Diese Saison war eine beeindruckende und gleichzeitig überraschende für den Liverpool FC. Nur knapp verpasste man die Meisterschaft, konnte lange Zeit sogar die Favoritenrolle im Schlussspurt um den Titel behaupten und zeigte letztlich die beste Saison seit vielen Jahren. Sie überzeugten dabei mit ihrer Offensivstärke, ihrer Durchschlagskraft im letzten Drittel und der guten Einbindung der einzelnen Spieler in der das Kollektiv. Ein Aspekt, der insbesondere in den englischen Medien immer wieder erwähnt wird, ist aber der Anteil von Trainer Brendan Rodgers an diesen Erfolgen. Neben seiner Taktik wird insbesondere seine Entwicklung der einzelnen Spieler gelobt. In diesem Artikel soll es um diesen Punkt gehen – welche grundsätzlichen Prinzipien nutzt Rodgers um seine Spieler besser zu machen?
Das Individuum steht im Vordergrund
Ein wichtiger Aspekt im Training Liverpools ist der Fokus auf die einzelnen Stärken und Schwächen jedes Spielers. Vielfach wird im modernen Fußball fast ausschließlich in kollektiven Übungen trainiert: Sprints werden gemeinsam gemacht, die taktischen Übungen finden im Team statt und der Rest (wie z.B. Spielformen oder Passübungen) wird in Kleingruppen erarbeitet.
Die individuelle Trainingssteuerung bezieht sich vorrangig auf die Belastung, so werden zum Beispiel bei Ausdauereinheiten unterschiedliche Belastungen gewählt und die „Hausaufgaben“ werden je nach Spieler variiert. Manche erhalten dann spezielles Abschlusstraining, andere sollen bestimmte Muskelgruppen im Fitnessraum trainieren. Bei Rodgers nimmt dieser Aspekt einen deutlich größeren Anteil ein; in gewisser Weise ist er ein Trainer, der sich verstärkt auf das Fundament und die Grundlagen konzentriert. Das bedeutet auch, dass nicht bestimmte Aspekte einer speziellen Eigenschaft gesondert nach Spielern trainiert werden, sondern vielmehr dass die Basis für sämtliche Aktionen im Vordergrund steht.
Die Grundidee dahinter ist, dass selbst auf Hochleistungsniveau noch Fehler in puncto Technik, Ballkontrolle und Präzision vorhanden sind. Sie sind lediglich so gering und wenig ausgeprägt, dass sie im normalen Trainingsbetrieb nicht augenfällig sind, dafür aber in Drucksituationen im Spiel zu Fehlern führen können. Um dies auszubessern gibt es ein bestimmtes Konzept, welches Rodgers und sein Trainerteam verstärkt nutzen.
Das Coerver-Coaching als erste Säule
Beim Coerver-Coaching handelt es sich um ein Ausbildungssystem, welches insbesondere im Jugendfußball häufig vorkommt. Damit werden mithilfe eines klar ausgearbeiteten Konzepts fundamentale technische Eigenschaften in einer bestimmten Reihenfolge entwickelt beziehungsweise in der Ausbildung fokussiert. Das System stammt aus den Niederlanden und wird vielfach als Mitgrund für die starke Jugendausbildung und die vielen produzierten Topstars gesehen. Allerdings gibt es auch im professionellen Fußball viele Trainer, welche auf die Methoden und Übungen des Coerver-Coachings schwören. Jürgen Klinsmann bei den Bayern wollte verstärkt dieses Training nutzen, auch Sir Alex Ferguson hatte mit René Meulensteen einen Experten im Coerver-Coaching im Trainerteam.
Ähnlich verhält es sich bei Rodgers. In der täglichen Trainingsarbeit bei Liverpool gibt es zahlreiche Spielformen, aber auch Einzelübungen (ob Passspiel, Abschluss, Koordination, Dribbling oder Balltechnik), welche direkt an das Coerver-Coaching angelehnt sind. Dadurch sollen die Spieler Liverpools durch die Repetition der Übungen und der einzelnen Aspekte nicht nur verbessert, sondern auf ihrem Leistungsniveau auch stabilisiert werden. Letztlich basiert die Idee des Coerver-Coachings auf der Idee, dass Fußball im Grunde nichts anderes ist als ein Spiel 1vs1, 2vs2, 3vs3 oder 4vs4, welches spielentscheidend ist. Um diese Fähigkeiten in Kleingruppen und im individuellen Bereich jedoch in ein größeres Ganzes einzubinden, nutzt Rodgers ein Konzept, welches schon sein „Mentor“ José Mourinho bei Chelsea mit Rodgers als Angestelltem zur Trainingssteuerung verwendete.
Die taktische Periodisierung als zweite Säule
Bei der taktischen Periodisierung geht es letztlich um einen Rahmenplan, in welchem man die taktischen Fähigkeiten der gesamten Mannschaft entwickelt und welche Grundprinzipien man dabei verfolgt. Grundsätzlich wird hierbei zuerst ein Spielmodell entwickelt, welches strategische und spielphilosophische Aspekte fokussiert. Basierend auf diesem Spielmodell werden dann die mannschaftstaktischen und gruppentaktischen Mittel zur Umsetzung ausgearbeitet. Hierbei geht es also um die erfolgreiche Umsetzung der Spielidee, wie z.B. den genauen Bewegungen im Aufbauspiel beim Ballbesitzfußball und schlichtweg darum, wie sich jeder Spieler in einer bestimmten Spielsituation verhalten soll. Innerhalb des Vorbereitungs- und Saisonverlaufs soll meist über Spielformen mit taktischen Elementen dieses Spielmodell in all seinen Einzelheiten vermittelt werden. Jeder Spieler soll wissen, wie er sich in welcher Situation zu verhalten hat. Dazu gibt es auch zahlreiche trainingswissenschaftliche und sportwissenschaftliche Erkenntnisse, welche je nach Trainer variieren und in die Übungen für einen größeren Lerneffekt oder auch die körperliche Vorbereitung eingearbeitet werden.
Auch Rodgers nutzt die taktische Periodisierung. Neben dem Coerver-Coaching als Trainingsidee für den einzelnen Spieler wird auch der taktischen Periodisierung als Konzept zur mannschaftlichen Entwicklung der kollektiven Taktik ein hoher Stellenwert beigemessen. Diese beiden Konzepte nehmen den Großteil des Trainings ein. Komplettiert werden sie durch eine gesonderte körperliche Vorbereitung in der Phase vor der Saison sowie der taktischen Gegnervorbereitung unmittelbar vor Spielen, die dann nicht mehr auf die grundsätzliche Entwicklung der Spielidee abzielt, sondern auf spezifische Anpassungen auf den kommenden Gegner.
Fazit
Bislang scheint es, als sei Rodgers Trainingsmodell als enorm erfolgreich zu bezeichnen. Es verbindet die Stabilisierung bereits vorhandener Fähigkeiten bei älteren Spielern und die individuelle Entwicklung der jungen Spieler mit einer passenden Ausbildung der Spieler in taktischer Hinsicht. Steven Gerrard konnte dadurch zum Beispiel eine gänzlich neue Position als tiefster Sechser im 4-3-1-2 erlernen, während Raheem Sterling in dieser Saison schon als Flügelverteidiger, Mittelstürmer, Außenstürmer und Zehner agierte sowie große Schritte in puncto individueller Konstanz machte. Auch zahlreiche andere Spieler im Kader profitierten von diesem Trainingsmodell und es wird überaus interessant zu beobachten, wie sich die Mannschaft in den nächsten Jahren unter Rodgers weiterentwickeln könnte.
Wer mehr zum Coerver-Coaching und zur taktischen Periodisierung lesen möchte, dem sei diese Serie bei Spielverlagerung von mir ans Herz gelegt.
René Maric, www.abseits.at
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