Der Kader des Chelsea FC ist vergleichbar mit einem großen Felsbrocken. Es dauert eine Zeit lang bis er sich in Bewegung setzt, doch wenn... Chelsea FC: Mit einem Monster-Kader auf dem Weg zur Tabellenspitze

Der Kader des Chelsea FC ist vergleichbar mit einem großen Felsbrocken. Es dauert eine Zeit lang bis er sich in Bewegung setzt, doch wenn er einmal rollt, ist er nicht mehr aufzuhalten. Der englische Topklub erntete in den vergangenen Monaten und Jahren viele spöttische Blicke aufgrund ihrer irrwitzigen Finanzpolitik und Kaderplanung. Schafft man in dieser Saison den Turnaround?

Zwischenzeitlich hatte der Chelsea FC 43 Spieler unter Vertrag, wovon acht Spieler Torhüter waren. In der Saison 2022/23 reichte es für die Blues lediglich für Platz 12 in der Abschlusstabelle und auch in der abgelaufenen Spielzeit konnten sich die Londoner erst spät den Platz für die Teilnahme an der Conference League sichern. In der diesjährigen Saison scheint der Kader ins Rollen zu kommen, denn nach sechs Spieltagen stehen sie hinter dem Tabellenführer FC Liverpool, Meister Manchester City und Stadtrivale Arsenal auf Platz vier und weisen nur zwei Punkte Rückstand auf die Reds auf. Darum lohnt es sich nach dem Grund für die starke Entwicklung unter Neo-Trainer Enzo Maresca zu forschen.

Jugend forscht in London

Ein interessanter Fakt ist das Durchschnittsalter der Blues, die mit ihren Transfers eindeutig auf die Jugend und deren Entwicklung setzen. Lediglich Marcus Bettinelli (32 Jahre), einer von drei Ersatzkeepern, ist jenseits der 30er-Marke unterwegs, ansonsten zählen der Ex-Leipziger Christopher Nkunku (26), Ben Chilwell (27) und Kiernan Dewsbury-Hall (26) zu den alten Eisen der Blues. Ein Grund dafür, dass der Chelsea FC in dieser Saison bisher so gut funktioniert ist die Fähigkeit Marescas, junge Spieler zu entwickeln und zu verbessern. Er formt junge Spieler durch viele taktische Trainingseinheiten zu großartigen Fußballern und schult deren Spielverständnis.

Da ist es auch kein Wunder, dass mit Cole Palmer ein 22-jähriges Talent aus der Fußballschule der Blues derzeit mit sechs Treffern auf Rang zwei der Torschützenliste steht. Nur Citys Tormaschine Erling Haaland steht mit zehn Toren über dem jungen Engländer. Mit Nicolas Jackson (24) und Noni Madueke (22) tauchen zwei weitere Akteure von Chelsea unter den Top-20 der Liga auf.

Offensivfeuerwerk durch Marescas mutiges Angriffsspiel

Bei Marescas Spielstil ist es wichtig, die ballführende Seite zu überladen und eine Überzahlsituation zu schaffen. Den technisch versierten Spielern, die Chelsea ohne Zweifel in den eigenen Reihen hat, stehen durch schnelles Kombinationsspiel mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Mal geht es in einer regelrechten Tiki-Taka-Manier über die Flügel, ein anderes Mal wird durch eine schnelle Spielverlagerung der Raum auf der ballfernen Seite genutzt. Im Spiel des Italieners geht es darum, möglichst viele Eins-gegen-Eins-Duelle zu schaffen, damit die Verteidiger isoliert werden. Ballkünstler wie Nkunku, Palmer und Co. schaffen es in dieser Saison viele Duelle für sich zu entscheiden und so gefährliche Situationen heraufzubeschwören. Nicht umsonst bildet Chelsea den stärksten Angriff der Liga.

Ein Stürmer ist in erster Linie zum Tore schießen da – bei Maresca erfüllt der Mittelstürmer aber auch sehr stark die Anforderung des ersten Verteidigers. Der Angreifer muss beim Spiel ohne Ball immer in Bewegung sein und die ballführende Abwehrkette stetig anlaufen. Das ist immens wichtig für das gewünschte Angriffspressing. Durch das ohnehin offensive 4-3-3-System werden die Verteidiger durch das aggressive Anlaufen des Mittelstürmers unter Druck gesetzt, während die Flügelstürmer und Mittelfeldspieler Passwege zulaufen.

Das Mittelfeld – Das Herz im System der Blues

Die Mittelfeldspieler spielen in jeder Mannschaft eine wichtige Rolle, denn sie bilden das Bindeglied zwischen der Defensive und der Offensive. Das Spielsystem von Maresca ist auf Ballkontrolle und Mittelfelddominanz ausgelegt, weshalb sie unter Maresca nicht nur die Verbindung zwischen Abwehr und Angriff sind, sondern gleichzeitig auch die Taktgeber. Im ballorientierten Spiel der Blues kommt es nicht auf die Geschwindigkeit an, vielmehr geht es für die Mittelfeldspieler darum, das Spiel zu lesen und mit ihrer Kreativität zu beleben.

Für die Abwehr ist die Arbeit des defensiven Mittelfeldspielers von großer Bedeutung, denn dieser ist für die Stabilität in der Defensive verantwortlich. Mit Enzo Fernández hat Chelsea einen Spieler in den eigenen Reihen, der die Rolle perfekt begleiten kann. Seine Fähigkeit, das Spiel zu lesen und Pässe zu antizipieren, hat sich seit dem Trainerwechsel stark verbessert. Der 23-Jährige ist in die Rolle des Motors hineingewachsen und hat sich zu einem echten Leader entwickelt. Defensiv ist der Argentinier bissig und gibt keinen Ball kampflos verloren.

Defensive Kompaktheit im offensiven System

Nach Ballverlusten geht Chelsea in ein hohes Gegenpressing über, um möglichst schnelle Ballgewinne zu erzielen. Durch das frühe Anlaufen der Offensivspieler wird zunächst der Konter der Gegner unterbunden und gibt der Defensive Zeit, Passwege zuzustellen und ihre Kompaktheit zu finden. Durch den erzwungenen langsamen Aufbau ist es für die Blues möglich, viele Spieler hinter den Ball zu bringen, was den Spielaufbau der Gegner wiederum deutlich erschwert. Hat die Defensive die Formation gefunden, macht sie das Spielfeld durch kluges Verschieben eng und baut Druck auf den ballführenden Spieler auf.

Mit Wesley Fofana hat Chelsea einen jungen Innenverteidiger (23) in den eigenen Reihen, der schon über einige Erfahrungen auf höchstem Niveau verfügt. Unterstützt wird er von dem fleißigen Marc Cucurella auf der Linksverteidiger-Position. Diese Spieler sortieren die Abwehr und geben den Takt in der Defensive vor. Insgesamt arbeitet die Verteidigung in dieser Saison konzentriert und zeigt sich im Vergleich zu den letzten Jahren gefestigt.

Andreas Nachbar