Das lang erwartete Manchester-Derby bot einige interessante taktische Aspekte. Wie soll es auch anders sein, wenn Mourinho gegen Guardiola antritt? Wir haben das spannende... City schlägt United: Guardiola gewinnt Trainerduell gegen Mourinho

Pep Guardiola - FC Bayern München_abseits.atDas lang erwartete Manchester-Derby bot einige interessante taktische Aspekte. Wie soll es auch anders sein, wenn Mourinho gegen Guardiola antritt? Wir haben das spannende Spiel für euch analysiert.

Prinzipielle Ausrichtungen

Manchester City agierte in einem 4-2-3-1/4-3-3-Hybrid im Ballbesitz. Im Gegensatz zu den vorherigen Spielen blieben die Außenverteidiger Kolarov und Sagna diesmal breit und gingen nicht in die Halbräume. Vor allem auf links machte das Sinn, da sich Nolito gern in den Halbräumen anbietet und nicht unbedingt diesen Raum braucht, um von der Außenlinie diagonal hinein zu dribbeln. Zudem ließ sich Fernandinho oft zwischen beide Innenverteidiger fallen, was im Aufbau bessere Staffelungsmöglichkeiten ergab.

Im Mittelfeld nutzte City die Mannorientierungen Uniteds und die im Halbraum situierten Spieler wichen oft etwas auf die Flügel aus, um Passwege in die Mitte zu öffnen. Die beiden United- Sechser fanden sich zu oft auseinandergezogen und vertikale Passoptionen in den Zwischenlinienraum waren offen.

Citys situativ mannorientiertes Pressing mit rausstechendem De Bruyne

Passende Strukturen fürs Gegenpressing

Das Pressing der Citizens war sehr optionsorientiert und variabel, man sah 4-2-3-1, 4-4-2 und auch situative 4-1-4-1 Staffelungen. Vor allem De Bruynes herausrückende Bewegungen initiierten immer wieder Änderungen in der Staffelung. Interessant war auch die sehr breite Positionierung von Nolito, die oft große Lücken zwischen ihm und seinen zentralen Mittelfeldspielern ergab, er schien sich an Kolarov zu orientieren und verteidigte den Flügel teilweise doppelt mit ihm gemeinsam.

Citys Gegenpressing griff hervorragend an diesem Tag, kollektiv und intensiv führten die Mannen Guardiolas dieses so wichtige taktische Mittel aus. Dies lag aber auch an den passenden Strukturen, die man im Ballbesitz hatte und die kurzen Verbindungen zueinander.

United mit mannorientiertem Pressing

Manchester Uniteds Pressing im 4-2-3-1/4-4-1-1 nutzte viele Mannorientierungen, vor allem in höheren Zonen war dies der Fall. Im Zentrum wurden Silva und De Bruyne eng von Fellaini und Pogba verfolgt, fast manngedeckt. Selbst wenn einer der beiden in tiefere Zonen zurückfiel klebte einer der beiden United-Sechser an ihnen. Generell pressten die Gastgeber erst ab Höhe des Mittelfeldes, situativ rückte man jedoch mit den Offensivspielern weit auf, wenn man die Chance auf einen Ballgewinn sah. Ibrahimovic orientierte sich meist an Stones, um den Aufbau auf Otamendi zu leiten der scheinbar als der spielerisch schwächere der beiden Abwehrspieler angesehen wurde. Der Argentinier machte seine Sache jedoch ausgezeichnet und ließ sich vom oft heranstürmenden Rooney nicht aus der Ruhe bringen.

Ballzirkulation Manchester Citys und mannorientiertes Pressing von United

Offensiv hatte das 4-2-3-1 von United einige Mittel für den Ballvortrag. Besonders fokussiert wurden aber die zwei sehr schnellen Außenverteidiger Valencia und Shaw, die oft frühe Bälle von den Innenverteidigern bekamen und Doppelpässe mit den unterstützenden, in die Halbräume gerückten Flügelstürmer suchten. Vorstoßende Dribblings von Pogba sollten ebenfalls für Durchbrüche im Mittelfeld sorgen.

Aufgrund des dichten Zentrums und des hohen Drucks hatten die Red Devils bisweilen ziemliche Probleme einen sauberen Aufbau zu spielen. Mkhitaryan versuchte deswegen öfter sich unterstützend fallen zu lassen, jedoch half dies nur selten. Überhaupt waren er und Lingard wie vom Erdboden verschluckt, weshalb der Ballvortrag ungemein schwer war, da die Halbräume bei United quasi nicht besetzt waren.

Dominante Citizens, unstrukturiertes United

Nach 15 Minuten gingen die Citizens in Führung. Nach einem weiten Ball vor die Abwehrlinie Uniteds wurde dieser vom von Bailly unbedrängten Iheanacho mit dem Kopf weitergeleitet und De Bruyne spitzte das Leder vorbei an Blind und entschied das Duell gegen Torwart David De Gea für sich. Spätestens nach der Führung dominierte City das Geschehen komplett. Mit stabiler Ballzirkulation und immer wieder kleinen Positionswechseln in den Halbräumen und Flügeln schaffte man es immer wieder sich frei zu spielen. Otamendi zeigte eine hervorragende Halbzeit und fand immer wieder Lücken im Pressing der Red Devils, die er mit Vertikalpässen bespielte. Gab es diese nicht, konnte er immer wieder mit gutem Timing hohe Seitenwechsel spielen und einmal chippte er den Ball hervorragend zum im Zwischenlinienraum frei stehenden De Bruyne.

Hohe Direktheit bei United im Konter, jedoch mit teils zu flachen Staffelungen oder inkohärenten Abläufen

United zeigte kaum Struktur im Aufbauspiel und hatte große Probleme den Ball über mehrere Stationen zu halten, es wurden kaum Verbindungen gegeben und die Red Devils wirkten lethargisch im Freilaufverhalten. Dies stand sehr im Kontrast zum Stadtrivalen Manchester City, die durch ihre breit und hoch agierenden Außenverteidiger die Defensive Uniteds auseinanderzogen und somit die Halbräume und das Zentrum öffnen und bespielen konnten. Oft tat man dies über andribbelnde Innenverteidiger, man nutzte die Mannorientierungen Uniteds und die fehlende Zuordnung auf Otamendi oder Stones. In diesen Zonen befanden sich auch die zwei besten Spieler der Citizens, und zwar Silva und De Bruyne. Ersterer war kaum vom Ball zu trennen und half stets dabei Dreiecke zu kreieren, während De Bruyne vor allem Durchschlagskraft bot.

20 Minuten später erzielten die Citizens das 2:0, als nach einem Wechselpass und Flügelüberladung auf rechts De Bruyne zum Schuss kam. Dieser wurde zwar abgeblockt, Iheanacho war jedoch zur Stelle und erhöhte die Führung. Kurz vor der Halbzeit erzielte United den Anschlusstreffer wie aus dem Nichts: Nach einer Freistoßflanke ging Claudio Bravo weit hinaus und versuchte den Ball zu fangen, stieß jedoch mit Stones zusammen und ließ den Ball fallen. Ibrahimovic reagierte am schnellsten und schoss den Ball ins leere Tor zum 1:2.

United inkohärent, City variabel

Mourinho wechselte zur Halbzeit Mkhitaryan und Lingard aus, brachte dafür Herrera, der auf die Sechs neben Fellaini rückte, damit Pogba auf die Zehn konnte. Ebenfalls ins Spiel kam Marcus Rashford, der junge Goalgetter situierte sich auf dem linken Flügel und brachte sofort einiges an Dynamik und Diagonalität ins Spiel, indem er immer wieder diagonal auf die Verteidiger zudribbelte und sie zu einer Entscheidung zwang. Rooney spielte nun auf der rechten Mittelfeldseite. Das Pressing Uniteds richtete sich nun deutlich höher aus, selbst wenn Fernandinho abkippte wurde er eng von Ibrahimovic oder Pogba verfolgt, während Rashford und Rooney die Innenverteidiger manndeckten. Fernandinho und Stones rochierten nun oft, um diese Mannorientierungen aus der Ordnung zu bringen, was auch gut gelang.

Guardiola wechselte kurz nach Wiederanpfiff ebenfalls, für Iheanacho kam Fernando. Nun formierte man sich in einem deutlicheren 4-3-3, Fernando ging auf die Sechs und Fernandinho auf die Acht, während De Bruyne die falsche Neun gab und sich frei bewegen durfte. Er überlud in der ersten Aufbauphase das Zentrum, zudem half er oft auf den Flügeln um die Zirkulation aufrecht zu erhalten und war einer der besten Spieler an diesem Tag. In der 55. Minute gab es erneut einen Aufreger um Bravo als dieser nach einem zu weit geschlagenen Haken in ein 50:50 Duell rutschte. Auch wenn er den Ball traf, roch diese Szene dennoch stark nach Elfmeter. United hatte nochmals angepasst und agierte nun mehr in einem hohen 4-1-4-1 bei Ballbesitz, da Fellaini recht hoch den rechten Halbraum besetzte und Herrera alleine das Zentrum hielt.

Ein richtiges Premier-League-Spiel

Das Spiel wurde nun deutlich dynamischer und es entwickelte sich ein interessanter Schlagabtausch. Umschaltsituationen wurden von United noch mehr fokussiert, was jedoch auch Raum für City-Konter gab. Unter anderem kam deswegen in Minute 60 Sané für Sterling, der noch breiter agierte und seine Schnelligkeit und Direktheit in Umschaltsituationen einbinden sollte. Eine dieser Umschaltsituationen nutzte Rashford für ein Tor, als Sagna und Stones nicht richtig kommunizierten und Rashford bis in den Strafraum gegen Stones dribbeln konnte. Sein Abschluss, der den Weg ins Tor fand, wurde jedoch noch vom im Abseits stehenden Ibrahimovic abgefälscht, weshalb der Treffer nicht gegeben wurde.

Durch das schwache bis sogar fehlende Gegenpressing von United kam City immer wieder zu Kontern, an deren Ende sich jedoch selten jemand fand, der den Angriff effektiv abschließen konnte. Hier machte sich das Fehlen von Sergio Agüero deutlich bemerkbar, der von den Hereingaben von Sané und Synergien mit ihm sehr profitieren hätte können. In Minute 81 kam Martial für Shaw, sodass United nun mit einer Dreierkette spielte. Die Formation ähnelte nun einem 3-2-5, wobei die Staffelungen der vordersten Linie meist zu flach waren und nicht mehr als hohe und weite Bälle möglich waren. Guardiola erkannte dies natürlich sofort und spiegelte die Formation mit einem 5-2-3, wobei ballnah die Flügelstürmer im Pressing natürlich weit nach hinten rückten und ein verschobenes 5-3-2 bildeten. Durch sehr risikoreiches Aufrücken hatte United nun die beste Phase des Spiels und konnte City teilweise weit in die eigene Hälfte drängen. Die Gäste hatten jedoch viel Platz für Konter, Fernandinho und De Bruyne konnte jeweils einmal zentral komplett durchmarschieren, jedoch wurden sie im letzten Moment in ungünstige Schusspositionen gedrängt, weshalb aus diesen Situationen nicht mehr als unplatzierte Schüsse resultierten.

In dieser Szene sieht man die Fünferkette Citys in der Schlussphase sowie das zahlreiche Besetzen des Strafraums von United.

Fazit

Guardiolas Manchester City dominierte 90 Minuten lang das Geschehen, nur die ersten fünf Minuten nach Wiederanpfiff schienen ihnen kurz zu entgleiten. Die breiten Außenverteidiger schufen viel Platz für den Rest der Mannschaft, sodass man den Ball erfolgreich zirkulieren lassen konnte. Die aufrückenden Innenverteidiger sorgten immer wieder für Staffelungsänderungen, United bekam dies nicht in den Griff. Nach Umstellung Mourinhos auf 3-2-5 reagierte auch Guardiola schnell und formierte ein 5-2-3. Mit der Einwechslung von Sané für Konter und Fernando als defensiver Stabilisator hatte der Katalane großen Anteil am Sieg seiner Mannschaft.

David Goigitzer, abseits.at

David Goigitzer

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