Nachdem wir gestern schon die österreichischen Legionäre der Premier League auf den Zahn fühlten, schauen wir heute ein Stockwerk tiefer. In der Championship sind... Championship: Eine Zwischenbilanz unserer Legionäre in England

_Andreas Weimann ÖFB Aston VillaNachdem wir gestern schon die österreichischen Legionäre der Premier League auf den Zahn fühlten, schauen wir heute ein Stockwerk tiefer. In der Championship sind fünf Kicker unter Vertrag. Aktiv sind aber momentan nur maximal deren vier, Ivan Lucic wurde kürzlich nach Dänemark verliehen. Das verbliebene Quartett geht mit gemischten Gefühlen in die Länderspielpause. Zwei strotzen wieder vor Selbstvertrauen, ein Dritter reiste zum Team.

Andreas Weimann (Derby County, jetzt Leihe bei Wolverhampton)

Ein Tapetenwechsel, der wahre Wunder bewirkte! Der gebürtige Wiener stand bei Derby County nur mehr Abstellgleis. Dann folgte im Winter eine Win-Win-Situation für alle beteiligten Parteien. Paul Lambert –Weimanns Mentor aus erfolgreichen Aston-Villa-Zeiten – lotste ihn leihweise ins abstiegsgefährdete Wolverhampton. Unter dem schottischen Coach gab es den „besten Weimann“ aller Zeiten, wie der Angreifer kürzlich meinte. Und vielleicht gibt es den ja schon bald wieder. Der mit noch immer erst 25 Jahren am Buckel und trotzdem schon Dienstälteste rotweißrote Insel-Legionär, stellte sich den neuen Fans gleich mit einem Tor an der Anfield Road gegen Liverpool im FA-Cup vor.

Beim Tabellen-Achtzehnten war er in der Liga in den letzten elf Spielen immer im Einsatz, zuletzt sogar dreimal in Folge über die volle Distanz. Und Weimann dankt das Vertrauen zurück. Vor knapp einer Woche war er gegen Rotherham der gefeierte Held, als er den so wichtigen 1:0 Siegestreffer gegen das Schlusslicht erzielte und so im Abstiegskampf für etwas Luft sorgte. Am Samstag legte er beim 3:1 Sieg gegen den Aufstiegskandidaten Fulham gleich den zweiten Ligatreffer nach. Nach zehn Jahren in England macht der 14-fache Teamspieler erste, kleine Schritte raus aus der Krise.

Die Leihe läuft aber nur mehr für die verbleibenden acht Saisonspiele, beim Duell im April gegen seinen Stammklub wird er wohl fehlen. Danach wird über die planmäßige Rückkehr zu Derby verhandelt werden. Sein Vertrag mit den „Rams“ läuft zwar noch bis Juni 2019, ob Weimann dorthin aber zurückkehren will, ist mehr als fraglich.

Konstantin Kerschbaumer (Brentford)

Auch der nächste Bankdrücker verspürt gerade so etwas wie fußballerische Frühlingsgefühle. Nachdem der Niederösterreicher zwischen August und Jahreswechsel nur eine (!) mickrige Minute Einsatzzeit bekam, gelang danach der Turnaround. Immerhin zehn Einsätze stehen seit Silvester in der Statistik des zentralen, offensiv ausgerichteten Mittelfeldspielers. Gegen Aufstiegskandidat Brighton gelang ihm Anfang Februar mit seinem ersten Ballkontakt in der Nachspielzeit der vielumjubelte Ausgleichstreffer. Spätestens seitdem nehmen Selbstvertrauen analog zu den Einsatzzeiten deutlich zu. Zuletzt leistete der 24-Jährige gegen die Wolves und am vergangenen Samstag gegen Burton je einen Assist. Da stand er schon wieder beide Male in der Startformation, zweimal in Folge gelang ihm das in dieser Saison überhaupt noch nie.

Nach einer gelungenen englischen Prämieren-Saison im Vorjahr, zeigt jetzt auch also im zweiten Jahr der Pfeil wieder nach oben. Im Londoner Vorort hat der gebürtige Tullner noch einen Vertrag bis 2019, sein Verein ist als Zehnter im gesicherten Mittelfeld. Somit deutet alles darauf hin, dass wir Kerschbaumer auch nächste Saison wieder in der Championship sehen werden.

Michael Madl (FC Fulham)

Der einzige aktuell ins Team berufene Championship-Legionär kommt bei in Summe 13 Liga-Einsätzen auf 1.043 Spielminuten und damit auf die meisten aller österreichischen Gastarbeiter. Doch der erste Blick täuscht, die Krux liegt im Detail oder besser gesagt im Trend. Denn die Einsatzzeiten bekam Madl hauptsächlich zu Saisonbeginn, da war der Steirer in der Innenverteidigung der „Cottager“ gesetzt, spielte immer durch. Nach einem Platzverweis in Runde sieben, nutzte seine Vertretung die Gunst der Stunde und seitdem ist der Stammplatz dahin. Nach dem gelungenen Nationalteam-Debüt im Herbst gegen die Slowakei, schwimmen Madl im Club nun aber die Felle davon.

Seit dem Jahreswechsel setzt Coach Slavisa Jokanovic im Aufstiegsrennen kaum mehr auf den Innenverteidiger. Nur in drei Partien durfte der 28-Jährige 2017 ran, gerade einmal über die volle Distanz. Zuletzt verbrachte der ehemalige Sturm-Kapitän gar sieben Spiele in Folge als passiver Zuschauer. Der Vertrag in der englischen Hauptstadt läuft noch bis Juni 2018, sein Verein Fulham kämpft als Siebenter um einen der vier Playoff-Plätze.

Atdhe Nuhiu (Sheffield Wednesday)

Der 27-Jährige verlor seine Joker-Rolle, spielte seit Anfang Februar bis vergangenes Wochenende keine einzige Minute mehr für den Aufstiegskandidaten. Erst bei der 0:2-Schlappe am Freitag gegen den Play-Off-Konkurrenten Reading kam der ehemalige ÖFB-Nachwuchsteamspieler in der Nachspielzeit wieder einmal als Stoßstürmer aufs Feld. Grundsätzlich pendelt der fast zwei Meter große Sturmtank sonst aber nur mehr zwischen Tribüne und Bank. In 15 Spielen stand er erst zweimal in der Startformation, spulte dabei 311 tor- und assistlose Minuten ab. Sein Vertrag läuft zwar noch bis 2018, doch die Karriere in Sheffield stockt zuletzt zusehends. Ob sich Verein und Spieler eine fünfte gemeinsam Saison antun wollen bleibt abzuwarten. Gelingt der Aufstieg für Wednesday (aktuell auf Rang sechs, dem letzten verbleibenden Playoff-Platz) mit dem daraus resultierenden Millionenregen, könnte wohl ein anderer Angreifer seinen Kaderplatz einnehmen.

Ivan Lucic (Bristol City, derzeit Leihe bei Aalborg BK / Dänemark)

Geboren in Wien, dann in die Linzer Vorstadt und über die Bayern Amateure in den Südwesten Englands zu Bristol City. Das waren die Zwischenstopps auf der Reise des Torwarttalents Ivan Lucic, die ihn im Jänner noch eine Station weiter führte. Dänermark, genauer gesagt Aalborg BK ist aktuell seine – vorübergehende – sportliche Heimat. Die Nummer drei bei Bristol kam kurz vor Weihnachten zu zwei Einsätzen im Tor seines Stammklubs. Beide Duelle gingen damals allerdings verloren. Ende Jänner wurde der 21-Jährige zwecks Spielpraxis in die dänische Superligaen verliehen.  In der Meisterschaft stand Lucic zwar noch nicht im Kader, doch durfte er beim 5:0 Sieg im Achtelfinale des dänischen Cups durchspielen. In der Sommerpause soll  es dann wieder auf die Insel retour gehen. Sein Vertrag bei Bristol – dem aktuell Tabellen-Neunzehnten mit massiven Abstiegssorgen – läuft noch bis Sommer 2018 mit Option auf ein weiteres Jahr.

Werner Sonnleitner, abseits.at

Werner Sonnleitner

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