Bye Bye Premier League: Wer muss heuer absteigen?
England 28.Dezember.2016 Werner Sonnleitner 0
Alle Jahre wieder spitzt sich vor allem im stressigen Dezember-Spielplan in den unteren Tabellengefilden der Abstiegskampf zu. Es gibt viele Punkte zu vergeben und zahlreiche direkte „6-Punkte-Begegnungen“. Wir schauen uns heute an, wie die Karten im Kampf um den Klassenerhalt verteilt sind! Was bei den einzelnen Kellerkindern auf den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit hindeutet, aber auch wo deren Hoffnungen liegen. Alle Mannschaften haben bereits 18 Spiele in den Beinen – also schon fast die Hälfte der Saison abgespult.
Hull City (20. Platz, -25 Tore, 12 Punkte)
Eigentlich spricht kaum mehr etwas für die Mannschaft von Mike Phelan. Einerseits ist da das schwierige Verhältnis mit dem Eigentümer. Es herrscht Chaos an allen Ecken und Enden im Verein, den der Ägypter zu unrealistischen Forderungen verscherbeln will. Andererseits läuft’s aber auch am Platz überhaupt nicht mehr. Nach dem furiosen Saisonstart, als der Aufsteiger zum Auftakt zuerst Meister Leicester und dann noch Swansea bezwang, zeigt der Formpfeil mittlerweile steil nach unten. Von den darauffolgenden 16 Spielen wurde nur mehr eins gewonnen. In der sommerlichen Transferperiode wurde erst nach langem Hin-und-Her mit dem Eigentümer zum Schluss noch sechs „Restposten“ verpflichtet, um überhaupt noch so etwas wie eine Ersatzbank stellen zu können. Es bleibt zu bezweifeln, ob im überteuerten Jänner-Transferfenster die Geldbörse geöffnet wird, um die Mannschaft zu verstärken. Nach nur einer Saison in der ersten Liga, werden die „Tigers“ wohl im Sommer wieder in die Championship zurückkehren.
Swansea City (19. Platz, -20 Tore, 12 Punkte)
Weit hinter den eigenen Erwartungen bleiben heuer die „Swans“. Mit dem Amerikaner Bob Pradley sollen nun endlich die Erfolgserlebnisse wieder an die Waliser Südküste zurückkehren. Nachdem der spanische Hoffnungsträger Fernando Llorente vor knapp einem Monat in der Nachspielzeit das Match gegen Crystal Palace auf 5:4 zugunsten der Schwäne drehte, sprach man vom Befreiungsschlag im Abstiegskampf. Dieser blieb aber in der Folge aus, das Momentum verpuffte. Swansea wirkt zahnlos, spielt oft passabel, kommt aber bislang nicht richtig auf Touren, vor allem ergebnistechnisch. Guter Rat ist da teuer! Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Verfügbare Winter-Verstärkungen die wirklich weiter helfen sind rar in dieser verzwickten Lage. Doch der Blick richtet sich jetzt ohnehin einmal auf den Jahreswechsel wo gegen Bournemouth und Crystal zwei Schicksalsspiele am Kalender stehen. Da muss gepunktet werden. Danach wird’s nämlich ungemütlich, bis Anfang März ist man in allen sechs Partien krasser Außenseiter, große Punktezuwächse wären da eine Überraschung.
AFC Sunderland (18. Platz, -15 Tore, 14 Punkte)
Keiner der heurigen Kandidaten ist im Abstiegskampf so erprobt wie die „Black-Cats“. Der Mannschaft aus dem windigen Norden sind die rauen Gefilden der Premier-League-Tabelle bereits bestens bekannt: Quasi seit 2012 ist man mehr oder weniger durchgehend irgendwie im Abstiegsstress. Vieles hängt heuer wieder von der Lebensversicherung in Form von Torjäger Jermain Defoe (8 Treffer) ab. Die Form der Mannschaft stieg zuletzt nach mäßigem Saisonstart deutlich an, aus den letzten acht Spielen wurden vier gewonnen. Es wäre also keine große Überraschung, wenn es zu guter Letzt der AFC Sunderland wieder knapp schaffen würde. Als Belohnung winkt dazu für nächste Saison das Tyne-Wear-Derby! Der unbeliebte Lokalrivale aus Newcastle ist auf dem besten Weg retour in die Liga – mehr dazu im morgigen Bericht über den Aufstiegskampf aus der Championship.
Crystal Palace (17. Platz, -4 Tore, 16 Punkte)
So weit unten hätte man die Londoner eigentlich nicht erwartet. Mit Christian Benteke und Wilfried Zaha verfügt die von den Namen her prominente Mannschaft – mit Potential für einen gesicherten Tabellenmittelfeldplatz – über eine torgefährliche Offensive. 29 Mal traf man schon, öfters netzte nur das Spitzenquartett der Liga. 33 Gegentreffer sind zwar viel, aber auch noch keine Horrorwert. Doch zuletzt gab es in zwölf Spielen nur einen Sieg. Außerdem ist daheim keiner so zahnlos wie die „Eagles“ im eigenen Selhurst-Park. Überhaupt ist 2016 ein einziges Seuchenjahr, wurden insgesamt nur sechs Partien gewonnen, man sehnt den Jahreswechsel im Süden Londons regelrecht herbei. Erster Lichtblick für die Fans: Nun soll der mit Sunderland bereits abstiegskampferfahrene Kurzzeit-Teamchef „Big“ Sam Allardyce das Ruder wieder rumreißen.
Leicester City (16. Platz, -8 Tore, 17 Punkte)
Die Statistik ist der momentan der beste Freund der Ranieri-Elf: Der Meister ist nämlich noch nie aus der Premier League abgestiegen. Doch die Realität hält sich bekanntlich selten an bekannte Fakten aus der Vergangenheit. Viel mehr spricht für die Mannschaft um Christian Fuchs, dass vom Stamm der Sensationstruppe der Vorsaison wenig verändert wurde, doch vor allem N’Golo Kanté fehlt im Zentrum doch an allen Ecken und Enden. Nicht nur dank der Champions-League-Millionen wäre der finanzielle Spielraum für ein Nachrüsten im Transferfenster vorhanden.
Problematischer ist die so nicht gekannte Mehrfachbelastung, für die nicht mehr ganz so junge Mannschaft. Dazu fehlen nach dem Husarenstück vielleicht – verständlicherweise – die Überwindung für die letzten paar, im Fußball aber entscheidenden Prozente. Heuer deutet der Trend bislang klar nach unten: von den letzten neun Partien wurde nur eins gewonnen, dies dafür umso spektakulär gegen Manchester City. In der Fremde wurden in dieser Saison gar nur zwei mickrige Pünktchen geholt.
Middlesbrough (15. Platz, -4 Tore, 18 Punkte)
Der Aufsteiger punktet regelmäßig und hält sich somit bislang vom ominösen Strich fern. Keine Mannschaft in der Liga teilte öfter die Punkte als Middlesbrough, in der unteren Tabellenhälfte hält nur Stoke bei weniger Niederlagen. Die Tordifferenz ist okay, wenngleich bei Spielen keiner anderen Mannschaft so wenig Tore fallen. Vieles hängt in der Offensive von Neuzugang Alvaro Negredo ab, der bei der Hälfte aller Boro-Tore seinen Beitrag leistete. Also bislang ein durchaus solides Zeugnis für den Aufsteiger, der sich im unteren Mittelfeld der Tabelle mit Abstand zu den Abstiegsplätzen verschanzen möchte. Wenngleich auch der Trend nach der Aufstiegseuphorie nun zuletzt doch leicht nach unten zeigte.
FC Burnley (14. Platz, -11, 20 Punkte)
Schwieriger könnte es für den FC Burnley werden. Sechs Punkte trennen zwar den Championship-Meister aktuell vom Abstiegsplatz. Doch die Taktik der „billigsten“ Mannschaft der Liga ist simpel: Auswärtsspiele lässt man bislang liegen (nur ein Punkt), die volle Konzentration gilt der aktuellen Lebensversicherung, der immensen Heimstärke: im „Turm Moor“ wurden bereits 6 der 10 Spiele gewonnen. Ein riskantes Spiel mit dem Feuer, das schnell nach hinten losgehen kann.
Momentan relativ sicher, trotzdem Achtung
Abseits der Top-6, die sich um die Champions-League-Plätze rittern, darf es sich Everton und Southampton im grauen Niemandsland der Tabelle gemütlich machen. West Bromwich Albion auf Rang neun mit 23 Punkten sollte mit einer soliden Rückrunde (und dafür ist Tony Pulis bekannt) eigentlich auch nicht mehr in den Abstiegskampf rutschen. Watford und West Ham mit 22 Punkten können ebenfalls positiv der Rückrunde entgegen sehen. Bei Stoke City zeigt der Formpfeil trotz der Anfield-Niederlage zuletzt stark nach oben, während bei den „Cherries“ vom AFC Bournemouth mit bescheidenen Mitteln überragend gearbeitet wird.
Drei Mannschaften müssen sich also im Mai aus der Premier League verabschieden. Wer diese aus der Championship ersetzen könnte, schauen wir uns im zweiten Bericht an. Dort matchen sich um die begehrten Tickets für die kommende Saison unter anderem ehemalige englische Meister wie Leeds oder Newcastle, ebenso wie zwei Österreicher, während ein bei uns eher unbekannter Verein bislang die Liga rockt.
Werner Sonnleitner, abseits.at
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