Lange Zeit schien es, als ob Arsenals Saison wenig erfolgreich verlaufen würde. Viele der eigentlichen Stars wie Mesut Özil enttäuschten, es gab zahlreiche Verletzungen... Arsenals Rückkehr ins Leben: Wengers Adaptierungen reanimieren die Gunners

Arsene Wenger (FC Arsenal)Lange Zeit schien es, als ob Arsenals Saison wenig erfolgreich verlaufen würde. Viele der eigentlichen Stars wie Mesut Özil enttäuschten, es gab zahlreiche Verletzungen und die Kritik an Arsene Wenger wuchs stetig. Viele erwarteten, nun sei endgültig das Ende der Ära Wenger. Sogar hier auf abseits.at gab es eine längere Serie, der sich mit den letzten Jahren im Allgemeinen und der Saison im Speziellen befasste. Wenger konnte allerdings den Trend umkehren und viele der Kritikpunkte im Artikel wurden durch eine veränderte taktische und strategische Aufstellung aufgelöst. In den letzten acht Spielen gewannen die Gunners sechs Partien, spielten einmal Unentschieden und verloren nur ein einziges Mal. Doch was genau hat Wenger verändert?

Coquelin bringt mehr Dynamik auf die Sechs

In den letzten fünf dieser acht Partien agierte Coquelin auf der Sechs. Der Franzose ist international kein großer Name, zeigt aktuell allerdings sehr starke Leistungen im defensiven Mittelfeld. Er ist sehr schnell, bewegt sich gut im Sechserraum und sichert hinter den offensiveren Akteuren im Mittelfeld ab. Im Gegensatz zu Arteta und Flamini ist er aktuell stabiler in der Arbeit gegen den Ball, bewegt sich im Pressing sehr gut und unterstützt die Achter im Pressing sehr gut.

Mit Coquelin ging auch eine häufige 4-1-4-1-Formation im Pressing einher. Flamini und Arteta waren wegen mangelnder Dynamik oft nicht im Stande den Raum zwischen den zwei Viererketten effektiv zu versperren. Coquelin ist dafür besser geeignet, wodurch Arsenal nun einen zentralen Spieler mehr hat und die vielen herausrückenden Bewegungen besser abgesichert nutzen kann. Zwar gab es auch in den letzten Wochen 4-4-1-1-Staffelungen gegen den Ball, das kompaktere und auch etwas tiefer angelegte 4-1-4-1 war allerdings die effektivere Pressingformation.

Dabei war auch ein neuer Spieler auf der Acht von enormer Wichtigkeit.

Santi Cazorla, Fußballgott

Vermutlich noch vor Coquelin war Santi Cazorla der wichtigste Spieler für das Funktionieren dieses neuen Systems. In seiner ersten Saison bei Arsenal spielte Cazorla meistens als hängende Spitze beziehungsweise als Zehner. Cazorla war hierbei extrem kreativ und spielstark. Diese Rolle wurde nach der Verpflichtung Mesut Özils verändert. Nun spielte Cazorla meist als linker Flügelstürmer, der in die Mitte einrückte und diese überlud. All diese Positionen erfüllte Cazorla auf überaus hohem Niveau; doch seine wahre Bestimmung scheint er erst jetzt gefunden zu haben.

In den letzten Wochen wurde Cazorla als Achter aufgestellt. Viele schienen Wenger zu Beginn dafür zu kritisieren, doch Cazorlas herausragende Spielintelligenz und tolle Pressingresistenz machen ihn zu einem idealen Spieler für diese Rolle. Er kann Bälle unter Druck behaupten, hat eine sehr gute strategische Entscheidungsfindung (was vielen anderen Sechsern und Achtern bei Arsenal fehlt), bewegt sich sehr gut gegen den Ball und ist im Pressing durch seine Intelligenz enorm stark.

Davon profitiert Arsenal extrem. Sie haben jetzt einen der kreativsten Spieler im Kader eingebaut, sind dadurch sogar defensivstärker geworden und auch die tiefe Ballzirkulation ist nun viel besser geworden.

Rosicky und Ramsey erlauben die Mischung

Dank Cazorla ist auch der Achter neben ihm besser aufgebunden, weil Cazorla deren Schwächen auf allerhöchstem Niveau übernimmt. Ramsey zum Beispiel ist etwas zu vertikal für eine Rolle als Spielgestalter, sein tiefes Aufbauspiel und strategische Entscheidungsfindung sind nicht optimal; Cazorla hilft. Bei Rosicky sind diese Eigenschaften keine Schwächen, sondern seine oftmals geringe Präsenz als Achter; auch hier ist Cazorla durch sein konstantes Anbieten, sein Fokus auf schnelle Kombinationen und seine sehr saubere Positionsfindung ein perfekter Partner.

Cazorla spielte sogar schon mit Oxlade-Chamberlain als Doppelacht, dessen Dribblings und Vertikalsprints er perfekt absicherte und mit seinen guten Pässen einband. Somit ermöglicht Cazorla unterschiedliche Pärchen im zentralen Mittelfeld vor Coquelin, die allesamt funktionieren und gut eingebunden werden; eine massive Verbesserung für Arsenal.

Die Folgewirkungen davon beeindrucken. Das verbesserte Aufbauspiel hilft zum Beispiel auch den Flügelstürmern und ermöglicht mehr Variabilität bei den Rollenverteilungen.

Variablere Außenstürmerpärchen

In den letzten Spielen agierte Arsenal mit Alexis Sanchez auf links und auf rechts, Oxlade-Chamberlain auf rechts, Walcott auf rechts, Özil auf links und Welbeck auf rechts und auf links. Das ist eine enorme Anzahl an unterschiedlichen Kombinationen, die allesamt gut funktionierten und für diese Siegesserie Arsenals verantwortlich waren.

Sanchez ist ohnehin relativ leicht einzubinden; er kann auf beiden Seiten wohl eher einrückend und unterstützend oder sehr tororientiert und torgefährlich agieren. Aber nicht alle sind so flexibel. Welbeck ist weitestgehend ein passiver und diagonaler Flügelstürmer, Özil ein einrückender und unterstützender Passgeber, Walcott ein Spieler, der durchgehend versucht hinter die Abwehr zu kommen und Oxlade-Chamberlain ein weiträumiger Dribbler.

Dank dem neuen Mittelfeld passen aber fast alle diese Spieler gut in die Mannschaft. Cazorla ist auch hier der Hauptgrund: Er kann sich zurückhalten, Bälle tiefer verteilen und Özil oder Oxlade-Chamberlain das letzte Drittel überlassen oder auch selbst weit aufrücken, viel dribbeln und die gefährlichen Pässe auf Walcott, Sanchez und Co. spielen.

Dazu hilft auch, dass Giroud als Mittelstürmer zurückgekehrt ist. Neben Welbeck und Sanchez als Mittelstürmeroptionen bringt Giroud etwas Neues mit rein. Er öffnet viele Räume, pendelt auf die Flügel und unterstützt dort, ist ein guter Zielspieler für lange Bälle und kopfballstark. Welbeck wiederum fokussiert sich eher auf Ablagen und seine raumöffnenden Läufe, Sanchez wiederum ist ein sehr präsenter und dribbelstarker Akteur im Sturmzentrum.

Zwei weitere Namen haben zwar zu keinen wirklichen taktischen Umstellungen geführt, zeigen aber sehr gute Leistungen auf ihrer Position.

Neuentdeckung auf der Torhüter- und Außenverteidigerposition

Ospina hat die Torhüterposition von Szczesny übernommen und zeigt dort sehr gute Leistungen. In den letzten drei Partien in der Liga stand er im Tor und konnte jedes Mal die weiße Weste bewahren. Seinem Vorgänger gelang dies ebenso oft, allerdings in 17 Saisonspielen. Somit hat Ospina hier mehr Stabilität und weniger Fehleranfälligkeit gebracht, obgleich das verbesserte Pressing ihm auch in die Karten spielt.

Eine weitere Neuentdeckung ist Hector Bellerin auf der Außenverteidigerposition. Er kam für Debuchy in die Mannschaft, wodurch Arsenal mehr Tiefe auf dieser Position hat, was ihnen lange Zeit gefehlt hatte. Bellerin ist schnell, spielstark und defensiv gut, wodurch er schon viel Expertenlob in England erhielt.

Fazit

In den letzten Wochen hat sich bei Arsenal in kurzer Zeit viel verändert: Die Aufstellung, die Rollenverteilung der aufgestellten Spieler und die Taktik. Das brachte aber zahlreiche gute Ergebnisse, unter anderem einen Sieg gegen Manchester City. Macht Arsenal so weiter, sind sie Favorit auf Platz 3 in der Liga (obwohl sie aktuell auf Platz 5 stehen) und sind auch in der Champions League ein unangenehmer Gegner.

Rene Maric

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