Erster gegen Dritter: Besser geht es fast nicht. Zudem treffen mit Pep Guardiola und Antonio Conte zwei der besten Taktiker in der Premier League aufeinander.
Die Ausgangslage
So ganz rund will es bei Manchester City unter dem neuen Trainer Pep Guardiola noch nicht laufen. Zwar blieb die Mannschaft seit der 0:2-Niederlage bei den Tottenham Hotspur Anfang Oktober in der Liga in sechs Partien in Folge ungeschlagen; davon konnte jedoch auch nur die Hälfte gewinnen. Obendrein waren die Siege, das 4:0 bei West Bromwich einmal ausgenommen, sehr hart erkämpft und jeweils nur mit einem Tor Vorsprung zustande gekommen. Beim 1:1 gegen Middlesbrough beispielweise, gaben die „Citizens“ die bereits sicher geglaubten drei Punkte vollkommen unnötig und per Last-Minute- Gegentor aus der Hand.
Nichtsdestotrotz stehen die „Skyblues“ mit 30 Punkten, gleichauf mit dem FC Liverpool, auf Platz drei der Tabelle. Zudem sind nach den ersten Guardiola-Monaten klare Verbesserungen in der Spielanlage zu beobachten. Verständlicherweise mangelt es bei der Umsetzung jedoch noch an Konstanz, das Team befindet sich aber auf einem guten Weg. Der spanische „Wundertrainer“ hat es wohl auch geschafft, den notorisch ungeduldigen Geldgebern aus Katar, einzuimpfen, dass nur mit Zeit und viel Arbeit eine große Mannschaft entstehen kann. Guardiola deutete deswegen schon an, länger als die drei Jahre, die er beim FC Bayern verbrachte, in Manchester arbeiten zu wollen.
Mangelnde Konstanz kann man Chelsea zurzeit beileibe nicht vorwerfen. Mit sieben Siegen aus den letzten sieben Spielen kletterten die „Blues“ nach einem zwischenzeitlichen Durchhänger an die Tabellenspitze und stehen dort mit einem Punkt Vorsprung auf Gegner City und Liverpool.
Conte hat es bereits nach wenigen Monaten geschafft, ein extrem verunsichertes Team mit seinen taktischen Fertigkeiten, sowie seiner positiven Intensität – immer wieder sieht man ihn am Spielfeldrand bei dem Versuch, das Publikum mit ausladenden Gesten mit ins Boot zu holen – einen Meisterschaftanwärter zu formen. Erstaunlich ist dabei die Tatsache, dass Chelsea sich personell im Vergleich zur desaströsen letzten Saison kaum verändert hat. Umso mehr muss die Arbeit des Italieners gewürdigt werden.
Der Zahlenvergleich
Ein besonders charakteristisches Merkmal einer Guardiola-Mannschaft ist der hohe Ballbesitzanteil im Spiel. City will den Ball, um damit den Gegner unter Druck setzen zu können. Wenig verwunderlich also, dass die „Skyblues“ diese Statistik mit 61 Prozent Ballbesitzquote pro Spiel anführen. Gegner Chelsea befindet sich mit gerade einmal 54 Prozent nicht mal unter den Top fünf.
Überraschenderweise verfügen die Londoner jedoch über eine bessere Passquote. Wenn auch nur mit einem minimal besseren Wert, stehen sie dennoch in diesem Ranking aktuell vor City. Ein Punkt, an dem Guardiola mit Sicherheit verstärkt arbeiten lässt, ist eine überdurchschnittlich hohe Passsicherheit eminent wichtig für das Funktionieren des Systems vom Katalanen.
Besonders auffällig in der Defensivarbeit bei City ist derzeit die Anfälligkeit für individuelle Fehler. Bereist sieben dieser groben Schnitzer erlaubte sich die Mannschaft in den ersten 13 Spielen, wovon zwei direkt zu einem Tor führten. Chelsea wirkt in diesem Punkt, zumindest was die Anzahl an Fehlern betrifft, etwas sattelfester. Jedoch führten die beiden Patzer auch gleich zu zwei Gegentreffern. Chelsea stellt aktuell trotzdem die beste Defensive der Liga, kassierte erst zehn Gegentore und somit zwei weniger als City.
In der Offensive wirkt das Spiel des Teams von der Stamford Bridge etwas effizienter, als das von City. Beide erzielten mit 29 Treffern zwar gleichermaßen viele Tore, die „Blues“ brauchten dafür aber weniger Schüsse und Chancen als ihr Kontrahent aus Manchester. Beide Teams sind überdies die „dribble-freudigsten“ der Premier League. Das Team von Guardiola liegt hier mit 14,1 Dribblings pro Spiel deutlich vorne, dahinter folgt Chelsea auf Platz zwei mit einem Wert von 13,5.
Personal & Schlüsselspieler
Platt ausgedrückt läuft in der City-Offensive ohne Sergio Aguero und Kevin de Bruyne wenig bis gar nichts. Der argentinische Stürmer ist mit zehn Toren in elf Spielen nicht nur Citys Toptorjäger, er führt mit diesem Wert auch – gemeinsam mit Chelseas Diego Costa – die Torschützenliste der Premier League an. Obendrein nimmt er fünf Abschlüsse pro Spiel – nach Zlatan Ibrahimovic ist er damit in diesem Punkt der Aktivste der Liga. Der Belgier der De Bruyne bereitete schon sieben Treffer seiner Mannschaft direkt vor (Bestwert der Liga), kreierte zudem bereits 35 Chancen. Eine ebenfalls gute Rolle nimmt bis dato der Neuzugang Ilkay Gündogan ein, der die höchste Pass-Accuracy innerhalb des Teams aufweist.
Verzichten muss Guardiola mal wieder auf den eigentlich angedachten Abwehrchef Vincent Kompany, der sich erneut verletzte. Angeschlagen ist zudem Raheem Sterling.
Neben offensichtlichen Leistungsträgern, wie Diego Costa oder Eden Hazard, blühten unter Conte auch Spieler auf, die unter Vorgänger Jose Mourinho kaum mehr eine Rolle spielten. Victor Moses ist beispielsweise offensiv wie auch defensiv nicht mehr aus der Mannschaft wegzudenken. Der Spanier Pedro findet taktisch immer mehr seine Rolle und weist bereits fünf Torvorlagen aus. Genau so viele wie Nemanja Matic übrigens, der mit N`Golo Kante eines der stärksten Sechser-Duos der Liga bildet.
Conte kann für das Spiel gegen City, bis auf John Terry, John Obi Mikel und Kurt Zouma, aus dem Vollen schöpfen.
So könnten sie spielen:
Manchester City: Bravo – Otamendi, Fernandinho, Stones – Kolarov, Fernando, Gündogan, Sagna – de Bruyne, Silva – Aguero
Chelsea FC: Courtois – Cahill, Luiz, Azpilicueta – Alonso, Kante, Matic, Moses – Hazard, Costa, Pedro
Ral, abseits.at
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