Die 24. Premier-League-Saison wird in wenigen Tagen abgepfiffen. Aus der englischen „First Divison“ wurde Anfang der Neunziger ein für diese Zeit revolutionäres, globales Fußball-Produkt... Die 22 Premier-League-Gründungsmitglieder von 1992: Wie geht es den Traditionsklubs heute?

England - Flagge_abseits.atDie 24. Premier-League-Saison wird in wenigen Tagen abgepfiffen. Aus der englischen „First Divison“ wurde Anfang der Neunziger ein für diese Zeit revolutionäres, globales Fußball-Produkt konzipiert: Die Premier League. Vermarktungstechnisch und organisatorisch schlug man dabei einen komplett neuen, mittlerweile milliardenschweren Weg ein.

Der (jüngere) Fan von heute verbindet mit dieser Liga meist bestimmte Vereine, die die eigene Wahrnehmung prägten. Doch gegründet wurde die Liga 1992 mit einem 22er-Feld, von dem heute oft nur noch ein klingender Name übrig blieb. Genau die Hälfte der damaligen Protagonisten blickte auf die heurige Saison von einer unteren Liga rauf. Wir schauen uns an, was mit all den „Gründungs-Vereinen“ in diesem knappen Vierteljahrhundert passierte und wie bzw. wo sie nun um Punkte kämpfen. Jene Teams die etwas aus dem breiten Fokus der Öffentlichkeit gefallen sind, möchten wir an dieser Stelle etwas detaillierter präsentieren, als die aktuellen und damit bestens bekannten Premier-League-Teilnehmer.

11 „Gründungsmitglieder“ spielten heuer noch/wieder Premier League:

Ein Hoch auf die Premier League können folgende sieben Verein anstimmen, die in allen 24 Saisonen seit dem Bestehen des neuen Ligaformats erstklassig waren: Manchester United, Aston Villa, FC Liverpool, Tottenham, Chelsea, Arsenal und Everton. Doch einem Verein hilft so eine edle Statistik freilich wenig: Aus diesem elitären Kreis muss sich nämlich am Sonntag Aston Villa endgültig verabschieden. Damit limitiert sich dieses Feld auf die drei Fußballstädte London, Liverpool und Manchester.

Weitere vier Gründungsmitglieder spielen – oder mittlerweile eigentlich schon fast spielten – die heurige Saison 2015/16 erstklassig:

Manchester City (19 Saisonen in der Premier League) weilte vor 2002 fünf der sechs Saisonen in Liga zwei. Southampton (17 Saisonen) war bis 2005 Stammgast im Oberhaus und ist erst seit 2012 wieder zurück, doch die „Saints“ haben sich gleich wieder im oberen Mittelfeld etabliert. Dies kann Norwich City (8 Saisonen) weniger behaupten. Die „Canaries“ waren zwischen 1995 bis 2010 nur eine Saison erstklassig. 2011 glückte der erneute Aufstieg, nach dem Abstieg 2014 stieg man im Vorjahr sofort wieder auf. Jetzt folgte schon der nächste „Ligen-Wechsel“, der erneute Abstieg wurde am Mittwoch besiegelt. Der Vierte im Quartett ist Crystal Palace (7 Saisonen). Die Londoner beendeten die ersten vier PL-Versuche jeweils auf einem Abstiegsplatz. Doch erwiesen sie sich als hartnäckig und schafften immer wieder die Comebacks. Nun sind die „Eagles“ gefestigt und seit 2013 durchgängig erstklassig.

11 „Gründungsmitglieder“, die in untere Ligen abrutschten

Die andere Hälfte der Mannschaften aus der ursprünglichen Premier-League-Saison kickten in der heurigen Saison weiter unten. Wir schauen uns in einem Kurz-Telegramm an, was aus den Klubs geworden ist und wie viele Premier-League-Saisonen die Vereine dann in Summe auf den Buckel brachten.

Blackburn Rovers (18 Saisonen PL – akt: 2. Liga / 15.)

Wer wurde 1994/95 englischer Meister? Richtig! Die Blackburn Rovers! Der bis vor wenigen Tagen einzige Titel der nicht in den Himmel von Manchester oder London gestemmt wurde, war eine kleine Sensation, aber doch kein Fußballwunder. Weil, als Vizemeister ging man auch als Mitfavorit in die Saison, wo dann der schillernden Elf um Alan Shearer unter der Regentschaft von Kenny Dalglish der große Coup gelang. Die Jahrtausendwende verbrachten die Rovers zweitklassig, ehe man sich fortan wieder im Mittelfeld der Premier League etablieren konnte. Bis 2012 dann der abermalige Rutsch in Liga zwei folgte, wo man heuer auch im vierten Versuch nicht über einen Mittelfeldplatz hinaus kam.

Middlesbrough (14 Saisonen PL – akt: 2. Liga / 2. – Aufsteiger)

In Middlesbrough ist der Kater von den Aufstiegsfeierlichkeiten wohl noch frisch, doch herrscht Vorfreude pur, steht doch die 15. Premier League Saison unmittelbar bevor. Bis 2009 war „Boro“ bis auf kurze Ausrutscher Stammgast in der Elite-Liga. Nach dem Abstieg kämpfte der ehemalige Pogatetz-Klub sechs Saisonen vergeblich um ein Oberhaus-Comeback. Im siebenten Anlauf funktionierte die Aufstiegsmission, vergangene Woche wurde der Vizemeistertitel fixiert.

Leeds United (12 Saisonen PL – akt: 2. Liga / 13.)

Bis zur Jahrtausendwende war man eine große Nummer in England, zeitweise auch in Europa. So stand man 2001 sogar im Champions-League-Halbfinale. Die Leistung hinter den Kulissen konnte jedoch nicht mit jener am Platz Schritt halten. Finanziell schwer übernommen, mit zahlreichen Skandalen und Misswirtschaften versank der Club im Chaos. Bis heute ist der ehemalige Kult-Klub leider mehr für Schlagzeilen im Boulevard, denn im Sportteil gut. Seit 2004 fehlen „The Whites“ im Konzert der Großen.

Coventry City (9 Saisonen PL – akt: 3. Liga / 8.)

Jüngere Fans werden wohl jetzt ungläubig mit den Schultern zucken, doch die „Sky Blues“ kamen auf ganze neun Spielzeiten in der Premier League! Bis 2001 war man durchgehend erstklassig. Danach folgte aber der Abstieg, weshalb man über ein Jahrzehnt in der Championship kickte, ehe 2012 der abermalige Abstieg in die dritte Liga führte. Der Weg zurück ist momentan eher Wunschtraum denn realistisch.

FC Wimbledon (8 Saisonen PL – Verein wurde aufgelöst)

Für den finanziell schwer gebeutelten Verein aus dem für Tennis berühmten Stadtteils London gingen 2003 endgültig die Lichter in der englischen Hauptstadt aus. Den Startplatz nahm der neu gegründete Klub Milton Keynes Dons ein. Dieser offizielle Nachfolgeklub ist soeben als 23. der Championship in die dritte Liga abgestiegen. Der von Fans gegründete, an alter Wirkungsstätte ansässige AFC Wimbledon stieg 2013 in die League Two (4. Liga) auf und ist damit zumindest wieder im Profi-Geschäft vertreten.

Sheffield Wednesday (8 Saisonen PL – akt: 2. Liga / 6. – Aufstiegs-Playoff)

Der vierfache englische Meister stieg 2000 ab. Statt des angepeilten Wiederaufstiegs in die englische Fußballelite setzte es sogar zweimal Abstiege in die dritte Liga. Nun kratzt man aber wieder am Oberhaus. In drei Relegationsduellen (zuerst in Hin- und Rückspiel gegen Brighton) könnte es für Atdhe Nuhiu & Kollegen sogar in wenigen Tagen schon mit dem lange herbeigesehnten Comeback klappen.

Queens Park Rangers (7 Saisonen PL – akt: 2. Liga / 12.)

QPR verschwand 1996 für über ein Jahrzehnt vom Radar der Premier League. Für drei Jahre ging es sogar runter in die League One. Heuer landete der PL-Absteiger von 2015 nur im Mittelfeld der Championship und blieb damit weit unter den eigenen Ansprüchen. Der Wiederaufstieg wird auch in der kommenden Spielzeit das Saisonziel sein.

Ipswich Town (5 Saisonen PL – akt: 2. Liga / 7.)

1995 abgestiegen spielte man konstant vorne in der Championship mit. Der ersehnte Wiederaufstieg gelang erst in der fünften Saison. Nach zwei Jahren im Oberhaus folgte der abermalige Abstieg, ein Tiefschlag von dem sich die „Tractor Boys“ bis heute nicht mehr wirklich erholt haben. Ipswich geisterte seitdem jahrelang meist im grauen, bedeutungslosen Mittelfeld der zweiten Spielklasse umher. Wobei die Tendenz in den letzten drei Jahren wieder nach oben zeigt, im Vorjahr im Play-Off gescheitert verpasste man heuer dieses Ticket nur knapp.

Nottingham Forest (5 Saisonen PL – akt: 2. Liga / 16.)

Ein klassisches Yo-Yo-Team (so nennen die Briten die „Fahrstuhlmannschaften“) in den Neunzigern. Mit der Premier League etwas über- und in der Championship unterfordert, pendelte man zwischen zwei Ligen. Seit dem Millennium gilt dies nicht mehr. Im Gegenteil, denn da musste Forest die Premier-League-Ansprüche begraben. Fortan rutschte man sogar einige Zeit in Liga drei ab. Mittlerweile hat sich die „Robin-Hood-Stadt“ wieder im Mittelfeld der zweiten Liga etabliert.

Sheffield United (3 Saisonen PL – akt: 3. Liga / 11.)

Der zweite Klub aus der Fußballstadt Sheffield stand immer schon im Schatten von Wednesday. 1994 stieg man in die zweite Liga ab, 2004/05 gab es sogar noch ein Kurz-Comeback in der höchsten Spielklasse. Ehe der leise Absturz bis in Liga drei führte.

Oldham Athletic (2 Saisonen PL – akt: 3. Liga / 17.)

Schon in der zweiten Premier-League-Saison folgte der Abstieg für das Gründungsmitglied, drei Saisonen später rasselte man in die Drittklassigkeit. Dort kickt Athletic heute immer noch und träumt bestenfalls von der guten alten Zeit.

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Werner Sonnleitner, abseits.at

Werner Sonnleitner

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