Obwohl beide Klubs in den letzten Jahren etwas von ihrem Glanz verloren haben, handelt es sich bei der Partie Chelsea gegen United immer noch um eines der elektrisierensten Duelle der Premier League.
Die Ausgangslage
Die „Soap Opera“ Premier League bietet vor diesem Spieltag keine bessere Storyline, als die Rückkehr von Jose Mourinho zu seinem Ex-Verein Chelsea. Natürlich werden dabei alle Klischees ausgepackt, die sich nun einmal aufdrängen, wenn ein vormals geschasster Coach an den Ort seiner letzten Wirkungsstätte zurückkehrt: Mourinho will sich für das im widerfahrene Unrecht rächen; er will es allen bei Chelsea zeigen; Mourinho enthüllt, dass er und Chelsea-Boss Roman Abramovich nie wirkliche Freunde waren; der aktuelle Coach an der Stamford Bridge, Antonio Conte, erwähnt seinen Vorgänger in einer Pressekonferenz mit keinem Wort, spricht nur davon, dass seine größte Aufgabe bisher gewesen wäre, seine Spieler von den Narben der letzten Saison zu befreien etc.
Verlassen wir aber nun die Nebenschauplätze und kümmern uns endlich um das Sportliche: Wirklich überzeugen konnten beide Teams in dieser Saison noch nicht. Die Mannschaft aus London steht aktuell auf Platz 5. Zum Saisonstart gewann die Conte-Elf gleichmal die ersten drei Spiele, nur um bei den ersten großen Herausforderungen, gegen Liverpool und Arsenal, sang – und klanglos unterzugehen. Danach folgten zwei Siege über Hull und Leicester, die aber im Moment nicht unbedingt zur Creme de la Creme in England gehören. Das Spiel gegen Manchester United wird also erneut zu einer Standortbestimmung. Mut machen dürfte dabei die Stabilisierung der Defensive in den letzten Spielen, durch die Einführung einer Dreierkette, die sogar dem Spiel von David Luiz etwas mehr Sicherheit zu verleihen schien. Wie gesagt: die Gegner hießen jedoch nur Hull und Leicester.
United liegt im Moment sogar nur auf Platz 7. In den letzten fünf Spielen gelang gerade einmal ein Sieg – und das gegen den schwächelnden Meister Leicester. Immerhin gelang unter der Woche in der Europa League ein 4:1-Heimerfolg gegen Fenerbahce. In den letzten beiden Premier –League -Begegnungen gab es jeweils ein 1:1 gegen Stoke und ein 0:0 beim Klassiker in Liverpool. In diesem Spiel erfuhren die United-Spieler vermutlich zum ersten Mal am eigenen Leib, was es bedeutet für Mourinho zu spielen. Manchester agierte extrem defensiv und nahm Liverpools gefürchteter Offensive so die Lust. Mourinho schien mit einem Punkt zufrieden, daher muss seine Taktik wohl als erfolgreich bewertet werden. Allein, eine spielerische Verweigerungshaltung (Manchester hatte 35 Prozent Ballbesitz) dürfte auf Dauer nicht zu den hohen Ambitionen in Manchester passen, die sich automatisch entwickeln, wenn man einen Spieler für 105 Millionen Euro verpflichtet. Auf entsprechende Kritik reagierte Mourinho wieder einmal, wie Mourinho auf Kritik nun mal reagiert: alle anderen (Gegner, Schiedsrichter) sind grundsätzlich an allem schuld. Der Portugiese scheint nach diesem Spiel vollends in Manchester angekommen – mit allen guten, wie schlechten Konsequenzen die sich daraus ergeben.
Der Zahlenvergleich
Ein weiteres Indiz dafür, welcher Trainer in Manchester nun das Sagen hat, sind die durchschnittlichen Ballbesitzwerte. Während Chelsea mit 56 Prozent unter den Top3 liegt, gehört United mit 53 Prozent nicht einmal der Top5 an. Dafür kommen bei Mourinhos Team immerhin fast 85 Prozent der Pässe an, jedoch muss man sich auch in dieser Statistik Chelsea geschlagen geben, die hier die besten Werte der Premier League ausweisen.
Chelsea gibt zudem pro Spiel mehr Schüsse, sowie Torschüsse als United ab und konnte sich bisher auch mehr Chancen herausarbeiten. Die Londoner gehen auch häufiger ins Dribbling, dafür gewinnt keine Mannschaft in Premier League, prozentual gesehen, mehr Luftduelle als Manchester.
Im Spiel der „Red Devils“ sind zudem zwei Dinge besonders auffällig: kein Team in Englands erster Liga nimmt prozentual mehr Abschlüsse im gegnerischen 5-Meter-Raum. Außerdem weisen sie für ein angebliches Spitzenteam eine hohe Anzahl an Abwehraktionen (Interceptions, Blocked Shots, Clearences) aus. United liegt in diesem Ranking auf Position 4. Die ersten drei Plätze belegen Burnley, Hull und West Ham, alle drei rangieren eher in den Niederungen der Tabelle.
In puncto offensichtlicher Zahlen liegen beide relativ gleichauf: Chelsea erzielte bisher 15, United 13 Tore und kassierten dabei jeweils 8 (United) respektive 9 (Chelsea) Gegentreffer.
Personal & Schlüsselspieler
Bei den „Blues“ stechen im bisherigen Saisonverlauf aktuell vor allem drei Spieler heraus: Diego Costa erlebt unter Conte, nach einer schlechten letzten Saison, aktuell eine Renaissance: der Spanier ist mit bereits sechs Saisontoren und zwei Assists offensiv der gefährlichste und durchschlagkräftigste Spieler seiner Mannschaft. Neuzugang N´Golo Kante hat sich in den ersten Spielen hervorragend eingeführt und ist nicht nur Chelseas passsicherster Akteur, sondern auch bereits einer der Leader im Mittelfeld. Nicht vergessen werden darf zudem der Brasilianer Willian, der bisher die meisten Chancen seines Teams kreierte. Die größte Überraschung stellt im Moment die Entwicklung von Victor Moses da. Lange Zeit konnte sich der Nigerianer bei Chelsea nicht durchsetzen und wurde immer wieder verliehen. Unter Conte ist er nun zum Stammspieler und Leistungsträger avanciert.
Chelsea hat vor der Partie gegen United, bis auf den langzeitverletzten Kurt Zouma, alle Spieler an Bord.
Obwohl Wayne Rooney unter Mourinho über einen schwierigen Stand verfügt, ist er jedoch noch sehr wichtig für die Mannschaft. Er spielte bis dato die meisten Chancen für seine Mitspieler heraus und liegt auch in Sachen Assists im Teamranking vorne. Derzeit außen vor ist der Neuzugang Henrikh Mkhitaryan, der seinen Wechsel nach England vielleicht schon ein wenig bereut. Auch wenn er zuletzt verletzt ausfiel, scheint Mourinho momentan generell nicht auf den Armenier zu setzen. Ganz im Gegensatz zu Zlatan natürlich. Der Schwede brauchte nicht lange, um United zu seinem Team zu machen. Trotz seiner bereits 34 Jahren, ist er aktuell mit 4 Treffern der beste Torschütze bei Manchester und der offensive Fixpunkt. Gegen Liverpool überragend war der Spanier Ander Herrera, der nach durchwachsenen Jahren nun unter Mourinho aufzublühen scheint.
Fraglich vor dem Spiel gegen Chelsea ist bisher nur der Einsatz von Abwehrspieler Phil Jones.
So könnten sie spielen:
FC Chelsea: Courtois – Cahill, David Luiz, Azpilicueta – Alonso, Kante, Matic, Moses – Hazard, Diego Costa, Wilian
Manchester United: de Gea – Valencia, Bailly, Smalling, Blind– Herrera, Fellaini – Martial, Pogba,, Rashford – Ibrahimovic
Ral, abseits.at
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