ins Halbfinale vorstießen, im Achtelfinale knapp aus. Auch in der Liga lief es nicht mehr. Reichte es zum Ende des Jahres noch zu Unentschieden gegen Everton und Chelsea sowie einem schmutzigen Sieg bei Newcastle, kam Anfang des neuen Jahres Verletzungspech hinzu. Die drei besten Spieler, Ramsey, Wilshere und Özil, fielen kurz nacheinander lange aus. Es folgten desolate Auftritte wie bei Chelsea (0:6) oder Everton (0:3). In Westlondon scheiterte eine neue 4-3-3 Formation mit einem Paukenschlag, als die offensiven Achter ihre Position in der Defensive teilweise fürchterlich interpretierten und auch der als Konstante geltende Koscielny keinen guten Tag erwischte. Letzten Endes lief man mithilfe der zurückkehrenden Spitzenspieler nach schlechter Rückrunde auf dem altbekannten vierten Platz ein.

Die Ausnahme FA-Cup

Den Gegensatz der wechselhaften Saison stellt der FA-Cup dar. In stets engen Duellen konnten Tottenham (2:0), Liverpool (2:1) und Everton (4:1) im Emirates Stadium niedergerungen werden. Im Halbfinale wurde, unter dem klar bemerkbaren Umstand der mentalen Beeinträchtigung durch die vorher erfahrenen Klatschen, Wigan Athletic, letztjähriger Finalist, im Elfmeterschießen besiegt. Nun ist das Finale gegen Hull, das vor ein paar Wochen in der Liga klar 3:0 geschlagen wurde, die große Chance auf einen Titel.

Das Finale und Arsenals Zukunftspläne

Die Gunners gehen hier in ein Spiel, das sie in 9 von 10 Fällen gewinnen würden. Es gilt nun speziell Tom Huddlestone auszuschalten, der als Schaltzentrale bei den Tigers zu bezeichnen ist. Auf Seiten Arsenals wird bis auf die Absistenz von Wilshere, erst genesen von seiner Verletzung, und möglicherweise Gibbs (spielte die letzten Wochen nicht), sowie Kreuzbandpatient Walcott die beste Elf erwartet. In den letzten Cup-Spielen durfte stets Yaya Sanogo, noch ohne Tor, beginnen. Interessant wird zu sehen sein, ob er auch im Finale die Chance erhält. Im Tor wird Fabianski stehen, der schon im letzten Ligaspiel Spielpraxis erhielt und wohl sein letztes Spiel für seinen langjährigen Verein bestreiten wird. Ebenfalls gehen könnte Rechtsverteidiger Sagna, Ersatz in der nächsten Saison könnte Jenkinson oder ein Zukauf sein. Sicher wird wohl ein Stürmer verpflichtet werden, sollte Sanogo keinen unerwarteten Leistungssprung vollführen. Giroud zeigte sich nach einer gewissen Zeit überspielt, Niklas Bendtner, spottend von den Fans aufgrund seines enormen Selbstvertrauens „Lord Bendtner“ getauft, spielt überhaupt keine Rolle mehr. Schon jetzt wird in London über einige Hochkaräter diskutiert, denn eines steht fest: Mit weiteren Top-Verpflichtungen wäre Arsenal auch im nächsten Jahr ein Kandidat für einen großen Titel.

Lennart Kühl, abseits.at

Lennart Kühl

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