Sommerpausen sind Zeit der Überarbeitung. Zeit der Verbesserung. Zeit für sich, ohne großen Wettbewerb. Viele Mannschaften befinden sich heute schon in Trainingslagern, feilen an... Der nächste Schritt: Was muss der FC Arsenal in diesem Sommer verbessern?

FC Arsenal - Logo, WappenSommerpausen sind Zeit der Überarbeitung. Zeit der Verbesserung. Zeit für sich, ohne großen Wettbewerb. Viele Mannschaften befinden sich heute schon in Trainingslagern, feilen an vielen Dingen, um sich für die anstehende Spielzeit zu rüsten. So manches Trainergespann hat dabei einen ziemlich leichten Job: Der FC Barcelona setzt zum Beispiel einzig auf bestmögliche Wiederholung einer historischen Saison. Andere Teams müssen da schon noch aktiver werkeln. Wir verraten euch heute, was der FC Arsenal tun muss, um in der neuen Saison den nächsten Schritt gehen zu können.

Was die Londoner zuletzt erreichten, ist gewiss keine schlechte Saisonausbeute. Man konnte den FA-Cup verteidigen und sich in der Liga immerhin vom langjährigen Platz 4 in die Top 3 vorkämpfen. Die Gunners sind somit wieder direkt für die Champions League qualifiziert, müssen nicht ungeliebte Qualifikationsspiele überstehen. Dort setzte man sich im letzten Jahr gegen Beșiktas Istanbul zwar durch, wusste aber, wie im weiteren Turnierverlauf, nicht wirklich zu überzeugen. Lediglich in den Heimspielen gegen Galatasaray und Borussia Dortmund zeigte man gute Auftritte.

Stärken der vergangenen Saison

In beiden Spielen und allgemein gesprochen zeigte sich in erster Linie das offensive Potenzial der Roten. Unter Arsène Wenger lange als stürmische Truppe bekannt, erzielten die Nordlondoner insgesamt ganze 106 Tore in allen Pflichtspielen der Saison, nur eines weniger als Stadtnachbar und Meister Chelsea. Ebenfalls verfügte man über die drittbeste Abwehr der Premier League. Besonders ab dem Jahreswechsel zeigte man sich alles in allem in guter Verfassung.

Herausragende Akteure

Großen Anteil daran hatten Änderungen an Personalien im Mittelfeld. Santi Cazorla findet sich seit der letzten Halbserie in einer tieferen, spielmachenden Rolle wieder als zuvor. Und das mit großem Erfolg: Der 1,68 Meter kleine, quirlige Spanier weiß das Spiel sehr gut zu überblicken und nette Ballstafetten einzufädeln. Etwas hinter ihm räumte mit Francis Coquelin eine große Überraschung auf der Sechs ab. Der Franzose, bis Dezember 2014 noch Zweitligaspieler auf Leihbasis bei Charlton, wusste mit Umsicht, Überblick für Räume und potenzielle Ballgewinne zu beeindrucken. Als händeringend gesuchter Rollenspieler konnte er Problemen auf seiner Position vorerst Abhilfe verschaffen. Alles andere als ein Rollenspieler war dagegen Alexis Sánchez. Der Neuzugang avancierte sofort zum Star-Spieler und Torjäger der Mannschaft, erschoss den Rot-Weißen viele Punkte. Ebenfalls stark zeigten sich nach Verletzungen Olivier Giroud und Mesut Özil.

Probleme im Saisonverlauf

Womit man gleich bei Arsenals langjährigem Problem wäre. Verletzungen begleiten Wengers Mannschaft seit Ewigkeiten. Auch in der letzten Spielzeit fielen mehrere wichtige Spieler lange aus. Giroud und Özil fielen mehr oder weniger die komplette Hinrunde aus, Kapitän Mikel Arteta und mal wieder Jack Wilshere schlugen sich das ganze Jahr mit Verletzungen herum. Auch Alex Oxlade-Chamberlain, zu Saisonanfang gesetzt, erwischte es in der Rückserie. Damit einher gehen natürlich Probleme in puncto Frische bei so manchen beanspruchten Kräften. Laurent Koscielny war lange müde oder gar verletzt, auch Per Mertesacker und selbst Sánchez hatten Zeiten, in denen sie nicht ganz auf dem Damm schienen. Umso mehr verwunderte es, dass auf beispielweise Rosicky oder später Gabriel kaum gesetzt wurde. Vielmehr wurde systematisch probiert, doch Experimente mit einem 4-3-3 zu Saisonbeginn wurden letztendlich verworfen. Wenig konstant zeigte sich das Kollektiv in Sachen Pressing und frühem Verteidigen. Mal wurde gut, öfter gar nicht attackiert. Auch das Spiel auf Ballbesitz wirkte ideenlos und gezwungen. Altbekannt waren zeitweise Probleme bei aufgerückter Viererkette in der Rückwärtsbewegung.

Systematische erforderliche Änderungen

Auch wenn es Wenger als offensiv denkender Coach nicht besonders reizen mag, er sollte sein Augenmerk doch vermehrt auf die Defensive legen. Sein Team braucht endlich eine Identität gegen den Ball. Unbestreitbar scheint es, ein stabiles Pressing einzuarbeiten. Schließlich soll das typische, schnelle Kurzpassspiel mit hochstehender Abwehr sinnvoll ergänzt werden. Gut wechseln könnte man zwischen Pressing im Mittelfeld oder aggressiverem Angriffspressing. Mit Sánchez hat man bereits einen überragenden Pressingspieler, der von den vielen flinken Akteuren nach vorne hin unterstützt werden kann. Alternativ könnten im engbesetzten Mittelfeld gut Räume verdichtet werden. Auch ein Gegenpressing nach Ballverlust sollte Beachtung finden. Passstafetten ergeben sich typisch für Arsenal im Ballbesitz auf engstem Raum, direktes Attackieren nach Ballverlust würde sich in derartigen Situationen geradezu aufdrängen. Wechselspiele zwischen kompaktem und attackierendem Stil wären wichtig, um die Stärken der Gunners möglichst häufig zum Tragen kommen zu lassen. Während wenige Tore aus langen Ballbesitzphasen heraus fallen, sind sie überaus gefährlich im Umschalten bei leicht aufgerücktem Gegner. Mit wechselhaftem Pressing könnte der Gegner zu intentionalem Handeln und Leichtsinnsfehlern in aufgerückter Position provoziert werden. Auch kann auf diese Weise mit psychologischen Pausen für sich selbst gearbeitet werden.

Getätigte und mögliche Verstärkungen

Schon jetzt hat Wenger personell in der Defensivabteilung nachgelegt. Mit Petr Cech kommt ein absoluter Veteran und eine Legende des Nachbarklubs Chelsea. Er wird wohl zu noch ein paar Jahren auf höchstem Niveau fähig sein. Mit seinen Reflexen und guter Körper- sowie Strafraumbeherrschung wird er der erste Spitzentorwart seit langem im Arsenal-Gehäuse sein. Sinnvoll und scheinbar auch angedacht scheint die Verpflichtung eines Sechsers. Coquelin mag zwar akute Probleme gelöst haben, genügt jedoch nicht höchsten Ansprüchen. Teilweise agiert er zu stürmisch, auch ist er im ohnehin schon sehr kleinen Mittelfeld Arsenals nicht gerade kopfballstark. Gerade letzterer Aspekt gerät in einem offensiven System zum Problem. Ist das komplette Mittelfeld in geradezu zwergenhafter Größe besetzt, fällt es dem Gegner potenziell leichter sich mit weiten Schlägen aus einer Umklammerung zu lösen. Schließlich kann ein großer Stürmer dann leicht Bälle festmachen. Es wird spannend zu beobachten, wie Wenger auf den Umstand reagiert. Eine Verpflichtung des nur 1,80 Meter großen Arturo Vidal, über die spekuliert wird, würde wenig Sinn ergeben. Wahrscheinlicher scheint ein Interesse an William Carvalho. Der großgewachsene Portugiese wirkte bei der U21-EM wie ein Mann unter Jungen. Kräftig wie technisch versiert, dazu abgeklärt und sehr reif wirkend. Ebenfalls wird nach dem eher mageren ersten Jahr von Danny Welbeck vom Interesse an einem Spitzenstürmer berichtet. Immer wieder gehandelt werden seit Jahren Gonzalo Higuaín oder Karim Benzema.

Sinnvolle Erwartungen

Alles in allem hängt der FC Arsenal wie vor jeder Saison am Tropf seiner Verletzungen. Ansonsten sieht es bei richtigen Anpassungen gut aus. An einer passenden Defensivtaktik muss definitiv gefeilt werden. Ein großgewachsener, kompletter Sechser wie William Carvalho wäre eine sinnvolle Verstärkung. Sollte an den richtigen Stellschrauben gedreht werden, könnte die Meisterschaft bald wieder nach Nordlondon gehen!

Lennart Kühl, abseits.at

Lennart Kühl

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