David Silva: Der spanische Filigrantechniker als Manchester Citys Taktgeber
England 12.Oktober.2014 Martin Roithner 0
Seit mittlerweile vier Saisonen kickt der Spanier David Silva in Englands oberster Spielklasse bei Manchester City. Der 28-Jährige ist zwar nur einer von vielen Spitzenfußballern beim regierenden Meister, dennoch nimmt er in der Mannschaft von Coach Manuel Pellegrini eine tragende Rolle ein. Wir analysieren die taktische Variabilität des ehemaligen Valencia-Akteurs, gehen näher auf Stärken und Defizite ein und erklären, weshalb City ohne ihn die Gegner nicht überraschen kann.
Nomineller Flügelspieler mit starker Tendenz zur Schaltzentrale
Der Chilene Manuel Pellegrini führte die Citizens in der vergangenen Saison zum zweiten Meistertitel innerhalb von drei Jahren. Sein Spielsystem kann er ob der immensen Kadertiefe, die ihm zur Verfügung steht, je nach Gegner variieren. Zumeist lässt er seine Elf in einem klassischen 4-4-2 auflaufen, Silva nimmt dabei auf dem Papier die Position des linken Flügelspielers in der Viererkette im Mittelfeld ein. Anders als seine Teamkollegen auf der gegenüberliegenden Seite des Spielfeldes – James Milner oder Jesus Navas – sorgt er jedoch nicht für Druck über die Seiten oder gefährliche Flanken in den Sechzehner, sondern bewegt sich in der Offensive frei und bietet sich stets als erste Anspielstation an. So bleibt er für den Gegner schwierig auszurechnen, da es sich kaum anbietet, einen Manndecker auf Silva anzusetzen.
Daher kommt es in Citys Spiel nicht selten vor, dass einer der beiden Stürmer (zumeist Edin Dzeko oder Sergio Agüero) auf den von Silva freigemachten linken Angriffsraum ausweicht, um das Angriffsspiel in die Breite zu ziehen. Der Spanier selbst bildet indes mit den beiden Sechsern eine Art Dreieck, das je nach Spielsituation auch vom Zentrum abdriften kann. Zudem begibt sich Silva auch des Öfteren ins Sturmzentrum und bietet seinen Mitspielern dort die Möglichkeit, per direktem Kurzpassspiel gefährlich in den Strafraum einzudringen.
Eine weitere taktische Komponente des Spaniers ist sein Blick für den freien Raum. Er begibt sich häufig in die Zwischenlinienräume, um seinen jeweiligen Gegenspieler nur kurz aus der geordneten Abwehrkette herauszulocken. Dadurch reißt er Räume auf, in die die schnellen Spieler wie Agüero oder Navas hineinstoßen können. Weil Silva auch unter Druck seines Gegenspielers den Ball hervorragend behauptet, kann er seine Mitspieler mit einfachen, aber wirkungsvollen Kurzpässen in Szene setzen.
Perfekte Ballbehandlung und überragender „letzer Pass“
Wie alle spanischen Nationalspieler verfügt auch David Silva über eine herausragende Technik. Er kann den Ball sehr eng am Fuß führen, so gekonnt vom Gegner abschirmen und infolge dessen seine Pässe genau an den Mann bringen. Gerne spielt er das runde Leder auch sofort mit dem ersten Ballkontakt weiter, um so den Spielfluss aufrecht zu erhalten und Angriffe noch schneller auszuführen. Sein Spiel mit dem Ball ist nicht spektakulär, lange Bälle kommen selten vor. Silva ist ein Paradebeispiel des gepflegten Kurzpassspezialisten. So kommt er im Laufe eines Spiels zu vielen Ballkontakten, auch weil die offensiven Ideen von Manchester City zumeist seinem linken Zauberfuß entspringen. In der laufenden Saison spielte Silva durchschnittlich 70 Pässe pro Spiel, von denen fast 91% an den Mann kamen.
In der Premier League ist Silva insbesondere für den „letzten Pass“ bekannt: Etwa 20-25 Meter vor dem gegnerischen Kasten steckt er den Ball in millimetergenauer Präzision für die Stürmer Agüero oder Dzeko durch. Nicht viele Fußballer beherrschen dieses ebenso schwierige wie überraschende Mittel, die Defensive des Gegners zu öffnen. In diesem Punkt kann man Silva am ehesten mit den Argentiniern Riquelme und Messi vergleichen, wenn natürlich auch mit Abstrichen. In der laufenden Saison spielt Silva pro Partie im Schnitt vier Schlüsselpässe.
Körperlich zu schwach für England?
Gleich nach seinem Wechsel von Valencia nach Manchester wurden Stimmen laut, die Silva als ungeeignet für die Premier League bezeichneten. Tatsächlich ist der spanische Nationalspieler nur 1,70 Meter groß und bringt gerade einmal 67 Kilogramm auf die Waage. Dennoch kann man ihn im Zweikampf keineswegs leicht bezwingen, denn seine Leichtfüßigkeit hilft ihm, sich dem direkten körperlichen Duell zu entziehen.
Ein wenig mehr Robustheit würde Silva trotzdem nicht schaden, zumal er dadurch auch sein Verletzungsrisiko erheblich minimieren würde. In der letzten Saison fiel er mit einer Wadenblessur für längere Zeit aus, in den Jahren davor machten ihm immer wieder Knieprobleme zu schaffen. Anderseits wäre der Spielgestalter mit ein paar Kilo mehr auf den Rippen in seiner Bewegungsfreiheit etwas eingeschränkter, was sich auch negativ auf sein Spiel auswirken könnte.
Wenn Silva ausfällt, fehlt City das spielerische Element
Trainer Pellegrini gönnt seinem Mittelfeldmaestro fast keine Pause – in Champions League, Meisterschaft und Pokalbewerben ist Silva fixer Bestandteil der Einsergarnitur. Wohl auch deshalb, weil das Spiel der Citizens mit dem Spanier steht und fällt. Spielt er nicht, so agiert zumeist Samir Nasri auf links oder einer der beiden Rechtsaußen, Milner oder Navas, wechselt auf die gegenüberliegende Seite. Manchmal wird der Ivorer Yaya Touré sogar auf die zentrale offensive Position vorgezogen und City spielt mit nur einem Angreifer.
Da Silva mit seiner spielerischen und taktischen Fluidität den Rhythmus vorgibt, bleibt diese Aufgabe bei seinem Fehlen hauptsächlich Touré vorbehalten, der jedoch die Offensivaktionen die meiste Zeit über die Mitte initiiert. Silva schafft mit seinen durchdachten Laufwegen immer wieder Platz für die Außenverteidiger, die er dann auch ins Angriffsspiel mit einbindet. Speziell für die linke Seite mit Clichy oder Kolarov ergeben sich so viele Freiheiten. Zudem gelingt es Silva gut, mit seinen intelligenten Positionswechseln in Ballnähe Überzahlsituationen herzustellen und dadurch für Verwirrung beim Gegner zu sorgen.
Natürlich hat Manchester City jede Menge kreativer und technisch exzellenter Spieler, die jedem Gegner Schwierigkeiten bereiten können. Doch David Silva ist der essentielle Erfolgsfaktor für den englischen Meister: Er diktiert das Spiel, nimmt Tempo heraus, macht die Angriffe schnell, sorgt für die überraschenden Momente. Gerade in den für City in der jüngeren Vergangenheit nicht gerade erfolgreich verlaufenen Auftritten in der Champions League kann und soll der Spanier so für den Unterschied sorgen.
Martin Roithner, abseits.at
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