Die Achterbahnprofis – Die wechselhaftesten Karrieren der Fußballwelt (1) – George Best
England 15.März.2014 Marie Samstag 1
In dieser Serie wollen wir euch Porträts von Spielern liefern die außerordentliche Karrieren hingelegt haben. Natürlich gibt es in keinem Leben nur Höhen oder Tiefen, nachfolgende Herren mussten aber besonders harte Schicksalsschläge parieren oder erlebten seltene Glücksmomente. Wir gehen auf einmalige Lebensgeschichten ein, die exemplarisch für viele Sportler stehen sollen. Folgenden Profis durfte beim Achterbahnfahren nicht übel werden: Sie mussten mit Problemen kämpfen, hatten einmaliges Talent, konnten sich ihre Laufbahn hart erarbeiten oder wurden von Glücksgöttin Fortuna reich beschenkt. Wer warf seine überragende Begabung gar über Bord oder erlebte trotz Topform ein Unglück nach dem anderen? Wer hatte Startschwierigkeiten oder konnte den Versuchungen eines privilegierten Lebens nicht widerstehen? Wir beginnen unsere Serie mit…
George Best – Bein, Herz, Lende und Leber
Heute kann jeder in George Bests Bett hüpfen. Was einst schönen Damen, seinen zwei Ehefrauen und zahlreichen anderen Gespielinnen vorbehalten war, ist jetzt auch zahlenden Besuchern möglich. Es handelt sich allerdings um Georges ehemalige Schlafgelegenheit in seinem Kinderzimmer. Das Geburtshaus des Fußballers in Cregagh im Osten von Belfast ist seit fast zwei Jahren eines der berühmtesten „Bed & Breakfast“-Gästehäuser Nordirlands. Kleiderschrank und Kommode in Bests ehemaligem Zimmer sind sogar noch original erhalten. Gerade einmal zweieinhalb mal dreieinhalb Meter war das damalige Reich des späteren Kickers groß, dort träumte der älteste Sohn einer sechsköpfigen Kinderschar den Traum vom Profifußball. Vater Dickie Best sorgte als Hafenarbeiter für den Unterhalt der Familie. Klein-George spielte in den Straßen der Arbeitersiedlung Fußball, sein Geschick führte er auf die Gene seiner Mutter zurück: Ann Best war vor dem Krieg eine begabte Hockeyspielerin gewesen, ehe sie heiratete und ihren Sport aufgab.
Es dauert nicht lange, da wurde ein Scout auf den schnellen und technisch beschlagenen George aufmerksam und wollte diesen zu Manchester United lotsen. Der schüchterne Nordire, dessen Kinderherz für die Wolverhampton Wanderers schlug, wollte zunächst nicht den Sprung in den Nordwesten Englands wagen, sein Vater konnte den damals 15-jährigen jedoch doch noch überzeugen. Best, der Angst hatte seine Eltern zu enttäuschen und seinen eigenen Fähigkeiten nicht so recht traute, willigte schließlich ein. Er wechselte von einem roten Backsteinhaus in das nächste, denn der beidfüßige Kicker wurde bei einer Gastfamilie in einem Vorort von Manchester untergebracht. Best lebte sich gut ein: „Es wurde mein Zuhause. Mrs. Fullaway (Bests Gastmutter, Anmerkung) wurde meine zweite Mutter. Ich fühlte mich hier einfach wohl.“
Der erste Popstar, der fünfte Beatle
Ab 1961 wurde „Georgie“ Best bei den „Red Devils“ ausgebildet. Auf dem Platz zeigte sich schon von Beginn an seine außergewöhnliche Begabung: Der Flügelstürmer war schnell, technisch stark und torgefährlich. Sein ausgeprägtes Körpergefühl führte dazu, dass er in der Lage war trotz Attacken der gegnerischen Verteidiger die Balance zu halten. Best umkurvte seine Gegenspieler, sodass einem schon vom Zuschauen schwindlig wurde. Er war trickreich, schlitzohrig und führte die anderen Spieler geradezu vor.
„Es war sehr offensichtlich, wie gut er war. Wir befanden uns nach München (Der Flugzeugabsturz 1958 bei dem acht Man.United-Spieler starben, Anmerkung) selbstverständlich in einer Übergangszeit, der Klub wurde neu aufgebaut. […] Ein starkes Jugendteam drängte nach oben.“, erzählt David Sadler, der mit Best zusammenspielte. Mit den späteren United-Legenden Denis Law und Bobby Charlton wurde George bereits als Siebzehnjähriger Bestandteil der Kampfmannschaft. Schon vor seiner Zeit in der ersten Mannschaft, zählte der Nordire zahlreiche weibliche Fans. Später sollte ihm sein Verhalten außerhalb des Platzes zum Verhängnis werden, doch davon war zu Beginn der 60er-Jahre noch keine Rede.
Bests Stern befand sich im Aufgehen: Sein Dribbling auf engstem Raum – unvergleichlich! Die Kugel klebte ihm buchstäblich am Fuß. „Nur wenige konnten so spielen. Er konnte mit dem Ball so schnell rennen, wie ohne.“, sagt Jimmy Tarbuck, ein Freund der Mittelfeldlegende. Während Bests Kollegen Law und Charlton älter waren, bereits Familie hatten und nach den Spielen nachhause gingen, zog George nach Feierabend allerdings gern um die Häuser. In seinen letzten Jahren als Amateur und in den ersten Profisaisonen fand der lebenslustige Beidfüßige aber auch hier eine brauchbare Methode um seine Ausflüge ins Nachtleben auszugleichen: „Wenn ich ausgegangen war, trainierte ich doppelt so hart. Ich musste es tun. […] Donnerstags, freitags trank ich nie. Diese Regel habe ich nie gebrochen.“ Einen Tag vor dem Spiel saß Best lieber mit „Fish and Chips“ gemütlich im Wohnzimmer von Mrs. Fullaway, die englische Nationalspeise schadete dem Kampfgewicht des schlaksigen Burschen zu dieser Zeit (noch) nicht.
Der englische Rekordmeister, der seine internationalen Träume in naher Zukunft begraben hatte, fuhr 1965 als Außenseiter zum Viertelfinal-Rückspiel im europäischen Landesmeisterwettbewerb gegen Benfica Lissabon. Die Portugiesen galten als unbesiegbar, doch dann folgte die große Stunde des George Best: Der 19-jährige Jungspund war „on fire“ und lieferte sein erstes international aufsehenerregendes Spiel ab. Er trug zwei Tore zum 5:1-Auswärtssieg der „Red Devils“ bei und machte sich so einen Namen in der Fußballwelt. Dieser Name lautet vorerst „El Beatle“, denn Bests Haarschnitt erinnerte an die Frisuren der Liverpooler Pilzköpfe. Ebenso wie Lennon, Harrison, McCartney und Starr wurde der Flügelspieler zum Sexsymbol auserkoren. „George erblühte in den 60ern“, erinnert sich eine Jugendfreundin. Neben dem Platz wurde Best von der Werbeindustrie eingespannt: Der gutaussende Schwarzhaarige pries unter anderem Würstel und Fußballschuhe an. Er war der erste Sportler, der den Ruhm eines Popstars erlangte: Paparazzi begannen ihn zu verfolgen, um weiblichen Fans zu entwischen, musste der Belfaster schon mal die Beine in die Hand nehmen. Sein futuristisches Designerhaus in Bramhall wurde von Reisegruppen in Bussen besucht, der 1,75 Meter große Spieler hatte keine ruhige Minute mehr.
Sportlich lief es immer besser. Der „Belfast Boy“ wurde 1965 und 1967 mit Manchester United englischer Meister, zuhause waren die „Red Devils“ beinahe unschlagbar. Best, Law und Charlton bildeten das beste Dreieck der Liga: Die heilige Dreifaltigkeit von Old Trafford.
The Good, The Bad, The Best
Auch in seiner nordirischen Heimat ruhten bald zahlreiche Hoffnungen auf dem Starspieler. „Maradona good; Pelé better; George Best.” wurde zu einem geflügelten Spruch rund um Belfast. 37 Mal spielte Best für sein Heimatland, als 18jähriger feiert er sein Debüt. Besonders in Erinnerung blieb ein Spiel gegen die englische Nationalmannschaft im Jahr 1971: Best stellte sich einem Ausschuss des britischen Tormannes Gordon Banks entgegen und köpfte den Pressball nach einem gewonnen Laufduell ins Tor. Das Tor wurde zwar aberkannt, Best hatte aber wieder einmal eine Kostprobe seines „Lausbubenschmähs“ zum Besten gegeben. „Für uns als Fans war es, als ob er alleine gegen England spielen würde“, sagt Eamonn Holmes, ein nordirischer Journalist. Auch Johan Cruyff machte Bekanntschaft mit Bests Frechheit: Der Flügelstürmer schob dem niederländischen Kapitän während eines Länderspieles ein „Gurkerl“: Ein „Foul“ mit Ansage. Schon vor dem Spiel hatte er selbstbewusst gemeint, er sei besser, als der Holländer und würde dies auch bei erster Gelegenheit demonstrieren. Nach der erfolgreichen „Tunnelung“ riss Best die Fäuste wie nach einem Tor in die Luft und feierte.
Bests Lebensstil begann sich schon damals allmählich zu verändern: Autos, Mode und Partys spielten eine immer größere Rolle für ihn. George verlor den Charme des schüchternen irischen Burschens. „Er konnte nicht Nein sagen.“ sagt sein Freund Alan Ball.
1968 stand Manchester United gegen Benfica Lissabon im Europapokal-Finale. Dieses Mal gingen die Jungs aus Old Trafford als Favoriten ins Spiel, denn dank eines Best Tores hatten sie schon zuvor niemand geringeren als Real Madrid besiegen können. Im Wembley Stadion kam es allerdings zu einem heißen Tanz. Best wurde im Spiel stark beansprucht und nach 90 Minuten stand es nur 1:1. In der „extra time“ spielte George dann groß auf: Sein Tor leitete den 4:1 Sieg und somit den Gewinn des Europapokals ein. „Typical George“: Der Nordire umkurvte den gegnerischen Tormann, nachdem ein weiter Ausschuss ihm per Kopfballverlängerung vor die Füße gefallen war. „Er ging den Ball ins Tor“, kommentierte ein Sportreporter die Aktion. Benfica kollabierte daraufhin, Best bereitete zudem noch Bobby Charltons Tor in Minute 99 vor.
Trainer Matt Busby, der beim Münchner Flugzeugabsturz schwer verletzt worden war, fühlte nach dem Pokalgewinn endlich Genugtuung. Er war der unumstrittene Vater des United-Erfolges und George Bests engster Vertrauter im Klub. Als sich die beiden nach dem Spiel in den Armen lagen, wusste noch keiner von ihnen, dass Best mit 22 Jahren den Zenit seiner Karriere erreicht hatte. 1968 war sein Jahr: Er wurde sowohl zum englischen als auch zum europäischen Fußballer des Jahres gewählt. Doch der Erfolg ist ein Hund, das wusste auch Österreichs einziger Popstar Falco Jahrzehnte später. Ebenso wie der Musiker hatte auch der „Popstar des Rasens“ Probleme mit Wein, Bier und Whisky. Stand Best vor demselben Problem wie der Querkopf aus Wien-Margareten? Dieser kommentierte den amerikanischen Nr.1-Erfolg seiner Single „Rock me Amadeus“ sinngemäß wie folgt: „Was kommt jetzt noch? Mein ganzes Leben werde ich kämpfen müssen, um diesen Erfolg zu wiederholen.“ Das Erreichen eines unmöglich geglaubten Erfolges stürzte den Wiener in eine Krise.
Auch Best konnte mit dem Triumph schlecht umgehen, er begann sich zu verändern. „Wäre ich hässlich auf die Welt gekommen, hätten Sie nie von Pelé gehört.“, kommentierte er uncharmant Vergleiche mit dem brasilianischen Weltfußballer. Nicht nur verbal sondern auch bei seinem Broterwerb gab sich Best immer rüpelhafter: Seine Spielweise wurde zunehmend egoistischer. Er hörte auf an sich zu arbeiten und seine Gegenspieler konnten sich so auf den grazilen Profi einstellen. Verteidiger versuchten Bests Ballverliebtheit mit rüden Attacken zu unterbinden. Nebenbei war George immer öfter und länger in Bars unterwegs, er begann Trainingseinheiten zu versäumen.
Der Anfang vom Ende war ein verpasster Zug von Manchester nach London zu einem Spiel gegen Chelsea. Busby, der Best intern immer die Stange gehalten hatte, war außer sich vor Wut. Alkohol, Frauen, Glücksspiel war Bests neue „heilige Dreifaltigkeit“ geworden. Wenn er vormittags am Klubgelände erschien, war er angetrunken, der Verein musste ihn vor Pflichtspielen regelmäßig suchen lassen. Trotzdem versuchte sich der Kreativspieler selbst aus dem Teufelskreis zu befreien, in dem er in Boulevardzeitungen von seinen Problemen berichtete. Aber er schien die Kurve nicht endgültig zu kriegen. Der Mittelfeldspieler wurde vom neuen United-Coach Tommy Docherty 1972 schließlich suspendiert und erklärte bald darauf seinen Rücktritt. Nur neun Monate später kündigte ein übergewichtiger und unfitter George Best sein Comeback an. Am 1. Januar 1974 zog sich der Kreativspieler in einem Match gegen die Queens Park Rangers ein letztes Mal das Manchester-United-Trikot über. Seine Traumkarriere endet nach 466 Pflichtspielen und 178 Treffern. Sechs Saisonen lang war er der beste Torjäger der „Red Devils“ gewesen. 1968 konnte er mit 28 Toren sogar englischer Torschützenkönig werden. „Es gibt nur eine Person, die George Bests Karriere ruiniert hat: Das war George Best“, sagt sein ehemaliger United-Trainer. Bezeichnend, dass es auch für den englischen Rekordmeister bergab ging, als Best das Schiff verließ. Im selben Jahr musste United absteigen.
The Beauty, the Best and the Brandy
Best „flüchtete“ nach Südafrika, doch sein Aufenthalt bei der Jewish Guild of Johannesburg war nur von kurzer Dauer. Auch Stockport County und Cork Celtic blieben Zwischenstation. Der mediale Druck wurde für den damals 27-jährigen immer belastender und Best floh schließlich endgültig in Richtung Sonne: 1976 unterschrieb er einen Vertrag bei den Los Angeles Aztecs, um in der nordamerikanischen Profiliga zu kicken. Doch wo sich einst ein schlaksiger Pilzkopf elegant über den Rasen bewegte, lief nun ein schwerfälliger Mann, der sein Gesicht hinter einem Vollbart versteckte. Seine austrainierten Bauchmuskeln, die von seinen vielen Damenbekanntschaften auch als Waschrumpel für deren Strumpfhosen benutzt hätten werden können, gehörten der Geschichte an.
Vielleicht ist Los Angeles nicht der beste Aufenthaltsort für jemanden, der ein Alkoholproblem hat, doch Best schien sich zunächst gut einzuleben und die Schatten der Vergangenheit hinter sich zu lassen. „Es war wie auf Urlaub zu sein und nebenbei Fußball zu spielen.“, berichtet Harry Redknapp. George schöpfte wieder Kraft, er gewann seine alte körperliche Stärke zurück und fand die Spielfreude wieder, die er in England so schmerzlich vermissen ließ. Besonders seine neu gewonnene Anonymität führte dazu, dass er seine Freizeit endlich genießen konnte. Ein Gefühl, dass der Popstar Best schmerzlich vermisst hatte.
Best heiratete 1978 Angela McDonald, ein britisches Model, die beiden bekamen einen Sohn. „Ich versuchte normal zu leben. Ich verdiente viel Geld und ich war mit Angela zusammen. Wir hatten ein wunderschönes Haus in San Jose mit einem netten Auto. Aber ich wollte nur ausgehen, alleine sein und trinken.“, schilderte der Kultfußballer seine Lage Jahre später. Die Krankheit hatte schon zu sehr von ihm Besitz ergriffen und nach einem kurzen, hoffnungsvollen Aufflackern fand Best wieder zu seinem „besten Freund“ Jim Beam zurück.
Angie Best begriff nicht, dass ihr Ehemann externe Hilfe benötigte: „Es war wie mit einem Engel und Teufel zugleich zusammenzuleben.“ „Alkohol war von Anfang an ein Problem. […] Ich dachte, er wäre nur so ein typischer Bursche und müsste sich erst einmal niederlassen und bemuttern lassen. Ich kann nach ihm schauen, mich um ihn kümmern und ihn ändern. Ich hatte das Florence-Nightingale-Syndrom“, ließ sie die Geschehnisse später Revue passieren. Als bezeichnendes Schlüsselerlebnis erzählte das Ex-Model von einer Fahrt mit dem Auto durch San Jose, wo Best seit 1980 für die San Jose Earthquakes kickte: Angie gondelte mit ihrem einjährigen Sohn im Wagen durch die Straßen, als sie plötzlich mitten auf der Straße eine schwankende Person entdeckte, die sie zunächst für einen Obdachlosen hielt. Erst später, sei ihr aufgefallen, dass es sich um ihren eigenen Mann gehandelt habe. Angie warf George postwendend hinaus, damit sich dieser in England einer Entziehungskur unterziehe. Best wäre aber nicht Best gewesen, wenn er nicht schleunigst neues Glück gefunden habe: Für die yellow press war seine Affäre mit der damaligen Miss World Mary Stävin ein gefundenes Fressen. 1986 wurde die Ehe Best geschieden.
Trotzdem er nie völlig gesund wurde, versuchte sich der Nordire noch bei dreizehn verschiedenen Klubs. Von Hong Kong über Edinburgh bis Brisbane war George Best aktiv. Allerdings lebte er nur noch von seinem Ruf und konnte in diesen wenig repräsentativen Ligen kaum mehr etwas bewegen. 1984 machte er für Tobermore United sein letztes Spiel, im selben Jahr musste er wegen Trunkenheit am Steuer für wenige Monate ins Gefängnis. Schon zwei Jahre zuvor meldete der einstige Millionär Bankrott an. „Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben … Den Rest habe ich einfach verprasst.“, stellte er treffend fest. Der tiefe Fall eines Weltklassespielers.
George braucht den BESTen Doktor
Für den Belfaster gilt leider: Einmal nass, nie wieder trocken. Immer wieder erklärte er dem Alkohol abgeschworen zu haben und immer wieder trank er öffentlich. Im September 1990 erschien er angesäuselt in der Talkshow „Wogan“ und löste damit scharfe Proteste der Zuschauer aus. Selbst nach seiner Lebertransplantation im Jahre 2003 konnte der Ex-Profi nicht die Finger vom Brandy lassen. Nur wenigen Leuten war bekannt, dass auch Bests Mutter Alkoholmissbrauch betrieb. Sie starb 1978, damals begab sich ihr Sohn erstmals in Behandlung. Doch was soll der beste Arzt ausrichten, wenn der Patient nicht hören will? „Ich mag den Geschmack und ich mag das Gefühl. Alkohol macht mich selbstbewusster.“, so beschrieb „Georgie“ mit einfachen Worten sein Suchtproblem.
Best, der seit 1995 mit einer 26 Jahre jüngeren Stewardess in zweiter Ehe verheiratet war, wurde öffentlich mit Vorwürfen häuslicher Gewalt konfrontiert. „George war eine Vollzeitbeschäftigung.“, sagte Alex Best, die sich ein Jahr vor Georges Tod von ihm scheiden ließ. Einer Kellnerin soll Best einst die Nase gebrochen haben.
Eigentlich ist George Best in seiner Karriere nicht richtig „Achterbahngefahren“, eher ging es nach dem Erreichen eines Meilensteines für ihn stetig bergab. Dennoch erlebte er immer wieder kleine Höhepunkte: Als er beispielsweise in Los Angeles zum Starstürmer aufstieg und in seiner ersten Saison Torschützenkönig wurde. Auch während seines Engagements beim FC Fulham (1976-1977) in der zweiten englischen Liga spielte der Nordire wieder auf passablem Niveau. „Es gibt Zeiten, wo ich denke: „Du warst so dumm.“ Ich habe viele Leute hängen lassen, besonders meine Familie und meine Freunde.“, sagte Best in einer Dokumentation kurz vor seinem Tod. Gleichzeitig äußerte er trotzig: „Ich werde mich nicht ändern, ich bin 57 Jahre alt. Take it or leave it!“
Nach seiner Lebertransplantation musste er schwere Medikamente nehmen, die schließlich zu Nierenproblemen führten. Im Oktober 2005 wurde George Best in das Cromwell Hospital in London eingeliefert. Dort verstarb einer der bekanntesten und begabtesten Fußballer der neueren Zeit am 25. November 2005 an Multiorganversagen. Der kickende Frauenheld zahlte teuer: Er hatte ein Millionenvermögen verspielt und versoffen, eine Weltkarriere aufgegeben und verließ diese Welt noch vor seinem sechzigsten Geburtstag.
An einem regnerischen Tag wohnten 100.000 Fans seinen Begräbnisfeierlichkeiten in Belfast bei, die eigentliche Beisetzung fand schließlich im engsten Kreis statt. Die Stadt Belfast benannte ihren Flughafen nach dem großen Sohn der Stadt, eine Million Fünf-Pfund-Noten mit Bests Konterfei wurden von einer nordirischen Bank zu seinem ersten Todestag in Umlauf gebracht.
Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll, wenn man sich angesichts dieses Endes eines von Georges BESTen Zitate durch den Kopf gehen lässt: „1969 habe ich Frauen und Alkohol aufgegeben – das waren die schlimmsten zwanzig Minuten meines Lebens.“
Marie Samstag, abseits.at
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Marie Samstag
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