Auch in der zweithöchsten englischen Liga rollt ab heute wieder der Ball. Der Aufstieg in die Premier League spült neben Prestige vor allem viel... Championship Restart: Welche Fragen sind noch offen?

Auch in der zweithöchsten englischen Liga rollt ab heute wieder der Ball. Der Aufstieg in die Premier League spült neben Prestige vor allem viel Geld in die Vereinskassen. Zwei Plätze werden stets fix, ein Dritter im Playoff vergeben. Am unteren Ende der Tabelle muss ein Trio eine Etage tiefer. Wir schauen uns vor dem Restart die aktuelle Situation an und möchten die wesentlichen Fragen thematisieren. Natürlich darf an dieser Stelle auch der rotweißrote Blick nicht fehlen.

Sind die Spitzenreiter Leeds und West Bromwich schon durch?

Geht es nach der Form vor der Corona-Zwangspause, werden sich die beiden Teams – die an 34 von 37 Spieltagen die Tabellenführungen inne hatten – den Aufstieg nicht mehr nehmen lassen. Inwieweit die über dreimonatige Zwangspause das Kräfteverhältnis verschoben haben könnte, bleibt die spannende Frage. Richtungsweisend im Verfolgerrennen könnte schon das erste Spiel nach dem Restart sein: Der Dritte Fulham empfängt den Vierten Brentford. Danach wird wohl schon einer der beiden Jäger die (direkten) Aufstiegsambitionen massiv runterschrauben müssen.

Dazu hat Spitzenreiter Leeds (71 Punkte) ein am Papier einfacheres Restprogramm. Von den Top-Acht trifft man nur mehr auf Fulham, die an der zuschauerfreien Elland-Road zu Gast sein werden. Die Verschnaufpause könnte dem laufintensiven Pressing-Spiel von Coach Marcelo Bielsa gutgetan haben. Verfolger West Bromwich (70) verfügt über einen breiten, routinierten Kader mit viel Qualität. Die zusätzlichen Wechsel- und guten Rotationsoptionen können für Slaven Bilic im Schlussspurt ein Vorteil sein.

Wer holt sich die vier freien Playoff-Tickets?

Der englische Fußball verfolgt die Tradition, einen Aufstiegsplatz immer als Saisonabschluss-Highlight in Turnierform auszuspielen. So auch heuer, unabhängig des engen Terminkorsetts. Um diese vier Playoff-Plätze herrscht zurzeit reger Andrang. Fulham (64), Brentford, Nottingham (60) und Preston North End (56) halten aktuell das Ticket für eine Saisonverlängerung. Schon kleinere Ausrutscher werden schnell zu Verschiebungen führen, denn dahinter lauert eine Armada an Verfolgern: Bristol (55), Millwall, Cardiff (je 54), Blackburn, Swansea (je 53) sind nur einem Sieg von Platz sechs entfernt. Auch Derby (51) und die Queens Park Rangers (50) auf Rang 13 sind noch in Schlagdistanz.

Im Niemandsland der Liga kann wer die Saison auslaufen lassen?

Wirklich unbekümmert drauf los spielen kann im 24er-Feld wahrscheinlich nur ein Trio. Ohne einen außergewöhnlichen Lauf werden nämlich Reading, Sheffield Wednesday und Birmingham weder mit Auf- noch Abstieg etwas zu tun haben. Die fehlenden Punkte auf ein Relegationsticket sind zwar am Papier alles andere als aussichtslos und könnten durchaus wettgemacht werden, doch schwieriger wird es sein alle – mindestens acht – Konkurrenten zu überholen.

Wer muss gegen den Abstieg anspielen?

Anders als in Österreich gibt es für die Abstiegskandidaten kein vorzeitiges Corona-Geschenk: Den Klassenerhalt mangels Aufsteiger aus Liga drei. Aus dieser Liga kam im Sommer auch der FC Barnsley, der mit Gerhard Struber die rote Laterne (34 Punkte) hält. Punktemäßig in Reichweite wäre noch Rang 17, bis dahin gibt es noch fünf Tickets für die kommende Championship-Saison. Die mindestens sieben Punkte Rückstand auf das rettende Ufer sind eine dicke Hypothek, nur ein außergewöhnlicher Zielsprint könnte den Umschwung für das Dauerschlusslicht bedeuten. Auch Luton (35) und Charlton (39) werden dasselbe Unterfangen haben, die Abstiegszone noch zu verlassen. Den Platz über dem Strich wollen bzw. müssen die ehemaligen Erstligisten Hull, Wigan, Middlesbrough (je 41), Huddersfield und Stoke (beide 42) absichern.

Wie geht es den Österreichern?

Rot weiß Rot ist mit sieben Spielern und einem Trainer in der Liga vertreten. Prima läuft es für Andreas Weimann, der als Stammspieler und Leistungsträger dem Offensivspiel von Bristol bereits neun Tore und drei Assists beisteuerte. Middlesbroughs Winterneuzugang Dejan Stojanovic stand im letzten Spiel vor der Corona Pause erstmals im Tor und hielt da selbiges rein. Zurück bei Stoke ist Moritz Bauer, der an Celtic Glasgow verliehen wurde und dort – als Ergänzungsspieler – zum schottischen Meister gekrönt wurde.

Die Österreicher-Fraktion befindet sich im Südwesten der Insel, am Fluss Avon. Beim Aufsteiger Barnsley verdienen vier Spieler und ein Betreuer ihre British Pies. Samuel Sahin-Radinger avancierte zwischenzeitlich zum Stammtormann (18 Einsätze), Michael Sollbauer stand seit seinem Wechsel immer über die volle Distanz am Feld (8), dazu Marcel Ritzmaier (7) sowie Patrick Schmidt in der Jokerrolle (2 Tore), sind Bestandteile des Teams von Coach Gerhard Struber.

Der ehemalige WAC-Coach trat beim Schlusslicht Ende November die schwierige Mission „Klassenerhalt“ an. Die Fakten: Von 21 Ligaspielen in der Coaching Zone wurden sieben gewonnen und vier-Mal Unentschieden gespielt. Mit so einem Schnitt wäre man über die Saison gerechnet auf einem Platz im sicheren Mittelfeld. Bei der Amtsübernahme des Salzburgers lag Barnsley mit neun gesammelten Zählern nach 16 Spieltagen mit fünf Punkte Rückstand aufs rettende Ufer am Tabellenende. Nun fehlen sieben Zähler, bei nur mehr neun verbleibenden Partien. Im FA-Cup scheiterten die „The Robins“ (Rotkehlchen) an Viertligist Portsmouth.

In den unteren Ligen wurde ein Sonderweg gewählt?

Die dritte Leistungsstufe „League One“ und die darunterliegende „League Two“ wurde abgebrochen und mit dem Punkteschnitt je Spiel gewertet. Daraus wurden zwei Fixaufsteiger und drei Absteiger ermittelt. Nur jeweils ein Quartett darf nochmals die Fußballstiefel schnüren. Für die Plätze drei bis sechs geht es noch in einem Playoff-Mini-Turnier weiter, um den dritten Aufsteiger zu ermitteln. Ab der fünften Liga befinden wir uns dann grundsätzlich im Amateurbereich, da wurden alle Bewerbe ohne Auf- und Absteiger annulliert.

Der Blick auf die Tabelle

Nach 37 Partien grätsche Covid-19 in den Spielplan rein. Die restlichen neun Partien finden bis 22. Juli statt. Das Playoff (3. – 6. Platz) soll dann um den 30. Juli ausgespielt werden. So ist der Stand vor dem heutigen Restart:

1. Leeds United37218856:3071
2. West Bromwich Albion371913564:3770
3. Fulham371810952:3864
4. Brentford371791164:3360
5. Nottingham Forest371612948:3860
6. Preston North End371681350:4556
7. Bristol City3715101251:5355
8. Millwall371315944:4054
9. Cardiff City371315952:5054
10. Blackburn Rovers3714111252:4553
11. Swansea City3713141046:4553
12. Derby County3713121249:4951
13. Queens Park Rangers371481558:6250
14. Reading371391546:4248
15. Sheffield Wednesday371391546:4948
16. Birmingham City3712111448:5747
17. Stoke City371261949:5542
18. Huddersfield Town371191745:5842
19. Middlesbrough379141437:4741
20. Wigan Athletic3710111638:5041
21. Hull City371181849:6341
22. Charlton Athletic371091844:5439
23. Luton Town371052243:7135
24. Barnsley378101942:6234

Was gibt es zu sehen und zu wissen?

Entgegen der „neuen Normalität“ in der Premier League, möglichst keine Spiele parallel auszutragen, wird in der Championship traditionell weitergespielt. Die Mehrheit der Spiele sind wie in der Vergangenheit zeitgleich angesetzt: Das Gros samstags um 16 Uhr bzw. die Wochentagsspiele dienstags bzw. mittwochs abends. Ausgewählte Spiele werden auf DAZN zu sehen sein – den Überblick an der Flut an Übertragungen dieser Tage bewahrt ihr in der bekannten TV-Übersicht. (Link)

Sa, 20.6.         13:30     Fulham FC : Brentford FC

16:00     Blackburn Rovers : Bristol City

16:00     Huddersfield Town : Wigan Athletic

16:00     Hull City : Charlton Athletic

16:00     Luton Town : Preston North End

16:00     Middlesbrough FC : Swansea City

16:00     Millwall FC : Derby County

16:00     Queens Park Rangers : Barnsley FC

16:00     Reading FC : Stoke City

16:00     Sheffield Wednesday : Nottingham Forest

16:00     West Bromwich Albion : Birmingham City

So, 21.6.         13:00     Cardiff City : Leeds United

Werner Sonnleitner

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